Kürbiskernöl liebt man oder man findet es schlichtweg ungenießbar, dazwischen gibt es kaum Verhandlungsspielraum. Ich erinnere mich an meinen Großvater, ein gebildeter, eleganter Herr, der beim Anblick des frisch gelieferten Kernöles jedes Mal die Aussage "du mit deiner Wagnschmier" an meine aus der Steiermark gebürtige Omi richtete. Somit gab es in meiner Kindheit streng getrennte Salatfraktionen. Die Sonnenblumen/Hesperidenessig-Dressing-Esser und die Wagenschmiere-Fanatiker. Kernöl gab es nur ganz selten, da war man abhängig von Verwandtenbesuchen aus der Südsteiermark und die waren nicht sonderlich gehäuft. Das schwarze Gold landete zumeist auf grünem Salat, manchmal auf Paradeisern, wenn es die Jahreszeit erlaubte. Und selten aber doch, gab es Rindfleisch mit Zwiebel und Kernöl, eher aber noch die günstigere Variante mit Speckwurst. Damals in den 70ern des vorigen Jahrhunderts war Kernöl außerhalb der Anbaugebiete eine exotische Rarität. Heute findet man verschiedenste Öle in diversen Qualitäten in jedem Supermarkt.

Neulich erhielt ich auf einem großen Gastronomieevent einen Karton mit vier Kernölen in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen als Gastgeschenk. In letzter Zeit habe ich bereits gesehen, dass man Kernöl zu wesentlich mehr, als nur Salatöl verwenden kann. Zum Beispiel passen ein paar Tropfen wunderbar über einen kross gebratenen Zander. Aber Kernöl in einer Nachspeise erschien mir trotz meiner Experimentierfreude doch ein wenig gewagt, so landete die Flasche Dessert-Kernöl weit hinten in meinem Vorratsschrank. Durch meinen Food Blog bin ich aber ständig auf der Suche nach neuen Inspirationen und so landete ich vor ein paar Wochen im Büro des Chefkochs eines Gewürzhändlers im Umland von Salzburg. Es ging in dem Gespräch eigentlich um Hilfsmittel für meine barrierefreien Gerichte und letztlich bin ich mit einigen Rezepten in der Tasche nach Hause gefahren. Darunter auch ein Kürbiskernöl-Tiramisu, das mir wirklich äußerst ungewöhnlich erschien. Dass die Kombination Mokka und Kernöl eine wahre Geschmacksexplosion sein würde, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen.

Ich bedanke mich bei Attila Varnagy für den kreativen Input.

Kürbiskernöl-Creme

8 Portionen

200 g Mascarpone

40 ml Amaretto

2 Esslöffel Honig

50 ml Kürbiskernöl

500 ml Schlagobers (Sahne)

150 g Löffelbiskuit

250 ml schwarzer Kaffee (Mokka)

Mascarpone, Amaretto, Honig, Kernöl und 100 ml Kaffee verrühren. Schlagobers steif schlagen und unter die Masse heben. Löffelbiskuit klein hacken und mit dem restlichen Kaffee gut verrühren. Biskuitmasse portionsweise in Gläser füllen und den Kernölschaum mit einem Spritzsack auftragen. Genießen.

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Silvia Jelincic

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