Der 1.September ist in meinem Bloggerleben ein besonderer Tag. Mein Foodblog Geschmeidige Köstlichkeiten hat heute vor drei Jahren das Licht des Internets erblickt. Mein Blog ist aus meiner eigenen Betroffenheit entstanden. Damals im Sommer 2012, ein Jahr nach meiner Krebserkrankung, hat mich die Ehefrau eines anderen Patienten nach Rezepten gefragt, die für Menschen mit Kau- und Schluckstörungen geeignet wären. Eigentlich hatte ich damals die sehr ehrgeizige Idee ein Kochbuch zu gestalten. Dies erwies sich zu dem Zeitpunkt aber sehr schnell als undurchführbar. Eine Freundin meiner Schwester gab mir den Tipp, doch einfach einen Blog zu starten. Blog! Das war für mich entweder eine Internetseite mit persönlichen politischen Meinungen oder eine Selbstdarstellerplattform für Frauen mit übermäßigem Kleiderkaufzwang.
Trotzdem bastelte ich an einem sehr verregneten Samstagnachmittag, eben diesen 1. September 2012, das wohl hässlichste Foodblog-Layout im deutschsprachigen Raum. Erstaunlicherweise wurde die Seite in diesem September 1800 Mal aufgerufen. Vermutlich deshalb, weil ich mein ganzes persönliches Umfeld damit gequält habe.
Heute kann ich behaupten, dass mein Blog mein Leben in den letzten drei Jahren grundlegend verändert hat. Er ist für mich ein großer Teil meiner Tagesstruktur, er erlaubt mir ein kleines Taschengeld zu meiner nicht gerade berauschenden Berufsunfähigkeitspension zu verdienen. Ich habe dadurch auch im realen Leben viele Menschen getroffen, die ich vermutlich nie kennengelernt hätte. Ja, ich wäre auch niemals hier bei Fisch und Fleisch gelandet, weil ich nicht auf die Idee gekommen wäre über meine Krebserkrankung zu schreiben.
Nach drei Jahren in der Foodbloggerszene habe ich auch noch einen zweiten Blog, claudiaontour, gestartet, der von meinen vielen Ausflügen berichtet und noch sehr in den Kinderschuhen steckt. Aber ich habe eine relativ große Reichweite und viele Follower auf diversen Social Media Kanälen. Und dieses Potenzial möchte ich nutzen, um die Aktion #bloggerfuerfluechtlinge zu unterstützen. Ich bin schon seit längerem in der Flüchtlingshilfe tätig und finde es unglaublich wichtig, dass in der Gesellschaft dieses umfassende Thema, das uns alle betrifft, positiv beachtet wird. Es kann nicht sein, dass Hasspostings von besorgten Bürgern über Hand nehmen. Die Gesellschaft sollte solidarisch mit den hier gelandeten Menschen sein, denn dadurch können wir alle verstehen, welche Bewegung derzeit in Europa stattfindet. Zuhause hinter dem Bildschirm sitzen und Hass versprühen hilft niemandem, auch nicht den Schreibern.
Wenn man schon nicht persönlich helfen möchte, dann sollte man sich zumindest solidarisch zeigen und sich von Negativem distanzieren. Ich persönlich unterstütze trotz meiner Sprachbehinderung Flüchtlinge als Sprachtrainerin und versuche auch bei der sozialen und kulturellen Integration behilflich zu sein. Diese freiwillige Arbeit erweitert den Horizont ungemein und beschert auch viele schöne Momente, trotz des tragischen Hintergrundes.
Vielleicht kann sich auch der eine oder andere hier auf Fisch und Fleisch für diese Aktion erwärmen und in welcher Form auch immer daran beteiligen.