Weshalb darf Frau Lierhaus nicht öffentlich über ihre Gefühle sprechen?

Sportbegeisterten Fernsehzuschauern ist Monica Lierhaus sicher als Moderatorin ein Begriff.

Im Jahr 2009 wurde ein Aneurysma im Gehirn festgestellt und es wurde ihr zu einer dringenden Operation geraten. Niemand konnte ahnen, dass diese Operation für Frau Lierhaus einen jahrelangen Kampf um eine Rückkehr in ein annehmbares Leben bedeuten würde. Sie lag monatelang im Koma und musste danach eine Vielzahl an Körperfunktionen wieder neu erlernen. Trotz bestehender Behinderungen ist sie heute wieder in kleinem Umfang als Moderatorin tätig.

Frau Lierhaus hat vor wenigen Wochen einen weiteren Schicksalsschlag erlitten. Ihr langjähriger Lebensgefährte, dem sie vor einiger Zeit während einer Gala öffentlich einen Heiratsantrag gemacht hatte, hat sie verlassen. Dies mag sicher ein Grund sein, weshalb sie sehr verletzlich wirkt.

Nun hat Frau Lierhaus in einemInterview vor wenigen Tagen gesagt, sie wüsste nicht, ob sie eine derartige Operation mit diesen Konsequenzen nochmals über sich ergehen ließe. Auf den Inhalt dieses Interviews haben sich dann gleich über sämtliche Sozialen Kanäle diverse VertreterInnen von einigen Behindertenorganisationen eingeschossen, unter dem Titel, dass Frau Lierhaus mit ihrer öffentlichen Aussage der Behindertenbewegung nicht Gutes tun würde und behindertes Leben als minderwertig hinstellen würde. Im privaten Kreis wäre solche Aussagen legitim, aber in der Öffentlichkeit, möge man doch seine persönlichen Gefühle doch ein wenig im Zaum halten und der Sache dienlich sein. Samuel Koch, bekannt als Kandidat von Wetten, dass, hat sich übrigens auf die Seite von Frau Lierhaus gestellt, worauf dann auch gleich Vorwürfe kamen, dass sowohl Lierhaus als auch Koch ihre Behinderungen nur zu ihrem eigenen Zweck promoten würden und nichts für Behinderte generell tun würden.

Ja, da frag ich mich schon ein wenig, müssen prominente Behinderte ihre Gefühle öffentlich verschweigen und sind sie generell verpflichtet vorbildhaft als Behinderte aufzutreten? Denn genau das ist der Tenor, den ich von Seiten so mancher Behindertenorganisationen und deren Vertreter vernehme. Auch ich mache manchmal die Erfahrung, dass Behindertenvertreter in ihren Ansichten öfter mit ihren Forderungen über das Ziel hinausschießen.

Ich glaube ganz persönlich, dass Menschen, denen ihre Behinderungen erst im Erwachsenenalter widerfahren, einen anderen Zugang haben, als Menschen, die bereits seit ihrer Geburt mit einer Behinderung leben.

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Silvia Jelincic

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Hansjuergen Gaugl

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