Einseitige Liebe als Grab ohne Würde

Unerfüllte bzw. einseitige Liebe…das kennen wir alle. Mich tröstet es immer ein wenig, dass dieses Phänomen des absoluten Grauens sogar die Hollywood-Stars erleben und literarisch bis philosophische Größen wie Goethe, Freud oder Fontane von diesen Gefühlen ebenfalls nicht verschont geblieben sind…

sie alle erlebten, schrieben und forschten dann über die Liebe, den Verlust, das Leid, Liebesverrat, Betrug, Ablehnung und die unstillbare Sehnsucht. Die tragischen Figuren jammerten rum, schrieben tausende Liebesoden an die Angebetete, duellierten sich mit potentiellen Rivalen und begingen dann oftmals dramatischen Suizid – im Endeffekt alles nur um Amors Aufmerksamkeit zu erregen. Damals verzichtete man aus unerfüllter Liebe schon mal auf sein weiteres Leben, heutzutage verliert der Verlassene statt dem Leben oftmals seine Würde und Selbstachtung...

So ein Kabarett durfte ich kürzlich live und kostenlos recht eindrucksvoll miterleben. Fremdschämen pur! Frank Stronachs Diskussionen, Frauensuche via TV im Osten  oder Lugners Hochzeit mit Spatzi – das alles ist nichts gegen die tragisch-komödiantische Performance einer verletzten und verzweifelten Seele, die letzten Samstagabend zu einem traurigen Highlight meiner persönlichen No go-Liste empor stieg.

Kurz zur Szenerie: Pizzeria-Fest in kleinem Rahmen, alle Gäste schon recht betrunken. In mitten einer Freundesrunde ER und SIE! Zuerst beobachtete ich alles als normales Gespräch an der Bar, sie kokettierend lachend, sich mit der Zeit immer mehr zwischen seine Beine schiebend, ihre Arme auf seinen Knien, sich nah an sein Ohr schmeichelnd... später am Tisch sitzend, höre ich nur in Fetzen des Gesprächs, dass sie gerne bei ihm ist, warum sie die Affäre nicht weiterführen, sie würde heute so gerne in seinen Armen einschlafen, er solle ihr doch sagen, dass sie scheißen gehe solle, dass es doch so schön war, dass sie doch spüre, dass er sie mag…. ER inzwischen das zehnte Bier gekippt, schon leicht schräg sitzend, recht wackelig am Weg zur Toilette…seine Reaktion: keine, leicht abwehrend nach hinten gelehnt. Nachdem sie seine Getränke bezahlen wollte, ihn mit Zigaretten fütterte, von Raum zu Raum verfolgte, pausenlos mit Körperkontakt das Gespräch suchte und ihn mit diesem eindeutigen Dackelblick anhimmelte, verstummte langsam aber doch das belustigte Lachen meiner Freundinnen und mir. Denn, das „Fremdschäm hoch zehn“-Gefühl verwandelte sich in ein ganz anderes Gefühl – es war pures Mitleid. Diese Szene, die wir da beobachten konnten, war die Dokumentation der eigenen Erniedrigung, des absoluten Würdeverlusts und der kompletten Aufgabe jeglichen Stolzes! Und sollte der Mann die Frau trotz des Affären-Endes vor einem Jahr bis dato noch sympathisch, attraktiv und lieb gefunden haben, so hatte sie mit diesem Verhalten nun jeglichen Respekt, jegliche Sexyness und jegliche Erotik getötet. Ende! Aus! Vorbei!

Wir waren alle schon mal unglücklich verliebt, wurden abgewiesen, der andere konnte sich nicht entscheiden, man buhlte mit einer anderen um seine Gunst oder hatte gekämpft, obwohl es nie Aussichten auf eine Beziehung gab… das alles ist okay und sollte jeder in seinem Leben mindestens zweimal erleben (dient der Erdung), allerdings fragt sich immer wie!

Kämpfen mit Ehre und Respekt auf Augenhöhe ist stark und sexy, selbstbewusst zeigen, dass man jemanden lieb hat, aber dass man auch ohne den Menschen „zu besitzen“ glücklich sein kann, das finden Männer spannend. Sich wie ein Stück Fleisch vor die Füße zu legen und zu betteln, hat noch keinen Jäger befriedigt – auch, wenn er vielleicht davon kostete, war es nur um den schnellen Hunger zu stillen.

Nach hause gegangen ist sie alleine nachdem er ihr dann endlich ne Ansage gemacht hatte und ich bin heimgefahren mit dem Gedanken im Kopf, dass sich kein Mensch wegen eines anderen so erniedrigen darf! Es ist ärmlich, erbärmlich und traurig und stößt das Objekt der Begierde nur noch mehr weg! Auf der Party war noch eine andere Dame, die den Mann ebenfalls sehr gerne mag, die vor kurzem eine Affäre mit ihm hatte… die Situation empfand sie als äußerst schräg, aber sie entschied sich stark zu sein und Ruhe zu bewahren, es werde alles kommen wie es kommen soll… also hat sie gelacht, getanzt, Spaß gehabt, sich köstlich unterhalten und sich insgeheim gefreut, dass er das gesehen hat… Beim Verabschieden hat er sie dann nach einem baldigen Treffen gefragt…

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:53

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