Es gibt im deutschsprachigen Raum vermutlich wesentlich mehr Menschen die unter Essenseinschränkungen in Form von Kau- und/oder Schluckstörungen leiden, als Menschen mit tatsächlichen Lebensmittelunverträglichkeiten oder –allergien. Während dieser zweiten Gruppe lobenswerter Weise in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, genauso wie Menschen mit besonderen Ernährungsformen, wie Veganer oder Vegetarier. Die Gastronomie hat dies in den letzten Jahren zu Kenntnis genommen und würdigt derartige Gäste mit Kennzeichnungen der Lebensmittel und speziellen Rubriken für Fleischlos-Esser.
Bedauerlicherweise wird nicht erkannt, dass ca. 25 % der Bevölkerung zumindest über einen längeren Zeittraum von größeren Störungen des Kau und Schluckaktes betroffen sind. Dazu zählen Patienten nach Schlaganfällen, mit Alzheimer oder Parkinson, mit Kopftumoren, außerdem Menschen mit schlecht sitzenden Zahnersätzen. Und auch hochbetagte Menschen, deren Kaukraft und Schluckvermögen nachgelassen hat. Wer sich Implantate setzen lässt, weiß, dass er monatelang mit Einschränkungen zu rechnen hat. Selbst die Extraktion von Weisheitszähnen kann für Tage bedeuten nicht richtig essen zu können. Auch Erkrankungen im Halsbereich führen oft zu vermindertem Essgenuss.
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Diese Störungen und Einschränkungen führen gerade in der Gastronomie ein Schattendasein. In der gehobenen Gastronomie ist es kein Problem seine Wünsche zu äußern und dementsprechend bedient zu werden. Aber gerade in Lokalen, die häufig von Familien besucht werden, erfährt man sehr oft sehr wenig Flexibilität. Als Betroffene würde ich mir wünschen, dass man auf Speisekarten viel mehr weiche Speisen vorfinden würde. Es wäre ein leichtes dies unauffällig umzusetzen und es bedarf keiner eigenen Rubrik. Aber Mousse, Panna Cotta, gebundene Suppen und weiche Terrinen kann man unauffällig auf jede Speiskarte setzen und sind auch bestens für Normalesser geeignet. Tatar ist ja erfreulicherweise seit einiger Zeit wieder sehr beliebt geworden, das ist oft die einzige Möglichkeit um Fleisch in nichtpürierter Form zu essen.
Es gibt keine fixen Richtlinien, was Menschen mit derartigen Einschränkungen essen können, es gibt mehrere Stufen dieser Behinderung. Aber mit ein wenig Kreativität würden viele Wirte wieder Menschen mit derartigen Störungen als Gäste gewinnen können. Menschen mit Kau- und/oder Schluckstörungen sagen ungern, dass sie Probleme mit der Nahrungsaufnahme haben, wer erklärt schon gerne, dass die Dritten nicht gut sitzen, und isolieren sich deshalb ungewollt vom sozialen Leben. Wir werden immer älter, noch nie gab es eine so hohe Lebenserwartung wie heute. Hohes Alter bedeutet oft auch Einschränkung, dies sollte man aber nicht mit Isolation gleichsetzen. Es wird Zeit, dass sich die Gastronomie auch auf diese Gäste einstellt. Das wäre wünschenswert.