„Angst verhindert nicht den Tod. Sie verhindert das Leben.“ (Nagib Mahfuz)

Ich erinnere mich noch, wie es war, als es mit dieser Seuche losging. Die unsichtbare Bedrohung, vor der uns Wissenschaftler und Politiker Tag und Nacht warnten, die ganzen verstörenden Sondersendungen in den öffentlich-rechtlichen Medien, die immer neuen Horrormeldungen im Internet... Schon im März 2020 war ich davon so traumatisiert, dass ich meiner Freundin am Telefon tatsächlich davon abriet, mir mein Geburtstagsgeschenk per Post zu schicken. Nicht nur, weil ich ihr nicht den Besuch einer Postfiliale zumuten wollte, sondern auch, weil ich den tödlichen Virus auf dem Geschenkpapier fürchtete. Die Seuche hätte auch vom DHL-Boten auf mich übertragen werden können. Im Geiste sah ich mich schon das Päckchen aus sicherer Entfernung in die Luft sprengen. Nur um kein Risiko einzugehen.

Weil ich wusste, dass der Virus eigentlich überall sein kann, auch im Aldi und bei Netto, entschied ich mich irgendwann doch dafür, mir meine Lebensmittel liefern zu lassen – vom Biobauern, natürlich kontaktlos. Ein kostspieliges, zeitaufwendiges Vergnügen, da ich mitunter den halben Samstag auf die Lieferung warten musste. Längst hatten auch alle anderen erkannt, dass das Leben lebensgefährlich ist und jeder Mitmensch eine potentielle Virenschleuder, die einen ins Krankenhaus befördern könnte. Beim Entgegenkommen wechselten sie die Straßenseite oder machten einen möglichst großen Bogen um mich. Als wir auch noch im Fernsehen darüber aufgeklärt wurden, was für enorme Aerosolfahnen Jogger hinter sich herziehen, achtete ich bei meinen Laufrunden auf besonders große Abstände – einfach, um den Spaziergängern nicht noch mehr Angst zu machen als sie ohnehin schon vor mir hatten.

Angst essen Seele auf

Ich weiß noch, wie ich später in der Weihnachtszeit mit einer Nachbarin draußen auf der Parkbank Glühwein trank und wir eigentlich die ganze Zeit nur darüber debattierten, wie hoch nun unser Risiko ist. Auf verschiedenen Bänken weit voneinander entfernt sitzend, an der frischen Luft. Während sie sich ziemlich sicher war, dass das überhaupt kein Problem darstellt, habe ich später tagelang darauf geachtet, ob mein Geruchssinn noch funktioniert. Er funktionierte.

Dieses permanente Misstrauen, dieses schleichende Gift, das jedes Miteinander zu einem komplizierten Balanceakt werden lässt, zieht sich quer durch unsere Gesellschaft und hat sich natürlich mittlerweile auch in den Familien ausgebreitet. Wenn sich die Frage stellt, wer Oma und Opa nun eher unter die Erde bringt: die leichtsinnigen Enkelkinder, die sich weiter mit Freunden treffen oder etwa diese komische Tante, die sich plötzlich für eine freie Impfentscheidung ausspricht, können sich menschliche Abgründe auftun. Wie Jens Spahn schon sagte: „Wir werden in der Corona-Krise einander viel verzeihen müssen.“

Diese ganzen gesellschaftlichen Verwerfungen – auch die Diskriminierung Ungeimpfter, die Verunglimpfung von Demonstranten in den öffentlich-rechtlichen Medien – halte ich inzwischen für gefährlicher als das Virus selbst. Und bei einigen Politikern frage ich mich ernsthaft, ob sie ihren Verstand verloren haben. Als ob sie der Bevölkerung nicht schon genug zumuten, drohen sie jetzt auch noch mit einer allgemeinen Impfpflicht – mit einem Impfstoff, dessen Wirkung man nun wirklich nur noch als enttäuschend bezeichnen kann. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich irgendwann mal mehr Angst vor Karl Lauterbach als vor Corona haben würde.

Ich hoffe, dass 2022 viele aufstehen und wieder tanzen. Auf den Straßen. Für ihre Rechte, für ihre Freiheit und für ein Leben ohne Angst und Schrecken.

https://www.youtube.com/watch?v=GN5B27zT29Y

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