Fünf Jahre ist es nun bald her, dass ich mit der Diagnose Plattenepithelkarzinom am Zungenrand und Mundboden in ein unglaublich schwieriges Jahr und vor allem in ein neues Leben ging. Schon lange lebe ich mit all den Unzulänglichkeiten, die mir diese Erkrankung gebracht hat, ohne größere Probleme. Mit ein Grund, weshalb es mir sehr gut geht, ist meine positive Lebenseinstellung und mein gesunder Lebensstil. Ich rauche nicht, trinke keinen Alkohol, ernähre mich den Umständen entsprechend barrierefrei, aber sehr gesund. Ich treibe sehr viel Sport und versuche, soweit es möglich ist, Negatives weit von mir entfernt zu halten. Natürlich weiß ich, dass trotz der Vollremission und Tumorfreiheit ständig die Möglichkeit eines Rückfalls bestehen könnte. Das ist aber kein Thema für mich und belastet meinen Alltag nicht. Ich bin viel unterwegs, reise im Rahmen meiner Möglichkeiten, gehe gerne essen, ins Theater und Museen. Ich führe somit einen ganz normalen, sehr glücklichen Alltag. Und ich habe mich bis vor einer Woche auch ein wenig unantastbar gefühlt. Und dann war von einem Tag auf den anderen, nein eigentlich innerhalb einer Stunde alles anders.
Grauenhafte Bauchkrämpfe haben mich mit der Rettung in die Klinik gebracht. Es hat beinahe einen Tag gedauert, bis nach unzähligen Untersuchungen, Röntgen, Ultraschall und CT, ein Ileus, zu gut Deutsch, Darmverschluss, diagnostiziert wurde. Und zwar einer der fiesen Art, der nur operativ in den Griff zu bekommen ist. Ich möchte mich gar nicht in Details verfangen, die mich in diesen Stunden begleitet haben. Eine Stunde dauerte die Operation. Danach bin ich wieder einmal auf der Intensiv-Station aufgewacht. Beim zweiten Mal fühlt man sich ja beinahe heimisch. Verkabelt von oben bis unten, Nasensonde, Katheder und Vollüberwachung sämtlicher Körperfunktionen. Achja, nicht zu vergessen, eine über zwanzig Zentimeter lange Narbe, die mitten über den ganzen Bauch führt, wird mich ewig an diesen unrühmlichen Ausflug erinnern. Ich bin gerade am überlegen, welche Geschichte ich zu allen den Narben, die meinen Körper zieren, erzählen könnte? Vielleicht, dass ich auf einer indonesischen Insel, mitten im Dschungel einen Tiger mit den bloßen Händen gefangen habe? Vielleicht fällt mir auch etwas Glaubwürdigeres ein, das trotzdem extravagant klingt.
Nun bin ich wieder Zuhause, bin schwach und erschöpft und mit vielen Gedanken beschäftigt. Warum muss genau mir so ein Blödsinn passiere? Ja die Frage kam ganz kurz auf. Ich habe sie sofort ad acta gelegt, denn es gibt keine plausible Antwort darauf. Ich hatte schlichtweg Pech. Was passiert mit meinen beiden Blogs, wenn ich einige Zeit nichts schreibe? Ich habe meine Kooperationspartner informiert, die Antworten waren mehr als liebevoll und die Leserzahlen sind nicht wirklich drastisch zurückgegangen. Es ist Ende Juni und im Sommer liegen die Menschen lieber im Freien, als Blogs zu lesen, so meine Erfahrung. Was wirklich nervt ist die Abhängigkeit, in der ich nun die nächsten zwei, drei Wochen leben werde. Allen voran, nichts heben zu können, was den Alltag ungemein einschränkt. Ich kann nicht einmal alleine einkaufen gehen. Auch das wird vorübergehen.
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Was mir im Moment wirklich ein wenig zu schaffen macht, werde ich wieder unbelastet sein können? Die Vorstellung, dass so etwas jederzeit wieder passieren könnte und ich bin irgendwo unterwegs, ist mir ein wenig unangenehm. Ich hoffe, das wird sich legen, dann wird der geplanten Reise nach Flandern Ende Juli gar nichts im Wege stehen.
Der Vorfall ist auch Grund genug wieder einmal darüber nachzudenken, in welcher sozialen Sicherheit wir leben. Es ist nicht überall selbstverständlich, dass man so top versorgt wird, wie es mir widerfahren ist. Von der Notaufnahme bis zur Entlassung war ich umgeben von Menschen, die ihre Arbeit, trotz einem sehr großen Druck, nicht nur fachlich perfekt ausführen, sondern auch versucht haben menschliche Qualitäten an den Tag zu legen. Dafür bin ich sehr dankbar!