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Und weil es so viel Spaß macht, Neues auszuprobieren, habe ich gestern meinen Facebook-Account bis auf Weiteres stillgelegt und ihn samt Messenger von meinem iPhone gelöscht. Und die Instagram- und Twitter-App gleich hinterher. Ich kann nicht sagen, wie viele Stunden ich damit bisher verplempert habe, aber es werden zusammengerechnet nicht nur Tage, sondern Wochen und Monate gewesen sein. Vielleicht sogar Jahre, aber so genau möchte ich das gar nicht wissen. Was mir diese Social Media Apps eingebracht haben, lässt sich genau wie in meiner Gewinnspiel-Geschichte (Link) kurz zusammenfassen:
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Außer die Erfahrung und Erkenntnis, dass Social Media-Plattformen im Prinzip genau wie Online-Gewinnspiele funktionieren. Man leistet einen kleinen Einsatz - schreibt einen Facebook-Kommentar, twittert irgendeinen Unsinn - und erwartet einen Gewinn, eine „Belohnung“. In dem Fall ein Feedback, möglichst in Form eines „Likes“. Wer sich ein wenig damit beschäftigt hat, weiß es im Grunde: Man begibt sich in eine endlose Dopamin-Schleife, die einen immer wieder dazu bringt, genau das zu tun, was wieder neues Dopamin freisetzt.
Das Gehirn lernt schnell und das lässt sich auch an der Qualität der Facebook-Beiträge erkennen. Um überhaupt noch in dieser ewigen Kakophonie, diesem Wirrwarr aus immer neuen Meldungen, Fotos, Videos, irgendwie aufzufallen, hat sich der Ton über die Jahre deutlich verschärft. Die Beiträge sind entweder besonders schön (vor allem, wenn es um die Selbstdarstellung geht - Stichwort: Instagram-Filter) oder besonders hässlich (Stichwort: Hate Speech). Doch je falscher und schriller die Töne, desto weniger „social“ sind diese Medien und desto mehr leidet der vernünftige öffentliche Diskurs. Dieses Phänomen erleben wir im Moment weltweit. In einer immer komplexer werdenden Welt sind Facebook & Co. die Wegbereiter für ein ganz einfaches Schwarz-Weiß-Denken, ein Freund-Feind-Schema, in dem das vermeintlich Richtige belohnt und das vermeintlich Falsche abgestraft wird.
Jeder weiß im Grunde schon im Vorfeld, welches Statement ihm von welchen Leuten ein zustimmendes Like einbringen könnte - deshalb ist es auch ziemlich vorhersehbar, dass Person A immer wieder ein Foto von seinem Essen hochladen wird und Person B alles, was irgendwie Trump ins Lächerliche zieht. Wir kennen schon lange die Problematik von Filterblasen: wer sich mit den immer gleichen Facebook-Freunden und Twitter-Usern abgibt, dessen Weltbild wird auch immer gleich bleiben. Erschreckend fand ich übrigens die Erkenntnis, dass ich manchmal wirklich schon nicht mehr weiß, ob ich einen echten eigenen Gedanken vertrete oder nur das, was mir schon zig mal auf Facebook vorgekaut wurde.
Im vergangenen Jahr erlitt meine Dopamin-Schleife einen erheblichen Dämpfer. Entweder hatte Facebook meine Reichweite eingeschränkt oder meine weit über 300 „Freunde“ hatten mich alle auf „Ignorieren“ gestellt - es kam ab Dezember so gut wie kein Feedback mehr. Egal, was ich teilte. Während ich selbst weiter fleißig jeden Tag alles, was mir irgendwie gefiel, „geliked“ hatte (manchmal auch nur, weil ich wusste, dass sich der andere darüber freut), herrschte auf meiner eigenen Seite absolut tote Hose.
Gut, in Corona-Zeiten oder während der Feiertage hatten die meisten vielleicht wirklich Besseres zu tun, als ausgerechnet meine Blogeinträge zu lesen. Aber selbst bei kleinen Facebook-Beiträgen zum Tagesgeschehen, irgendeinem Witz oder so: Null-Reaktion. Lediglich in meiner Facebook-Katzengruppe fand noch hin und wieder ein sinnvoller Austausch in Sachen Fellpflege und Ernährung statt. Doch im Großen und Ganzen erkannte ich, dass ich fortwährend wie bei diesen Online-Gewinnspielen meine kostbare Zeit einsetze und im Gegenzug nur Folgendes erhalte:
Deshalb freue ich mich darauf, künftig mehr das zu tun, was wirklich immer zuverlässig Dopamin bei mir freisetzt. Und mich tatsächlich weiterbringt. Diesen Blog zu schreiben gehört dazu.
Weiterführende Links:
https://www.verywellmind.com/social-media-and-depression-5085354
https://www.sciencedaily.com/releases/2020/12/201210074722.htm
https://www.youtube.com/watch?v=3J1MIDTi9h8
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