Krebs und Angehörige; warum sie und nicht ich?

Vor einigen Tagen habe ich über ein Erlebnis mit dem weniger erfreulichen Verhalten eines krebserkrankten Patienten erzählt. Es gibt jedoch genügend schöne Begegnungen im Zusammenhang mit Betroffenenbegleitungen. Eine davon war bei einem meiner allerersten Zusammentreffen mit einer Betroffenen.

Ich wurde von der Logopädin ersucht eine Dame in meinem Alter mit einem sehr identen Krankheitsverlauf auf der Station zu besuchen. Die Logopädin begleitete mich einige Tage später in das Zimmer, in dem die Dame für die nächsten Wochen untergebracht war. Auch ihr Mann war anwesend. Frau K. war erst einige Tage zuvor operiert worden und ihren traurigen Augen war eine ziemliche Verzweiflung und wenig Zuversicht anzusehen. Sie konnte auch kaum sprechen und war nahezu unverständlich. Ihr Mann, wie ich erfuhr seit kurzem erst in Pension gegangen, übernahm die Übersetzerfunktion. Er erzählte mir, dass man für die viele freie Zeit die durch seine Pensionierung vorhanden wäre wirklich anderes geplant hätte, als diese scheußliche Erkrankung. So wolle man mit dem Wohnmobil reisen und Europa besichtigen.

Obwohl Herr K. eine eher dominante und autoritäre Persönlichkeit zu sein schien, was vermutlich mit seinem ehemaligen Beruf zu tun hatte, verspürte ich eine ehrliche, große Sorge und auch Hilflosigkeit in unserem Gespräch. Ich konnte all diese Befürchtungen und Ängste sehr gut nachvollziehen, da ich ja kaum ein Jahr davor in einer sehr ähnlichen Situation war und oftmals nicht wirklich sicher war, wie meine Zukunft aussehen würde. Wenn man mit einem aufgeblasenen Kopf, einer demolierten, verschwollen Zunge und einem zerschnitten Hals im Bett liegt, fehlt einem manchmal der Glaube, wieder in einen halbwegs normalen Alltag zurückkehren zu können. Es kommt bei vielen Patienten auch noch die große Angst vor dem Sterben dazu. Auch heute noch hat das Thema Krebs etwas Todbringendes anhaftend.

Ich versuchte in diesem ersten Gespräch, dem noch sehr viele folgen sollten, Mut zu zu sprechen, Angst zu nehmen und auch zu verdeutlichen, dass trotz eines steinigen Weges, ein lebenswerter Alltag wieder möglich werden kann, auch wenn er sich von dem gewohnten unterscheidet. Besonders betroffen machte mich die Aussage von Herrn K., der offenbar mit dem Leid seiner Frau nur sehr schwer umgehen konnte.Frau Braunstein, ich täte alles machen um meiner Frau zu helfen, wenn ich könnte, tät ich ihr die Krankheit abnehmen. Warum nur hat es sie getroffen und nicht mich? Es verdeutlicht mir wie wichtig verständnisvolle, sorgende Angehörige für die Patienten sind. Herr K. hat seiner Frau sehr viel Kraft durch seine Unterstützung gegeben, auch wenn für ihn manche Situationen damals nicht bewältig bar schienen.

Jetzt sind bald drei Jahre vergangen. Ich habe immer noch einen regen Kontakt mit dem Ehepaar K. und ich freue mich ganz besonders wenn ich ihre ausgedehnten Reisen im Wohnmobil quer durch Europa auf Facebook verfolgen kann.

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chris93

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Bluesanne

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Veronika Fischer

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Silvia Jelincic

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