"Ich will so kaputt gehen, dass mich keiner mehr kaputt machen kann"
Ich hatte euch vor kurzem eine sehr schwache/emotionale Seite gezeigt und die werde ich heute auch wieder preisgeben, allerdings ist für mich die Geschichte schlimmer als die zuvor..
Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als ich erfuhr, dass sich mein Onkel das Leben genommen hat.
Ich hatte mit meiner Mutter bei ihrem Freund geschlafen und wachte auf. Ich hörte im Schlafzimmer meine Mutter, sie telefonierte mit weinender und zittriger Stimme. Ich war gerade 16 Jahre alt und hatte Anstand, vorher an die Schlafzimmertür zu klopfen, aber wie ich die Wörter "David" "tot" gehört habe, haben mich alle Geister verlassen und ich stürmte ins Schlafzimmer.
Ich hatte mal wieder gehört "Mäuschen du musst jetzt stark sein", aber diesmal nicht von meinem Vater...
Die Worte von meiner Mutter haben sich in mein Herz eingebrannt und wenn ich heute noch daran denke, kommen mir die Tränen. Sie wollte mir behutsam sagen, dass sich mein Onkel umgebracht hatte, aber ich kam ihr zuvor, denn ich schrie die ganze Wohnung voll, was mit David los sei.
Ich hab nur noch die Wörter "Er ist tot aufgefunden worden" wahrgenommen.
Wie von allen Geistern verlassen, rannte ich auf den Balkon und rauchte mal eine. Ich zitterte, hatte keine klaren Gedanken und wusste nicht, was ich sagen sollte. Denn dann wars für mich auch schon zu spät - ich brach in Tränen aus und bin in der Balkontür zusammengebrochen.
Ich war die nächsten Tage nicht mehr zurechnungsfähig. Dadurch, dass ich schon psychisch vorbelastet bin, bekam ich gleich eine doppelte Dosis an Beruhigungsmittel - dass ich überhaupt zum Begräbnis gehen darf.
Ich hatte meinen Onkel am 26.12.2012 das letzte mal gesehen, am 30.12.2012 hatten wir ihn erschossen in seiner Wohnung gefunden, am 04.01.2013 bin ich freiwillig ein weiteres mal in die Psychiatrie gegangen und schlussendlich habe ich ihm am 07.01.2013 die letzte Ehre erwiesen ...
Mein Onkel, er wollte nicht mehr leben - er hatte sich durch einen Kopfschuss das Leben genommen. Es war auch von ihm nicht unüberlegt, denn es war sicherheitshalber eine 2te Patrone in der Waffe.
"Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz!"
Ich bin wieder freiwillig in die Psychiatrie gegangen, weil der Gedanke"wieso schafft ers und ich nicht" wieder aufgetaucht war. Ich war weitere 3 Wochen in der Psychiatrie und habe mich dann auf Revers selber entlassen. Ich habe bis heute noch diese Gedanken im Kopf.
Keiner weiß von uns, wieso er nicht mehr leben wollte, das hat er mit ins Grab genommen. Wie mein Onkel immer so schön gesagt hat "nur die besten sterben jung".
Auf dem Begräbnis waren nur die engsten Verwandten. Meine Schwester und ich waren die einzigen Nichten und sein bester Freund war bei uns, wir haben ihm, auf seinen Wunsch hin das letzte erfüllt - nicht traurig zu sein und bei dem Lied "Böhse Onkelz-Nur die besten sterben jung" begannen wir verdammt laut zu singen, aber im Endeffekt brachten wir kein Wort heraus.
Ich feiere seit dem kein Silvester mehr, weil ich es einfach nicht schaffe. Ich habe es bis heute erst einmal auf das Grab geschafft, ich bin dazu noch nicht bereit. Es schmerzt einfach zu sehr zu wissen, dass ich um mein Leben kämpfe und er es einfach beendet hat.
"Die Zeit heilt Wunden, doch vergessen kann ich nicht, die Zeit heilt Wunden,doch ich denke oft an dich. Ganz egal, wo auch du jetzt bist, du weißt so gut wie ich, irgendwann sehen wir uns wieder - in meinen Träumen in unseren Liedern." - Böhse Onkelz