Tortenmesse, Handwerkskunst und Mini-Shitstorm

Ich bin keine Tortenbäckerin und Motivtorten gehören in keiner Weise in mein Universum, selbst wenn meine Tochter jetzt bald heiraten wird, sind Süßspeisen mit Verzierungen opulentester Art kein Thema. Weshalb ich trotzdem auf der 1. Wiener Tortenmesse zu Besuch war, hat mehrere Gründe. Zum Einen habe ich meinen kleinen Enkel seit einiger Zeit nicht gesehen, zum Anderen fand zeitgleich am Messegelände im Rahmen der Ferien- und Automesse eine kleine Publikumsveranstaltung mit dem klingenden Namen Cook&Look statt. Also Gründe um nach Wien zu reisen.

Bereits im Dezember fand ich eine nette Presseeinladung zur Tortenmesse in meinem Postfach und so lag es irgendwie nahe, trotz meiner bereits erwähnten Ignoranz dieses Event zu besuchen. Wir Food-Blogger werden ja in letzter Zeit häufiger zu Pressekonferenzen eingeladen, weil wir oft ein besonderes Publikum ansprechen. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass dort auch ein ganz besonderer Gast anzutreffen war, die Königin der Motivtorten, die gebürtige Deutsche, Peggy Porschen. Frau Porschen über den Weg zu laufen passiert nicht jeden Tag und aus meiner Bloggerblase konnte ich entnehmen, dass so ein Date mitunter hysterische Kreischanfälle hervorruft.

Also machte ich mich auf den Weg ins Palais Niederösterreich, um in eine mir unbekannte und mitunter auch befremdliche Welt einzutauchen. Ich frage mich auch nach der Veranstaltung, weshalb Menschen, die solch aufwändige Torten fabrizieren, nicht einfach eine Bastelmasse verwenden und die Kreationen bei 180 Grad backen, um sie für die Ewigkeit zu erhalten. Ich kann mich auch mit den meisten Designs überhaupt nicht anfreunden, aber Geschmäcker und so, sind halt Gottlob verschieden. Sei es drum, die Pressekonferenz verlief freundlich und informativ, anschließend wurden wir Schreiberlinge vom Veranstalter durch die heiligen Hallen der Motivtorten geführt. Ein Raum stach besonders hervor, die Expo der Wettbewerbstorten. Tortenmodelle, angefertigt von Laien, deren Hobby es ist, Fondant, Zuckermasse und Lebensmittelfarben in tagelanger Arbeit zu Kunstwerken zu verarbeiten. Wobei Kunst für mich in diesem Fall für die handwerkliche Geschicklichkeit steht. Über die Optik mancher Exponate möchte ich mich nicht weiter äußern. Dann wurden uns natürlich noch einige Aussteller vorgestellt, was ja durch aus üblich ist. Ich konnte dann mit der berühmten Frau Porschen ein paar nette Worte wechseln und war sehr positiv überrascht wie bodenständig und natürlich die Tortenkünstlerin ist. Sehr erfrischend.

Jetzt wird der Leser vermutlich irgendwann einmal fragen, was denn da so Besonderes an all dem wäre. Das Außergewöhnliche ist wohl der Minishitstorm der rund um dir Veranstaltung entstand. Ja, Motzer und Meckerer die auf allen Social Media Kanälen ihr Meinung Kund tun müssen sind ja in Zeiten von Twitter, Facebook und Co. nichts Neues. Aber was im Zusammenhang mit dieser Messe an Negativen gestreut wurde, macht mich beinahe fassungslos. Ich bin in diese Tortentantenszene in keiner Weise involviert, und dachte bis Dato, Menschen die so viel Herzblut in Handwerk und vermeintlich Schönes stecken, die sind auch sonst so richtig lieb.

Stundenlange Aufregungen auf Facebook, dass man doch tatsächlich am Eingang trotz Online-Ticket warten musste. Dass sich der Veranstalter erdreistete, dass er erst drei Stunden vor Beginn bekannt gab, dass es keine Tickets an der Tageskasse geben wird. Beschimpfungen im Netz, man müsse vor dem Raum mit den Wettbewerbstorten auf Einlass warten. Kein Wunder, wenn in den ersten Stunden von Besuchern die Teile begrapscht und teils zerstört wurden. Und als große Frechheit wurde aufgezeichnet, die Aussteller würden nicht einmal Messerabatt auf ihre wohl feilen Verkaufsartikel geben. Ja und überhaupt, man müsse sich auch dort an die Verkaufstresen vorkämpfen. Das ist nur ein kleiner Auszug aus den virtuellen Schimpftiraden.

Man kann dem Veranstalter eventuell vorhalten, dass er nicht mit einem derartigen Ansturm gerechnet hatte. Immerhin die erste Veranstaltung dieser Art in Österreich, da sollte man als Besucher vielleicht ein wenig über Ungereimtheiten hinwegsehen.

Aber diese negativen, hysterischen Statements, die sich über Stunden über die Facebook-Seite der Veranstaltung ergossen, waren in keiner Weise gerechtfertigt. Ich frage mich, was all diese Damen, weibliche Besucher waren eindeutig in der Überzahl, an einem verregneten Samstagnachmittag in einem Supermarkt in der Warteschlange an der Kassa machen? Das Handy zücken und die Supermarktkette via Facebook beschimpfen? Oder doch geduldig warten, dass sie an die Reihe kommen?

Es wundert mich nicht, dass wir teils in einer sehr kalten Welt leben, wenn sich so mancher über so Unwichtiges so laut und respektlos äußern muss.

Ich glaube, ich werde auch in Zukunft keine Motivtortenanhängerin, da hilft auch keine sehr sympathische Peggy Porschen.

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Silvia Jelincic

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