Scheidung, wenn das Kind vom gewohntem Umfeld herausgerissen wird. Die Sicht eines Scheidungskindes (Borderline/Persönlichkeitsstörung)

"An allem was man sagt ist was dran." - Clueso, Gewinner

Ja, ich bin ein Scheidungskind. Ja, ich weiß, es war das Beste für meine Mutter – und für meinen Vatern. Ja, ich akzeptiere die Scheidung -

ABER WAS ICH NICHT AKZEPTIERE IST, DASS ICH ALLES AUFGEBEN MUSSTE, WAS MIR LIEB WAR.

Wenn sich 2 Menschen nicht mehr lieben, sollten sie sich trennen, anstatt ewig so weiterzumachen. Eltern sollten niemals nur wegen den Kindern zusammenbleiben. Umso jünger die Kinder sind, umso leichter ist es. Ich wurde ein Scheidungskind mit 15. Meiner Meinung nach, ist das so ziemlich das schwierigste Alter, um einem Kind zu sagen, dass sich die Eltern scheiden.

Meine ganze Krankengeschichte fing ab den Zeitpunkt an zu brodeln. Ich bin gerade 15 Jahre geworden und hatte defintiv andere Sachen im Kopf als die Scheidung meiner Eltern. Ich habe mich damit abgefunden. Meine Schwester und ich merkten es sowieso schon die letzten paar Monate davor, dass etwas im Raum stand, aber nicht ausgesprochen wurde. Also da war ich, in meiner vollsten Pubertät, hatte die Polytechnische Schule im Kopf und war auch beschäftigt, mir eine Lehrstelle zu suchen, natürlich waren Jungs bei mir auch aktuell.

Wir wohnten in einem großen Ort und hatte meine Freunde natürlich in meiner Umgebung, ich bin zu meinen Vater gezogen, der im Ort geblieben ist. Meine Mutter ist auf's Land zu meinen Großeltern gezogen.

Mein Vater lernte seine jetzige Frau kennen und die wollte in einem Nachbarort in das Haus ihrer Mutter ziehen. Anfangs freute ich mich sehr auf den Umzug, denn ich bekam ein viel größeres Zimmer und es war ein Haus. In dieser Zeit hatte ich gerade meine Lehre angefangen als Bürokauffrau. Meine Lehrstelle war ca. 30 km von dem Wohnort entfernt.

Ich zog also mit meinem Vater und seiner Freundin in das Haus im Nachbarort.

Wie ihr aus früheren Blogbeiträgen bereits schon wisst, bin ich mit seiner Freundin nicht zurrecht gekommen und so passierte auch schnell, dass ich auf der Straße gestanden bin. Meine Stiefmutter hatte mich mit 40 Grad Fieber auf die Straße gesetzt und meinem Vatern war das egal. Mich nahm meine Mutter auf, ich war also am Land. Meine Mutter oder auch mein Großvater musste mich JEDEN TAG 10 km zur nächsten Bushaltestelle fahren, hab ja bereits mit der Arbeit angefangen.

Trotzallem habe ich meine Freunde immer regelmäßig gesehen. Ich hatte also auch gewissermaßen noch meine Freiheiten und Blödsinn im Kopf, aber das sollte sich schneller ändern als gedacht..

Denn meine Mutter beschloss, vom Land in einen Ort zu ziehen, der 40 km weit weg von meinen Freunden ist..

Ich hatte in meinem alten Heimatort meine Freunde und meine Clique. Meine Clique war das wichtigste für mich, wir sahen uns jeden Tag. Als Jugendliche haben wir natürlich Blödsinn angestellt. Ich konnte bei meinen Freunden einfach ich sein, egal wieviel Stress ich hatte... Aber plötzlich musste ich wegziehen? in einen fremden Ort? wo ich keinen kenn? - FÜR MICH UNVORSTELLBAR.

Ich musste mich also neu sortieren, neuen Anschluss bekommen und jetzt jeden Tag 60 km in die Arbeit fahren. 120 km für die Arbeit am Tag, ist sehr viel. Für manche kaum vorstellbar, für mich pure Realität.

Ich zog also in diesem Ort und kannte keinen. Meine Freunde 40 km weg von mir. Ich konnte mich nicht einfach spontan mit ihnen treffen. Von nun an musste alles geplant sein. Durch die entlegene Arbeit fand ich bis heute keinen Anschluss, in dem für mich immer noch fremden Ort.

Aber wie sollte ich auch Anschluss finden, wenn ich um 5.50 Uhr außer Haus geh und um 19.00 Uhr am Abend heimkomme?

Sollte ich meine Arbeit aufgeben und in der Nähe eine suchen? Nein, die kleine Chrissi hat sich geschworen, dass sie das schafft.

PS.: Ich habe auch in diesem Betrieb meinen Abschluss gemacht hab trotz der Entfernung!!!!!!!!!!!!!!!!!

Viele Freunde von meiner Clique bin ich nun fremd.. Ein junges quirrliges Mädchen musste ihre gewohmte Umgebung aufgeben, um die Eltern zufrieden zu stellen bzw. dass ich nicht unter der Brücke schlafen muss..

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Ich habe meiner Mutter bis heute noch nicht gesagt, dass ich mich nach 2 Jahren in dem Ort immer noch fremd fühle.

Meine Freunde sind in meinem Heimatort wo ich aufgewachsen bin, dennoch habe ich nicht mehr zu vielen Kontakt.

Sehe ich jemanden aus der alten Clique, wenn ich mal dort bin, freut sich jeder, dass ich da bin.

Mein besten Freund und meine beste Freundin waren früher meine Nachbarn, jetzt sind sie immer noch 40 km von mir weg. Aber die 2 sind

bis heute noch das wichtigste für mich. Meinen besten Freund (er hat den Führerschein) sehe ich bis heute 2-4x in der Woche und er ermöglicht mir, dass ich meine alten Freunde sehe.

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Duni

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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