Für mich hat die Spaltung der Gesellschaft, so wie wir sie heute sehen, 2015 angefangen. Und zwar mit den offenen Grenzen. Damals strömten hunderttausende Migranten zu uns. Die Kanzlerin hat sich mit dem Satz: „Wir schaffen das“ aber auch mit dem Satz „nun sind sie eben mal da“ in die Geschichtsbücher geschrieben.

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Was ist geschehen, dass zu so viel Hass führen konnte?

Rückblickend gab es ganz viele Menschen, die auf den Bahnhöfen standen und Schokolade und Teddybären an die Ankommenden verteilten. Die tatkräftig mithalfen, um das alles zu bewältigen. Es waren die Bilder mit überfüllten Unterkünften, belagerten Hallen, die Menschen dazu brachten, anderen zu helfen. Das alles wäre ohne die Mithilfe der Ehrenamtlichen gar nicht zu stemmen gewesen.

Dies wiederum sah für einige nun so aus, als ob Deutschland jetzt ein völlig humanes, weltoffenes Deutschland wäre und sie waren auch auf dieses Deutschland stolz, das so selbstlos die Geflüchteten aufnahm. Die Medien mit samt ihrer Gutmenschen erlebten einen wahren Freudentaumel über so ein Deutschland. Genau so hat es mal ein Journalist in einer Talkshow erzählt, sie waren in so einem Freudentaumel wie damals 2006 bei der WM. Sie waren trunken vor Glück. Und dann kamen die anderen Deutschen, die „bösen“, die keine Zuwanderung wollten und beendeten jäh diese Euphorie über das „gute“ weltoffene Deutschland.

Genau das war der Punkt, wo sich dann der Hass auf die bösen Spielverderber herauskristallisierte. Schuld waren die, die sich nicht an dem Freudentaumel beteiligen wollten. Die sich murrend dem gegenüber stellten. Sie rückten damit ja das Weltbild der Gutmenschen wieder in diese Richtung: „Böses“ Deutschland. Der Traum vom „guten“ weltoffenen Deutschland war für die Guten geplatzt. Was sie natürlich jetzt den „bösen Deutschen“ niemals verzeihen.

Die Spirale des gegenseitigen Hasses begann. Die eine Seite bezichtigt die andere, sich unmenschlich zu verhalten, und umgekehrt heißt es, man sei weltfremd und verträumt. Vor allem die moralische Überlegenheit, die die eine Seite für sich beanspruchte, und mit der sie die andere Seite kleinhalten wollte, bewirkte immer nur das Gegenteil vom Erhofften: Je mehr die eine Seite als Pack beschimpft wurde, um so mehr hielt sie zusammen.

Vor allem auch die Parteien überboten sich mit ihrem "gutsein". Zeitweise stand die Merkel-Politik näher bei der Opposition als bei der eigenen Partei. Aber Merkel verstand es gut, ihre Partei hinter ihrer Politik zu vereinen. Nach ein paar Scharmützel mit der Schwesterpartei, die aber auch am Ende den Schwanz einzog, gab es keine konservative Partei in Deutschland mehr. Die CDU/CSU war nach links gerückt. Das wiederum fühlte sich nun für die konservative Seite so an, als ob sie keine Vertretung in der Politik mehr hätte. Als ob sich ALLE gegen sie verschworen hätten. Viele nahmen die Parteien jetzt als Einheitspartei CDU/CSU/SPD/FDP/Grüne/Linke wahr.

Als sich dann die AfD auf diese Lücke stürzte und auch noch auf Anhieb in alle Parlamente einzog, gab es kein Halten mehr sowohl bei den Politikern, "den Guten" als auch bei den Medien. Jetzt war Deutschland in deren Augen ganz „NAZI-Land“. Jetzt musste gehandelt werden, es wurden alle konservativen Menschen an den Pranger gestellt. Sie schlossen alle Konservative aus ihren eigenen Reihen aus, zumindest verpassten sie ihnen einen Maulkorb. Konservativ wurde zum „Bösen“ deklariert. Fortan war dann alles Konservative böse. „Haltung zeigen“ oder „Dagegen muss man vorgehen“, war dann die Devise. Es wurde zur Ausgrenzung aufgerufen, so nach dem Motto, mit denen nicht gemeinsam, beschäftigt sie nicht, verkauft denen nichts mehr, gebt denen keine Unterkünfte, usw.

Das aber wiederum schockierte die normalen Bürger. Wie kann man Ausgrenzung von Menschen verlangen? Ächtung? Sind konservative Menschen keine Menschen mehr? Sind Andersdenkende keine Menschen. Gelten für die keine Menschenrechten mehr? Warum wird man von denen da oben denn einfach zu Pack gestempelt, wenn man seine Rechte in Anspruch nehmen möchte? Wie kann man auf der einen Seite mit der Moral kommen und dann auf der anderen Seite das Leben der Andersdenkenden durch cancel culture zerstören?

Und die Spirale dreht sich immer weiter und immer schneller. Gegenseitige Beschimpfungen bis hin zu Hasskommentaren sind an der Tagesordnung. Bedrohungen gegen die, denen man die Schuld in die Schuhe schiebt. Worauf man mit Zensur aufwartet. Was aber die, die denken, das die Regierung und die Medien sich gegen sie verschworen haben, nicht unbedingt besänftigt, sondern im Gegenteil, deren Hass wächst dadurch ja immer mehr.

Je mehr die sich aber „das Volk“ nennen und ihren Staat zurück haben wollen, umso mehr Angst bekommen die anderen und verlangen dass man dagegen vorgehen muss. Jeder sieht im anderen den Feind, den man unbedingt bekämpfen muss.

Ist das aber jetzt unumstößlich oder lässt sich das doch wieder kitten?

Wenn wir uns an unser Grundgesetz halten und nicht mit der Moral kommen, dann könnte man wieder zusammenkommen. Man darf andere Menschen nicht ausschließen, weil sie den hohen moralischen Erwartungen einiger nicht genügen. Man darf auch nicht jeden über einen Kamm scheren. Nicht jeder Flüchtling ist ein Verbrecher, nicht jeder Gutmensch ist ein realitätsfremder Träumer, aber auch nicht jeder Konservative oder Patriot ist ein Fremdenhasser. Jede Gruppe hat ein breites Spektrum auch die, die wir nicht mögen. Von Gut bis Böse ist in jeder Gruppe vorhanden. Keine Gruppe ist nur Gut und die anderen nur Böse.

Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist die Wurzel allen Übels.

Aber auch die, die doch so sind, wie wir es nicht mögen, die von uns verhasste Ansichten haben, dürfen so sein wie sie sind. Wir leben in einer Demokratie und da darf von Gesetz wegen jeder die Ansicht haben die er will. Es darf auch jeder die Regierung kritisieren, dass ist sogar explizit erlaubt. Jeder darf demonstrieren, egal für oder gegen was er immer will und auch mit WEM er will. Da darf ihm niemand Vorschriften machen. Solange Demonstrationen nicht in Randale ausarten sondern friedlich bleiben muss das von echten Demokraten ertragen werden. Das ist Demokratie. Ich muss mein Gegenüber aushalten, ob mir das gefällt oder nicht. Und wer das nicht will, der ist damit auch gegen die Demokratie, egal wie moralisch richtig er sich auch immer sieht.

Hassen und Ausgrenzen ist keine Lösung.

Genau da muss man ansetzen. Anstatt immer wieder aufzurufen, undemokratisch anderen zu ächten, ihnen nicht zuzuhören, sich nicht um sie zu kümmern, sie aus der Gesellschaft zu entfernen, sollte man versuchen sich gegenseitig zu akzeptieren. Leben und Leben lassen.

Übirgens: * anderen zu ächten, ihnen nicht zuzuhören, sich nicht um die zu kümmern, sie aus der Gesellschaft zu entfernen* Das kann man auch auf viele Menschen beziehen, nicht nur auf die Konservativen. Das gilt ebenso für alle die man mal gerne ausschließt, Behinderte, LGBTler, Fremde usw.

Deshalb kann ich ja überhaupt nicht verstehen, dass die, die gegen den Ausschluss dieser Menschen sind, sich des gleichen Mittels bedienen um andere auszuschließen. Ganz ehrlich wenn man sich der Mittel bemächtigt, derer, die man ächtet, ist man auch nicht besser als die. Moralisch ist das nicht! Und christlich schon gar nicht, obwohl sich ja gerade unsere Kirche dazu berufen fühlt, anderen die Ächtung aufzuerlegen. Wie im Mittelalter. Anstatt wie Jesus die Ächtung anderer Menschen zu verurteilen. Christ kommt übrigens von Jesus Christus. Das verstehe wer will. Für mich ist das eine christliche Kirche, die unchristlich handelt.

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