Die Welt radikalisiert sich zunehmend, und keiner will nachgeben, jeder sieht sich im Recht. Mich amüsiert daran am meisten, dass die, die sich als fortschrittlich betrachten, in meinen Augen den Rückschritt wollen, auf den sie so schimpfen. Damit meine ich jetzt nicht den technischen Fortschritt.

Sehen wir uns doch mal Macron an, der eigentlich für Fortschritt steht. Steht er wirklich für Fortschritt? Will er nicht dem Finanz- und Wirtschaftssystem einen Schub verpassen, durch mehr und noch mehr Wachstum? Will er nicht die letzten Tropfen aus der Zitrone pressen? Ist das fortschrittlich? Wachstum, koste es, was es wolle? Auch mit der Vernichtung der Umwelt, dem Ausbeuten der Menschen, dem Raub von Ressourcen? Ist es Fortschritt, wenn man die Arbeitnehmerrechte beschneidet, damit noch mehr Geld nach oben fließt? Dass dabei eine ganze Menge Menschen zu Verlierern wird, ist doch abzusehen. Dann wird das Geschrei wieder ganz groß, wenn diese Abgehängten bei der nächsten Wahl, dann das angeblich „Falsche“ wählen. Kann man da nicht vorausschauend handeln? Wie wäre es mit Kompromissen?

Am friedlichsten ist die Welt doch, wenn sie aus Kompromissen besteht. Es sollte nie eine Seite über die andere herrschen. Es kann niemals gut sein, wenn eine Seite ohne Rücksicht auf die andere regiert. Deshalb muss bei allem, was man beschließt, auch die andere Seite berücksichtigt werden. Ansonsten gibt es böses Blut. Keine Seite sollte bevorzugt und keine so gänzlich vergessen werden. Leben und leben lassen ist zwar ein altes Sprichwort, aber es sagt genau, worauf es ankommt.

In den letzten Jahren erlebe ich immer mehr, dass sich eine Lobbypolitik etabliert. Für alles gibt es Lobbyisten von denen sich die Politiker auch gerne mal beraten und sogar die Gesetze formulieren lassen. Für die Wirtschaft, allen voran für die Automobilindustrie und die Atomkraft, aber auch für die Homosexuellen und jetzt auch ganz stark für die Migranten. Nur für die kleinen, gewöhnlichen Bürger setzt sich niemand mehr ein. Dabei hätten die die Mehrheit. Aber nein, die Minderheiten regieren uns und zwingen allen ihre Gesetze auf, ohne Rücksicht auf die Mehrheit.

Aber nicht nur die Lobbyisten sind das Problem, es zieht auch immer mehr Menschen in die Politik, mit dem Ziel, einzig und allein nur ihre Gruppeninteressen voranzubringen.

Z. B. Homosexuelle. Ich habe nichts gegen Homosexuelle und ich bin froh, dass sie heute so sein können wie sie sind. Aber wenn Menschen sich der Politik verschreiben, um ausschließlich alles nur unter ihrem Standpunkt zu sehen, ist das auch nicht richtig. Schließlich wird auch der homosexuelle Politiker von anderen Menschen gewählt (Listenplatz) und als Politiker sollte er auch an deren Belangen Interesse zeigen.

Das gleiche gilt für Menschen mit Migrationshintergrund, wenn die in der Politik ein Mandat erreichen, dann heißt dass ja nicht, dass sie jetzt nur Gesetze, die ihresgleichen zu mehr Recht verhelfen, befürworten können. Auch diese Politiker werden von anderen Bürgern gewählt, ohne Ansehen ihres Migrationshintergrund und sind deshalb auch allen anderen verpflichtet.

Gut, jetzt kommt oft der Einwurf, wenn dir das nicht passt, dann geh doch selbst in die Politik.

Das ist aber gar nicht so einfach. Man muss, um Politiker zu werden, auch einige Voraussetzungen haben. Man muss gut argumentieren könne, man muss eine gewisse Bildung aufweisen, man muss überzeugen können, man muss sich gerne in der Öffentlichkeit präsentieren, man muss immun sein gegen Anfeindungen usw. und am aller wichtigsten, man muss Netzwerke aufbauen können. Denn man muss sich ja auf aussichtsreiche Listenplätze hoch arbeiten. Da braucht man Unterstützer.

Das ist ja auch das Problem, denn der kleine, gewöhnliche Bürger schafft es vielleicht mal in die Kommunalpolitik, aber der weitere Weg ist ihm meist versperrt, weil ihm wichtigen Voraussetzungen fehlen. Wenn es dann mal einer wirklich schafft, dann wird der auch gleich an den Pranger gestellt, weil er sich vielleicht nicht ganz so gewählt ausdrücken kann, wie die Berufspolitiker oder die mit angeborenem Redetalent.

Eine Politik, in der sich die, die es nach oben schaffen, ausschließlich ihrer und ihrer Gruppenzugehörigkeit Vorteile verschaffen wollen, ist immer ungerecht. Es müssen sich auch Politiker finden, die sich dieser ungeliebten Mehrheit der einfachen Menschen verschreiben und denen auch zu ihrem Recht verhelfen. Denn in einer Demokratie sollten ja alle im Parlament vertreten werden, nicht nur die Minderheiten. Aber auch nicht nur die Alten oder die Jungen sollen im Parlament vertreten sein. Sondern sowohl die Alten als auch die Jungen und die Alten müssen sich auch für die Belange der junge Leute einsetzen genauso wie die Jungen sich für die Belange der alten Menschen einsetzen müssen.

Gerade deshalb sollte mit viel mehr Kompromissen gearbeitet werden. Politik sollte eigentlich einen Ausgleich schaffen, zwischen den Belange der verschiedenen Menschen. Jeder sollte sowohl Gewinner als auch Verlierer sein. Denn genau das ist ja der Kompromiss. Jeder sollte etwas davon haben, aber nicht alles, was er will, erreichen.

Alle Menschen müssen doch jeden Tag und überall Kompromisse schließen. Sowohl in der Familie bis in die Belange der EU.

Kompromisse – Kompromisse – Kompromisse!

Anders kann es nicht funktionieren. Weder die Familie noch die EU und auch nichts dazwischen. Einfach nur sagen, wir haben Recht und die anderen haben alle Unrecht und deshalb muss unser Wille durchgesetzt werden, ist nicht richtig, weil die, deren Wille man so einfach unter den Tisch fallen lässt, sich übervorteilt sehen und dann kann alles zerbrechen. So wie im Kleinen, die Familie so auch im Großen, die EU und auch alles dazwischen.

Was müssen wir tun? Wir müssen uns alle Seiten anhören und auch berücksichtigen. Also nicht, Orban ist doof und Merkel ist gut. Sondern auch mal sich in die Lage von den Menschen in Orbans Land versetzen und deren Beweggründe erkennen. Oder auch die, die Macron gewählt haben sind gut und die, die Le Pen gewählt haben sind schlecht, oder die die Trump gewählt haben sind schlecht, die die ihn nicht gewählt haben sind die guten Menschen. So geht das eben nicht. Es sind doch ganz viele Menschen, die aus guten Gründen (aus ihrer Sicht) so gewählt haben, wie sie gewählt haben.

Genauso auch die Griechen. Da können wir auch nicht einfach bestimmen, Griechen schlecht, weil sie nicht haushalten können, Deutsche prima, weil sie prima haushalten können. Auch da müsste man einen Ausgleich finden. Wie in einer großen Familie. Dass heißt nicht, dass wir jetzt die Griechen einfach mitfinanzieren. Aber es sollte ein Weg gefunden werden, der beiden Seiten hilft und auch beiden Seiten das Gesicht wahren lässt.

Was im Moment so schrecklich ist, ist doch die Tatsache, dass sich immer mehr, die radikalen, nicht kompromissbereiten Seiten unversöhnlich gegenüberstehen. Die versöhnliche Mitte stirbt aus. Da will man auf beiden Seiten nur noch mit dem Kopf durch die Wand.

Und noch schlimmer ist dieses schüren:

Jung gegen Alt

Arbeiter gegen Rentner

Einheimische gegen Fremde

Links gegen Rechts

kleine Bürger gegen das Establishment

Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber

Frauen gegen Männer

Kinderlose gegen Kinder

Städter gegen Dörfler

Veganer gegen Fleischesser

Da haben es sich manche richtig auf die Fahnen geschrieben, da ein Keil in die Gesellschaft zu schlagen. Und dieser Keil geht mitnichten von der rechten Seite aus, auch nicht von den Alten. Dieser Keil wird von Links viel mehr eingeschlagen als von Rechts und vor allem von den "jungen Linken". Eine unselige Konstellation!

Wir müssen uns viel mehr Gedanken über eine gerechte Politik machen. Und zwar einer Politik, die nicht nur für die Lobbyisten gilt. Wir müssen für alle Politik machen, auch für die, die nicht selbst in die Politik gehen können und deshalb dort auch kein Fürsprecher haben.

Und ein gerechte Politik kann nur mit Kompromissen gemacht werden. Da muss jeder ein paar Federn lassen. Wenn wir alles in Kompromissen regeln, dann wird jede Seite etwas davon haben und der Frust auf die jeweils andere Seite ist geringer.

Wir müssen begreifen, dass wir „ein Volk“ sind, meinetwegen auch europaweit. Aber wie soll das gehen, wenn wir uns schon in den einzelnen Ländern unversöhnlich (nicht kompromissbereit) gegenüberstehen? Als erstes müssen wir uns doch in den einzelnen Ländern vertragen und dann erst europaweit.

Deshalb müssen wir zusammen einen Weg finden, bei dem wir „alle“ mitnehmen können. Wo jeder für sich etwas Positives verbuchen kann. Fortschritt ja, den kann niemand aufhalten, aber so verträglich, wie es eben geht. Man kann nicht einfach manche Menschen, durchs Sieb fallen lassen.

Nehmen wir doch alle mit auf die Reise in die Zukunft, das müssten wir uns auf unseren Fahnen schreiben.

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Worte von Mahatma Gandhi

"Gesunde Meinungsunterschiede können nicht schaden. Wovon wir uns befreien müssen, sind gegenseitiges Mißtrauen und die Unterstellung niederer Motive. Die uns bedrohende Sünde ist nicht Uneinigkeit, sondern unsere Kleinheit. Wir streiten über Worte, wir kämpfen um Schatten und verlieren die Substanz".

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