Was sich am 21. August 2015, in einem Schnellzug von Amsterdam nach Paris abspielte, ist vermutlich Hollywood reif. Der Zug befand sich gerade auf seinem Weg in die französische Hauptstadt, als zwei Passagiere einige seltsame Geräusche aus der Toilette vernahmen. Möglicherweise hätten es normale Passanten für eine Fehlfunktion des Transportmittels erachtet. Bei den angesprochenen Menschen (ich werde sie in Zukunft Helden nennen) handelt es sich allerdings um Mitglieder der US-Streitkräfte. Es wird vermutlich an ihrem geschulten Ohr gelegen haben, dass sie jene Geräusche sofort als entsichern einer Schnellfeuerwaffe wahrnahmen.
Nun, werter Leser, stellen Sie sich vor Sie währen in dieser Situation. Sie befinden sich in einem Raum aus dem es streng genommen kein Entkommen gibt. Ja, sie könnten die Notbremse betätigen… mit welchem Erfolg? Der Zug würde ruckartig zum stehen kommen, doch hätte der Attentäter genug Zeit die panisch zu den Ausgängen strömenden Menschen kaltblütig zu ermorden. Sie hätten natürlich auch das Personal kontaktieren können. Wieder Frage ich, mit welchen Folgen? Vermutlich wären Minuten verstrichen, wertvolle Minuten in denen der Schütze in den Gang geschritten wäre. Und selbst wenn Sie rechtzeitig die Zugverantwortlichen erreicht hätten… was wäre die Konsequenz? Wenn man Ihre Warnung denn überhaupt ernst genommen hätte, die einzigen Konsequenzen wären, dass man entwederA.) einen Not Stopp hingelegt (dieses Szenario hatten wir schon), oder B.) die Polizei zu verständigt hätte, welche einen beim nächsten Bahnsteig empfangen würde. In beiden Fällen wäre es zu einem nicht aus zu denkendem Blutvergießen gekommen.
Doch in diesem Fall nahm das Schicksal eine glückliche Wendung.
Die Szene ist schwer zu beschreiben: Eine New Yorkerin berichtete, sie habe „Schüsse, vielleicht zwei oder drei“ gehört ehe jemand zusammengebrochen, und ein Mann in einem grünen Shirt auf den Angreifer gesprungen sei und diesen zu Fall brachte. Daraufhin leisteten weitere ihm Beistand. Bei dem Mann in Grün handelt es sich dabei entweder um Anthony Sadler, Alek Skarlatos oder Spencer Stone. Genaueres ist gegenwärtig nicht sicher.
Sicher dürfte allerdings sein, dass hier ein Massaker verhindert wurde. Durch das beherzte Eingreifen von Menschen.
Ich habe mich an dieser Stelle oft gefragt wie ich wohl reagieren würde und bin zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen. Die Hoffnung, ich hätte ebenso reagiert, weicht oft der leisen Vermutung, dass ich vielleicht zu viel Angst hätte. Ich will mir nichts vormachen. Ich weiß einfach nicht wie ich reagieren würde. Und genau diese Frage möchte ich an SIE stellen. Wie hätten Sie reagiert? Hätten Sie trotz der geladen Kalaschnikow gehandelt und den Mann überwältigt? Oder hätten sie sich in Ihren Sitz gekauert, in der Hoffnung die Kugeln würden Sie verfehlen?
Auf dies alles gibt es keine Antwort. Mit Sicherheit kann man nur eines sagen: Nämlich dass am 21.08.2015 ein paar Helden zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, sich ein Herz fassten und ein Blutbad verhinderten.
Ich war mir lange nicht sicher ob es diese Sorte Menschen noch gibt. Personen die ihr Leben aufs Spiel setzen, um das Anderer zu bewahren. Oft dachte ich, dass diese mit den Oskar Schindlers, den Anne Franks, und all den anderen berührenden Persönlichkeiten verschwunden wären. Doch dieser Tag hat mich eines Besseren belehrt. Es gibt sie immer noch - HELDEN