Am Sonntag ist es soweit. Endlich und hoffentlich zum letzten Mal für längere Zeit gehen wir zu den Wahlurnen. Ich gehe nicht zu den Urnen, ich sitze dahinter, wie schon zweimal in diesem Jahr. Wer als WahlbeisitzerIn tätig ist, beschäftigt sich vermutlich noch mehr mit der Wahl, wie jemand der nur sein Kreuzerl macht. Ich habe ja auch den ganzen Tag Gelegenheit die Menschen zu beobachten und natürlich neigt man dazu mit vielen Vorurteilen behaftet, die Menschen in eine bestimmte Schublade zu pressen. Man glaubt an Äußerlichkeiten und Auftreten zu erkennen, wo das Kreuz in der Wahlkabine gesetzt wird. Und ja, es gibt sie die Wähler die lauthals verkünden, wer ihr Favorit ist. Ungefragt wird einem da mitgeteilt, was man teils tatsächlich vermutet. Interessant für mich, dass vor allem Wähler aus dem rechten Lager dazu tendieren. Natürlich ist das subjektiv, aber es ist mir vermehrt aufgefallen, dass Hofer-Wähler, ganz ungeniert an der Urne ihre Statemnts abgeben.
Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass in den letzten Wochen generell viele Masken und Hemmungen gefallen sind. Dass auch Menschen, die man sonst eher als besonnen wahrgenommen hat, sich plötzlich einer Sprache bedienen, dass man sich nur mehr an den Kop greifen möchte. Und nein, ich meine damit nicht ausschliesslich das rechte Klientel. Es zieht sich durch alle Lager. Beleidigungen, Beschimpfungen, Herabwürdigungen auf allen Ebenen und in allen Schichten. Es ist kaum mehr möglich eine normale Unterhaltung zum Thema Wahl zu führen.
Und ja ich gebe zu, es fällt mir auch schwer. Ich halte mich nicht mehr wirklich für neutral. Ich finde null Gründe einem Herrn Hofer in irgeneiner Weise Recht zu geben, Vertrauen zu schenken oder teilweise auch nur zu glauben. Das hat nichts mit seiner Person per se zu tun, es sind auch nicht nur seine persönlichen Aussagen, es ist das Gesamtpaket, das die FPÖ in den letzten Monaten, wenn nicht Jahren geschnürt hat. Ich bin auch nicht mehr fähig irgendetwas Positives an dieser Partei zu finden. Was nun nicht heißen soll, dass die FPÖ von Grund auf schlecht und übel ist, aber es fehlt mir der Zugang Positives zu finden, zwischen all der Hetze, Anfeindungen und Frauenverachtung.
Die Konfrontationen werden nächste Woche kaum vorüber sein. Ein möglicher Präsident Hofer wird nicht mein Präsident sein. Ich hätte mir sehr gut eine Frau an der Spitze des Staates vorstellen könne, wenn auch nicht unbedingt Frau Griss.
PS: der Titel des Beitrages ist dem Umstand geschuldet, dass die Parteien ihren Wahlbeisitzern keine Wurschtsemmerl mehr in die Wahllokale liefern dürfen. Daran ist indirekt die FPÖ mit ihrer Wahlanfechtung schuld. Schade, eine alte österreichische Tradition wurde damit begraben. Wo doch gerade die FPÖ so sehr auf Traditionen setzt.