Seit einem Jahr weiß ich es einfach: Coco ist nicht gesund. Diese Vermutung, die für mich im Grunde genommen schon Gewissheit war, wollte allerdings kein Veterinärmediziner mit mir teilen. Alle paar Wochen ist Coco krank. Sie erbricht, liegt oft stundenlang teilnahmslos auf ihrem Platz und lässt ihr sonst so heißgeliebtes Futter einfach stehen. Je nach Intensität dieser plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Krankheitszeichen bringe ich sie entweder zum Tierarzt oder wartete ab. Manchmal sind diese Schübe nach ein paar Stunden so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind, oft sind sie aber so intensiv, dass wir zum Tierarzt müssen. Einmal war es so schlimm, dass ich Angst hatte, sie würde die Nacht nicht überleben. Eines war jedoch immer gleich: die Diagnose. „Die Hundewelt ist mal wieder von einem Magen- und Darmvirus betroffen.“ Also wieder Spritzen gegen die Übelkeit und das Erbrechen. Sofern man nicht das Glück hat selbst über veterinärmedizinische Kenntnisse zu verfügen, ist man spätestens jetzt vollkommen ausgeliefert. Ich kam einfach nicht weiter, irgendwie hatte ich das Gefühl gegen Wände zu reden und Mauern zu rennen. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Virus? Warum blieb dann mein zweiter Hund von diesem Virus immer verschont? Ich war ratlos, hilflos, traurig und vieles mehr.
Nach etwa einem Jahr hatten wir einen wahren Untersuchungsmarathon hinter uns. Unzählige Untersuchungen, die uns keinen Schritt weiter brachten. Außer den mittlerweile enormen Tierarztkosten, Gott sei Dank sind wir versichert, und der ständigen Sorge um Coco, gab es immer noch keine Diagnose. Bei unserem letzten Versuch wurden wir schließlich fündig, wir fanden eine Tierärztin, die nach dem Krankheitsbild sofort in die richtige Richtung untersucht hat. Auch beim Hund ist Blutbild nicht gleich Blutbild. Man muss wissen, wonach man sucht. Nach Ultraschall und Blutbefund war die Diagnose gestellt. Coco hatIBD, inflammatory bowel disease, wie dieser Krankheitskomplex in der Fachsprache genannt wird. Laut Tierärztin eine Autoimmunerkrankung, vergleichbar mit Morbus Crohn, einer chronischen, unheilbaren Darmentzündung beim Menschen.
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So, nun hat das Übel endlich einen Namen. Ruhe habe ich aber keine gefunden. Natürlich habe ich recherchiert. Die Bilder von jungen Hunden, die vollkommen abgemagert und vollgestopft mit Cortison ihr Dasein fristen, werde ich für immer im Kopf haben. Momentan wird Coco nur über die Ernährung therapiert. Der durch die Krankheit ausgelöste Vitamin B12 Mangel wird demnächst mit wöchentlichen Spritzen ausgeglichen. Wie es weitergeht, weiß ich nicht. Manche Hunde, die an IBD leiden, sterben sehr früh, andere nicht. Coco wurde am 12. Oktober 2 Jahre alt. Wir werden dieser Krankheit trotzen und niemals aufgeben, weil wir noch ganz viele schöne Jahre vor uns haben.