Krebs und pseudowissenschaftliche Empfehlungen

Obwohl ich mir schon vor längerer Zeit ein Verbot für eigenartige Krebs-Foren- und Facebookgruppen selbst auferlegt habe, kann ich es nicht wirklich lassen ab und an wieder einmal einen Blick in derartige Gruppen zu machen. So geschehen heute Morgen.

Eine Frau in den 30ern berichtet über die erschütternde Diagnose, sie habe hormonell bedingten Brustkrebs und während des Untersuchungsmarathons habe sich noch dazu herausgestellt, dass sie auch schwanger sei. Man hätte ihr zu einem Abbruch geraten und auch vermittelt, dass sie nach erfolgreicher Therapie ja immer noch schwanger werden könnte. Nun stünde sie vor der unvorstellbar schwierigen Entscheidung für oder gegen eine Fortführung der Schwangerschaft.

Was mich neben diesem sehr tragischen Schicksal genauso betroffen macht, sind diese unfassbaren Antworten und Empfehlungen die dieser Frau gegeben werden. Nicht nur die Einnahme von Aprikosenkernen, die unter manchen Alternativmedizinern immer ganz gerne empfohlen werden, auch Cannabis wurde nahegelegt, Darmspülungen und positive Gedanken an den Tumor versenden. Aber der absolute Gipfel stellte für mich folgender Kommentar dar, *ach, meine Oma hatte auch Brustkrebs, die hat dann das Alu-Deo weggelassen und alles war weg. * Es wäre wirklich begrüßenswert, wenn das Weglassen von Alu-Deos eine sofortige und umgehende Heilung sämtlicher Karzinomarten bringen würde. Dem ist aber leider nicht so, man weiß zwar um die Schädlichkeit von derartigen Deos, aber Heilung durch Weglassen ist medizinisch bisher meines Wissens nicht belegbar.

Ich frage mich, was denken sich Menschen bei solchen Aussagen, vor allem Neu-Patienten gegenüber, die noch unter dem Schock der Diagnose stehen, oft mit dem Thema Krebs noch nie befasst waren und für sich erst einmal lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in dieser Situation alle erdenklichen Möglichkeiten ausschöpfen möchte, um an möglichst viele Informationen zu kommen. Ich kann als Langzeitüberlebende und Betroffenenbegleiterin immer wieder nur darauf hinweisen, gerade in der ersten Akutphase um solche Pseudo-Expertengruppen einen ganz großen Bogen zu machen. Intensive Gespräche mit Fachleuten und Einholung von Zweitmeinungen sind immer noch die beste Empfehlung. Das heißt nicht, dass ich Alternativmedizin gänzlich ablehne, im Gegenteil, als Ergänzung zur klassischen Medizin kann sie durchaus dienlich sein. Größte Vorsicht sollte man immer bei Laien-Empfehlungen die jenseits jeglicher Wissenschaft stattfinden, haben. Ja es gibt sie tatsächlich, die unerklärlichen Spontanheilungen und überlebenden Totgesagten, aber darauf würde ich mich nicht verlassen wollen.

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Margaretha G

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