Krebs und Sprüche, die man nicht hören möchte

Vor einigen Tagen hat die bekannte Journalistin Anneliese Rohrer zum Thema Krebs und muntere Worte geschrieben. Das veranlasst mich nun ein wenig Einblick auf meine subjektiven Erfahrungen mit vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen zu gewähren.

Das große Wort Kampf.  Ich versuche dieses Wort tunlichst zu vermeiden, auch wenn mein Weg retour sich mehrfach als wirklicher Kampf darstellte. Oft genug habe ich gehört, ich solle und dürfe den Kampf nicht aufgeben. Der erstaunlichste Satz war für mich „ Wer, wenn nicht du, kann diesen schweren Kampf gewinnen. Du warst immer stark und musst es jetzt auch sein.“ Das machte mich auch wütend. Selbst in dieser sehr dramatischen Situation wurde mir Schwäche vermeintlich nicht zugestanden. Natürlich wollte in Wahrheit niemand, dass ich unter Druck gerate, und trotzdem fühlte ich es genauso. Ich empfand das damals wirklich als Auftrag, dem ich mich stellen musste.

Du schaffst das schon! Auch das ist eine Aussage, die Patienten leicht unter Druck setzt. Es gibt trotz allergrößtem Optimismus auch Situationen, in denen man manchmal vermutet man würde die Erkrankung einfach wirklich nicht mehr bewältigen.

Ein Satz der mich heute noch sehr aufwühlt, lautet "Ich kann dich ja so gut verstehen". Selbst als Betroffene würde ich einen anderen Patienten niemals mit dieser Aussage konfrontieren. Manche Situationen kann man als Angehöriger, Mediziner oder Pflegender wirklich nicht nachvollziehen und auch nicht verstehen.

Was mir persönlich nie nahegelegt wurde, aber des öfteren von anderen Patienten höre: „ Reiß dich doch zusammen!“ Das empfinde ich als absolute Frechheit und auch in keiner Weise hilfreich, selbst wenn ein Patient sich wirklich hängen lässt.

Auch sehr charmant sind folgende Aussage: „ Das haben andere auch durchgestanden.“ „ Sei froh, dass die Medizin schon so weit ist, vor ein paar Jahren hätte das ganz anders ausgesehen.“ „ So schlecht schaust du eh gar nicht aus.“

Und das wohl unpassendste Statement:„ Haben sie geraucht? Naja, dann kann mir sowas Gott sei Dank eh nicht passieren.“

Das sind nur einige Sprüche mit denen ich seit meiner Erkrankung konfrontiert wurde. Auch von Menschen die im medizinisch, pflegerischen Bereich tätig sind. Manchmal empfand ich solche Aussagen, als sehr kränkend. Für andere Betroffene mögen wiederum andere gut gemeinte Ratschläge sehr verstörend wirken.

Es gibt keine Empfehlungen was man sagen kann und was man besser bleiben lassen sollte, denn jeder Betroffene, dazu gehören auch die Angehörigen, hat einen anderen Umgang mit traumatischen Situationen.

Mich hat es auch sehr verwundert, dass mich in der Zeit, als ich nach Monaten wieder unter Menschen gehen konnte, kaum jemand gefragt hat, wie es mir gehen würde, wenn man sich zufällig irgendwo traf. Da geht es wohl darum, dass sehr viele Menschen vor der Konfrontation mit Krankheit Angst haben und einem Gespräch darüber ausweichen wollen.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass meine Familie meistens die richtigen Worte gefunden hat, oder auch einfach nichts gesagt wurde. Auch das kann hilfreich sein. "Mama wir brauchen dich noch!" , das war für mich eine persönliche Motivation.

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