Vor genau 100 Jahren entstand in Deutschland die erste Demokratie – die Weimarer Republik. Diese wurde ja bekanntlich in den 30er Jahren von einer Schreckensdiktatur abgelöst und erst nach dem 2. Weltkrieg wurde die Demokratie, wie wir sie heute kennen, gegründet.

Während die Weimarer Demokratie eine direkte Demokratie war, in der das Volk nicht nur das Parlament, sondern auch den Präsidenten, der sehr weitreichende Befugnisse hatte, wählen durfte, wurden nach dem Krieg ein paar Hindernisse eingebaut, um zu verhindern was zwischen 1933 bis 1945 passierte.

Also alles gut so, könnte man meinen. Zumindest habe ich in meiner Erinnerung, dass unsere Demokratie die Beste war, die es auf der Welt gibt – zumindest bis heute.

Heute beschleicht mich öfters das Gefühl, dass es eben nicht mehr ganz so gut um unsere Demokratie bestellt ist. Vieles ist in den letzten Jahren passiert, was mich an einer „echten“ Demokratie zweifeln lassen. Mittlerweile beschreibt der Begriff „gelenkte Demokratie“ unsere Demokratie weitaus besser.

Nicht so ganz lupenreine Demokratien gibt es ja überall auf der Welt, viele werden auch gelenkt denn eine freie Willensbildung ist dort nicht möglich.

Wir haben uns aber ganz moralisch auf die Fahne geschrieben, dass wir eine echte Demokratie sind und das allein erlaubt uns über andere, nicht ganz so echten Demokratien, zu richten. Da schauen wir genau hin und erkennen jedes Detail, dass nicht so ist, wie es sein sollte. Und bei uns selbst? Da sind wir blind für den Splitter in unserem Auge.

Demokratie heißt ja Volksherrschaft. Also müsste man meinen, dass das Volk alles bestimmen darf und die Regierenden nur den Auftrag, den sie vom Volk, durch freie Wahlen erhalten, ausführen. Die Politiker quasi als Angestellten des Bürgers. Allein daran kann man schon zweifeln, ob wir wirklich in einer echten Demokratie leben. Denn wo sehen sich denn die heutigen Politiker als vom Volk angestellt? Als die ausführende Kräfte des Volkswillen?

Wo wird denn Politik fürs Volk gemacht? Wir leben doch heute eher wieder im Feudalismus?

Überall wird Politik gemacht, so dass Reiche immer reicher werden. Früher nannte man das Feudalherrschaft. Heute ist doch der Unterschied nur, dass man keine Grafen, Herzöge, Könige und Kaiser mehr hat, die das ganze Geld einsacken, sondern zu Reichtum gekommene Bürger.

Da gibt es dann die Reichen, die sagen, ihr seid doch alle selbst Schuld, dass ihr nicht nach oben kommt. Aber Oben können nun mal nur wenige sein.

Das Fundament muss groß und breit sein um Stabilität zu haben. Und das Fundament jeder Gesellschaft sind die Bürger, die die jeden Tag aufstehen und arbeiten gehen und das Rad am Laufen halten. Denen wird zwar immer erzählt, dass die Politik für sie gemacht wird, aber in Wirklichkeit zählen die heute überhaupt nicht mehr. Und sie laufen schön brav im Hamsterrad damit ein paar Leute reich und reicher werden.

Da wir in einer Demokratie leben, könnten wir das ja ändern, in dem wir die wählen, die mehr für die Arbeiter aber weniger für die Reiche machen.

Denn Demokratie heißt ja auch dass jeder Bürger eine Stimme hat und er damit das wählen darf was er will und was zur Wahl zugelassen wurde und zwar ohne dass er sich dafür rechtfertigen muss, ohne dass er dafür bestraft wird, ohne dass er dafür Ausgrenzung erleiden muss.

Ist das wirklich so? Dürfen wir in unserer „Demokratie“ alles wählen was wir wollen? All die von denen wir denken, dass sie uns im Parlament am besten vertreten? Im Moment sehen wir sehr schön, dass das mitnichten der Fall ist.

Wir dürfen frei wählen. Ja!

Es dürfen sich auch auf unseren Wahlzetteln zig Parteien einbringen, sehr seltsame mitunter. Ja!

Und die dürfen wir sogar auch wählen. Aber nur, solange sie unter 5% bleiben.

Wenn sie mal an diese magische Grenze gelangen, oder sogar darüber gehen, dann dürfen/sollen wir sie eben nicht mehr wählen. Zumindest, wenn sie nicht in das selbe Horn blasen wie die etablierten Parteien. Da wird dann mit allen Mitteln (auch unfairen) diese Partei und ihre Wähler verteufelt.

Und das will eine Demokratie sein?

Und genau dieser Zustand, dass man keine anders denkenden Parteien wählen darf (weil Ausgrenzung droht) macht unsere Demokratie zur Farce.

Eine echte Demokratie muss verschiedene Ansichten aushalten.

Sie muss verschiedene Ideologien aushalten.

Sie muss Andersdenkende aushalten.

Sie muss auch verschiedene Richtungen aushalten.

Sie muss Alternativen aushalten.

Eine echte Demokratie muss sich im fairen Wettstreit mit allen zur Wahl stehenden Parteien auseinandersetzen.

Und der Bürger muss von den zugelassenen Parteien auf dem Stimmzettel völlig frei wählen dürfen was immer er will.

Wenn man manche Parteien als verfassungsfeindlich ansieht, dann muss doch schon der Weg auf den Wahlzettel verweigert werden.

Als Wähler muss ich doch davon ausgehen, dass alle Parteien die auf dem Wahlzettel stehen mit unserer Verfassung konform gehen. Also muss ich jeder dieser Parteien mit gutem Gewissen wählen dürfen ohne dass ich dafür angefeindet werde.

Man kann doch nicht eine Partei auf dem Wahlzettel zulassen und dann erklären, die dürft ihr aber nicht wählen die ist verfassungsfeindlich.

Mit dem Gerede von der Verfassungsfeindlichkeit wird doch nur unerwünschte Konkurrenz ausgeschaltet. Ist das ein probates Mittel der Demokratie?

Was passiert jetzt gerade in unseren ach so sauberen Demokratie? Da wird eine Partei schlecht geredet, ihr der Verfassungsschutz auf den Hals gehetzt. Und das nur, weil die Damen und Herren der etablierten Parteien ihre Pfründe gefährdet sehen.

Aber anstatt sich zu fragen warum gehen die Wähler weg von ihrer Partei zu dieser Partei, was haben wir da eventuell falsch gemacht? Versuchen sie diese Partei mit Schmutzkampagnen wieder weg zu bekommen.

Mag sein, dass eben diese Partei auch nicht das Beste für unser Gesellschaft ist, aber es ist eben die einzige Alternative. Denn die anderen Parteien haben sich doch schon in vielen Themen eng zusammengeschlossen und wer eben etwas anderes will, als diese Parteien wollen, dem bleibt nur die Alternative zu wählen.

Warum sind unsere etablierten Parteien, wir haben ja immerhin fünf davon, so wenig unterschiedlich in einigen Bereichen?

Gibt es wirklich alternativlose Bereiche, an denen man nicht rütteln darf? Und wer bestimmt die?

Ist das, was von oben als alternativlos angepriesen wird, und alle müssen dem folgen, einer Demokratie würdig?

Sowieso, Alternativlosigkeit heißt doch es gibt keine Wahl, wie verträgt sich das mit Demokratie?

Ergo ist Alternativlosigkeit doch eher ein Zeichen von Diktatur. Da Diktiert jemand und es gibt keine Alternative dazu.

Wir leben heute in einer "gelenkten" Demokratie, in der man gesagt bekommt wenn man wählen und wenn man nicht wählen darf, in dem die Medien auf der Seite der Oberen stehen und sich einen „Erziehungsauftrag“ erteilt haben. Sie wollen die Bürger belehren. Sie wollen in allen Sendungen und Berichten das was von oben gewünscht ist im positiven Licht erscheinen lassen und alles was nicht gewünscht ist im negativen. Medien mit Erziehungsauftrag erinnern mich jetzt eher an undemokratische Staaten als an Demokratien.

Ist das noch Demokratie? Wo dem Bürger gesagt wird, was er denken und machen darf? Wo er auch noch gesagt bekommt, was er sagen darf und was nicht? Denn man darf ja nicht vergessen, dass ja auch, wer nicht politisch korrekt spricht ausgegrenzt wird, weil man mittlerweile bestimmte Dinge nicht mehr ansprechen darf. Ebenso, dass über bestimmte Themen überhaupt nicht mehr diskutiert werden soll, nur weil es einer Minderheit nicht gefällt wie manche darüber sprechen.

Mittlerweile ist sogar die Denunziation wieder ein Mittel, das heute gerne angewendet wird. Da wird von Kirchen und Gewerkschaften dazu aufgefordert Menschen bei ihrem Arbeitgeber anzuschwärzen, nur weil sie eine abweichende politische Meinung haben. Gehört das Denunzieren von Abweichlern zu einem demokratischen Land? Das hatte ich bisher nur in totalitären Staaten vermutet.

Ein Land, dass sich mit moralischer Überlegenheit als das toleranteste Land der Erde sieht, toleriert eigene Mitbürger mit abweichender Meinung nicht.

Ein Land das sich dem Kampf gegen Diskriminierung verschrieben hat – diskriminiert seine eigene Bürger, wenn die sich eine andere Politik wünschen.

Ein Land in dem man keine eigene Meinung mehr haben und vertreten darf, in dem man umerzogen werden muss wenn man nicht „richtig“ denkt, spricht und wählt ist für mich weit weg von einer echten Demokratie.

10
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Charlotte

Charlotte bewertete diesen Eintrag 11.02.2019 13:56:10

OnkelOtto

OnkelOtto bewertete diesen Eintrag 11.02.2019 00:42:19

Scherzkeks

Scherzkeks bewertete diesen Eintrag 09.02.2019 23:42:17

Zauberloewin

Zauberloewin bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 21:36:35

nzerr

nzerr bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 20:14:59

Frank und frei

Frank und frei bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 18:23:08

tantejo

tantejo bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 18:20:09

CK13

CK13 bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 17:28:47

pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 16:49:52

Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 07.02.2019 16:34:25

14 Kommentare

Mehr von Claudia56