Mein Gott, wie oberflächlich, wird die geneigte Leserschaft jetzt denken.
Manche Menschen wollen vielleicht vorrangig 2015 ihre Diplomarbeit fertigstellen, ein Buch herausgeben, ehrenamtlich tätig sein, technische Neuerungen auf den Markt bringen, sich politisch engagieren oder einfach nur die Welt retten. Andere wiederum begnügen sich mit einfachen Vorsätzen, wie zum Rauchen aufhören, mehr oder überhaupt Sport betreiben oder ein paar Kilo abnehmen. Man kennt solche Vorsätze ja.
Ich habe keine Vorsätze, außer einer Diplomarbeit und einem Kochbuch, aber ich habe einen sehr wichtigen Termin, die Hochzeit meiner älteren Tochter mit dem aufregenden Umstand zum ersten Mal Brautmutter zu sein.
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Dazu gibt es natürlich eine Vorgeschichte. Die beginnt mit meiner Krebserkrankung im Juli 2011. An jenem Tag, als die Diagnose Plattenepithelkarzinom am Zungenrand und Mundboden feststand, habe ich mich mit mir alleine für ein paar Stunden hingesetzt um halbwegs klare Gedanken zu fassen. Ich wusste in etwa was mich erwartet. Die medizinische Aufklärung war perfekt und trotzdem hatte ich keine wirkliche Vorstellung, wie grundlegend sich mein Leben verändern würde. Das Thema Sterben war nicht vordergründig vorhanden, aber irgendwie machte ich mir doch ein wenig Gedanken, was dieser worst case bedeuten könnte. Meine Kinder waren alle junge Erwachsen, somit hätte ich keine große Verantwortung hinterlassen. Vermutlich wäre meine gesamte Familie sehr traurig gewesen, aber solche Schicksale kommen öfter vor und sind auch zu bewältigen.
Ein großer Teil meiner Gedankenreise beschäftigte sich mit der Frage, was ich in meinem sehr turbulenten Leben versäumt haben könnte. Ich habe sehr intensiv und bevorzugt gelebt. Vier Kinder, ein glückliches Familienleben, ein stabiles soziales Umfeld. Ich bin Porsche gefahren, habe in eine große Villa bewohnt, bis auf Australien habe ich alle Kontinente bereist. Es gibt wahrscheinlich kaum ein Haubenrestaurant in Österreich, das ich nicht besucht habe, ich weiß wer Cartier und Bulgari sind, und das nicht nur aus der Werbung. Ich würde behaupten, materiell war ich gut versorgt und letzte Wünsche wie *einmal nach New York fliegen oder eine Louis Vuitton-Handtasche besitzen* konnte ich getrost abhaken.
Aber es gab zwei Dinge, die ich unbedingt erleben wollte, zwei Dinge, die man sich mit keinem Geld der Welt oder außergewöhnlichen Beziehungen erkaufen kann. Ich wollte unbedingt zumindest einmal Omi werden und wenigstens einmal Brautmutter sein. Jetzt ist es ja nicht so, dass man da einfach zu seinen Kindern gehen kann und ihnen im Angesicht eines möglichen Ablebens mitteilt, dass sie bitte für Nachwuchs sorgen mögen oder sich so schnell wie möglich verehelichen sollten, damit man als aufgetakelte Brautmutter seinen Auftritt bekommt.
Ich bin mir heute ganz sicher, dass diese beiden Wünsche sehr maßgeblich zu meiner Überlebensstrategie gezählt haben. Mein erster Wunsch ging im Sommer 2013 in Erfüllung. Mein Enkelprinz ist wie eine Belohnung für meinen einjährigen Kampf mit dem Krebs.
Und nun erfüllt sich auch mein zweiter Wunsch, ich werde Brautmutter sein, wie banal und doch so schön und aufregend!
HAPPY NEW YEAR!!