Gleich zu Beginn möchte ich ausdrücklich erwähnen, wie glücklich ich mich schätze, in einem Land zu leben, in dem man als Erkrankter eine perfekte Behandlung erhält. Gerade in den letzten fünf Jahren durfte ich das als Krebspatientin hautnah miterleben. Der allergrößte Teil meiner Therapien und Behandlungen wurde von meiner gesetzlichen Versicherung übernommen, da ich unglücklicherweise ein Jahr vor meiner Erkrankung meine Krankenzusatzversicherung nach 30 Jahren aufgekündigt hatte. Nachdem ich nach 17 Jahren der nicht Inanspruchnahme in einem kleinen Krankenhaus in einem Sechsbettzimmer gelandet war, da es dort auf der Abteilung keine Klassezimmer gab. Jedenfalls kann ich persönlich eine Zweiklassen-Versorgung nicht wirklich bestätigen. Selbst bei der Unterbringung war man während meiner langen Klinikaufenthalte stets bemüht Zweibettzimmer, wenn nicht sogar Einbettzimmer für mich zu finden. Dass gerade für Kopftumorpatienten die Zahnversorgung nur sehr schlecht durch Kassenleistungen abgedeckt ist, darüber kann ich ein Lied singen und das Thema könnte ganze Bände füllen. Trotzdem fühle ich mich wirklich sehr, sehr gut versorgt. Vor allem, wenn man auch bedenkt, wie teuer eine Krebserkrankung sein kann. Da geht es nicht nur um die unmittelbaren Maßnahmen, wie Operationen oder Chemotherapie, sondern wie in meinem Fall auch um Folgekosten, wie eine krankheitsbedingte Frühpensionierung mit 48 Jahren. Das bedeutet, dass ich nicht nur aus der Pensionskasse eine Leistung erhalte, sondern, dass ich auch nichts mehr einzahle, was für die Kasse einen Verlust bedeutet. Mir ist wirklich bewusst, dass wir hier in Österreich sehr privilegiert sind und schon ein Blick über die Landesgrenzen ganz andere Situationen zeigt. Deshalb finde ich es auch sehr wichtig, als Patient eine gewisse Eigenverantwortung an den Tag zu legen. Dazu gehört für mich, alles Erdenklich zu tun um eine Wiedererkrankung zu vermeiden. Kein Alkohol, nicht rauchen, gesunde Ernährung und viel Bewegung und Sport lautet die Devise.
Nun war ich vor einigen Wochen wegen eines akuten Darmverschlusses auf der Chirurgie, durfte mich einer Not-OP unterziehen und wieder einmal ein paar Tage die Annehmlichkeiten eines stationären Aufenthaltes genießen. Wie immer alles perfekt, auch auf einer Station, zu der ich nicht zum Mobiliar zähle. Was man sich selten aussuchen kann, sind die Zimmernachbarinnen. Nachdem ich mehrmals verlegt wurde, gab es deren mehrerer. Eine Dame, nett und bodenständig, litt an starkem Übergewicht. Laut ihrer Angabe wog sie knapp 120kg. Ihr sollte ein Magenbypass gelegt werden, nachdem sie auf Grund des hohen Gewichtes arge Probleme mit den Hüften und Knien hatte. Diese Gelenke sollten prothetisch ersetzt werden, was aber nur nach starker Gewichtsreduktion erfolgen kann. Somit war der Magenbypass nach angeblich unzähligen, erfolglosen Diäten die letzte Konsequenz. Es liegt mir sehr fern darüber zu urteilen, ich kann es in gewisser Weise fast nachvollziehen, da ich seit fünf Jahren mit Gewichtsproblemen kämpfe und weiß, wie mühsam das sein kann. Allerdings in die andere Richtung, ich bewege mich nämlich ständig am unteren Rand der Skala.
In unseren langen Gesprächen stellte sich allerdings heraus, dass dies nicht die erste operative Maßnahme zur Gewichtsreduktion war. Vor über 10 Jahren erfolgte bei meiner Bettnachbarin bereits eine Magenverkleinerung durch ein Magenband. Laut ihrer Erzählung konnte sie damals innerhalb eines Jahres ihr Gewicht von 124kg auf 58kg verringern. Danach folgten mehrere Operationen um die überschüssige Haut zu entfernen. Nicht nur die Schürze am Bauch wurde korrigiert, auch die Brüste, die Oberarme und Beine. Die Kosten wurden von der Krankenkasse übernommen. Die Dame hatte am Tag vor dem neuerlichen Eingriff plötzlich große Angst vor der Operation. Worauf ich sie ganz dezent gefragt habe, ob sie denn keine andere Möglichkeit sehen würde, das leidige Übergewicht loszuwerden. Worauf sie meinte, ein wochenlanger Klinikaufenthalt käme für sie nicht in Frage, weil sie den Hund nicht alleine lassen würde und der Mann ihn nicht ordentlich versorgen würde und für eine Diät zu Hause sei sie schlichtweg zu faul. Außerdem, wenn das eh die Kassa zahlt, warum sollte man dann einen umständlichen Weg wählen.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Ich finde es wirklich bedenklich, wie sich manche Patienten aus der Eigenverantwortung stehlen.