Ein neues Format für die neue Zeit. Prägnante Interviews, flotte Kamera, coole Locations. Auf ATV-Klartext stellt Martin Thür „den relevanten Meinungsbildnern und innen die brennendesten Fragen der Republik.“ Soweit die Selbstbeschreibung. Nach 5 Sendungen und 15 Gästen überlagert ein Eindruck die hehren Ansprüche: Die Sendung wirkt wie ein Männermagazin. Männerquote: 14:1. Ohne Gabriele Heinisch-Hosek in Folge 3 hätte die Sendung in ihrer Selbstbeschreibung komplett auf den Wurmfortsatz „und innen“ nach „Meinungsbildern“ verzichten können.
Nun gibt es drei mögliche Gründe, warum das Format von der Frauenquote her einen 60er Jahre Mief versprüht. 1) Thür ist ein Macho und lädt keine Frauen ein 2) in den Bereichen, die behandelt werden, sind Frauen notorisch unterrepräsentiert 3) die Frauen wollen nicht.
1) scheidet aus. Thür schwankt, zumindest von seinem öffentlichen Profil auf Social Media zu schließen, irgendwo zwischen Feminist und Postfeminist. „Ich nehm nur blonde Sekretärinnen“-Mad Man ist er keiner.
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2) schon eher. Die Folge über die „Macht der Landeshauptleute“ ist ohne Gabi Burgstaller schlicht unmöglich zu gendern. Das Thema „Putin-Versteher“ ist schon deswegen männlich, weil das zu verstehende Subjekt ein semidiktatorischer Macho ist, was emanzipierte Frauen eher weniger anspricht. Doch spätestens beim Thema Bildung müsste die Stunde der Frauen schlagen. Und beim Thema „Migranten in der Politik“ gäbe es genug weibliche Protagonisten.
3) die Frauen kommen nicht. Dafür liefert Thür selbst Hinweise. Auf einen Tweet zur Frauenquote in TV-Talkshows sagt er, er sei richtig schockiert gewesen, wie oft er Absagen von Expertinnen bekommen habe. Thür führt das unter anderem auf deren fehlendes Selbstvertrauen zurück. In seinen Sendungsbereichen suche ATV sogar speziell nach Frauen – mit wenig Erfolg.
Wenn das stimmt, sollte man diesen Aspekt fix in jede Genderdebatte miteinbeziehen. Denn das mangelnde Selbstvertrauen, den fehlenden Zug zum Tor kann keine Quote lösen und auch die Männnerwelt kann nur bedingt dafür belangt werden. Andererseits macht gerade das fehlende Balzverhalten der Frauen im professionellen Umfeld deren Stärke in Führungspositionen aus, wenn sie stattdessen auf die soziale Schwarm-Intelligenz ihrer Mitarbeiter setzen.
Passenderweise diskutiert Klartext in der nächsten Sendung über das „Gwirks mit der Quote“. Und weil das Thema quasi super weiblich ist, sind drei gleich drei Frauen und kein einziger Mann geladen – was nun doch ein bisschen Mad Men ist.
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