Krone-Kollegin Conny Bischofberger hat ihre aktuelle Kolumne auf Fisch&Fleisch Muhrli gewidmet. Nicht ihrer Katze, sondern dem Pressesprecher von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
Eine gute Gelegenheit, um diese Gattung im Polit-Medialen-Komplex auszuleuchten. Die tägliche Interaktion mit der Journaille läuft nämlich im Verborgenen ab. Da wird recherchiert, informiert, gedealt, gedroht, gepoltert, gespinnt. Der Spin. Er rückt den Chef, die Chefin oder den Konzern in ein gutes Licht. Und das ist immerhin die Kernaufgabe von PR.
Jeder Presssprecher spinnt anders.
Die Schmähbrüder
Sie nehmen dich mit dem Schmäh. Sie scherzen über dieses und jenes. Am liebsten über die politischen Mitbewerber oder die Konkurrenz. Und wie man so scherzt, vergisst man die eigentliche Frage und übersieht – den Spin. Diesen einen kleinen spannenden Deut, der die Gegnern in ein schlechtes Licht rückt und dem eigenen Chef oder Konzern Rosen streut. Die Meister unter den Pressesprechern lesen diesen Hinweis am nächsten Tag als Aufmacher in der Zeitung.
Die Oberlehrer
Sie waren nicht selten selbst Journalisten und erzählen dir, was alles KEINE Geschichte ist. Das macht dich unterwürfig im Frageverhalten. Du hast die Nicht-Story nämlich bereits in der Redaktionssitzung angesagt. Also greifst du nach jeder Information wie nach dem rettenden Strohhalm – und verschluckst bei guten Oberlehrern den Spin gleich mit.
Die Politiker
Sie heben oft gar nicht erst ab, weil du nicht von einem „Leitmedium“ bist. Wenn doch, dann als Gnadenakt und erst dann, wenn sie die „Leitredakteure“ auf ihrer Liste durchgerufen haben. Sie überlassen nämlich nichts dem Zufall, wenn sie Politik machen. Und schon gar nicht warten sie, bis sie angerufen werden. Der Spin kommt daher als riesige Exklusiv-Story oder als Exklusiv-Interview. Die Politiker unter den Pressesprechern rufen erst dann auch kleine Würmer polternd an, wenn diese ihre Inszenierung mit einer echten Gschicht durchkreuzt haben.
Die Pressesprecher
Sie sprechen mit der Presse. Egal, ob Leitmedium oder nicht. Sie haben begriffen, dass in Zeiten von Social Media das wahre Leitmedium das Internet ist und jede Story explodieren kann. Sie informieren, recherchieren, antworten. Wo der Spin bleibt? Sie bestechen dich mit ihrer Sachlichkeit und Professionalität. Sie verleiten dich, zuerst sie und erst dann den Kollegen auf der Gegenseite anzurufen. Dann bist du ihnen ins Netz gegangen.
Die meisten Pressesprecher sind Mischformen und leisten in erster Linie einen tollen Job. Und überhaupt sind die Journalisten noch eine viel schrägere Gattung im Polit-Medialen-Komplex. Deswegen wäre eine Replik in die Gegenrichtung verdienstvoll. Anyone?
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