Faschingsdienstag, Nikolo, Halloween Polterabend und die ganze Dirndl-Action a la Oktoberfest & Kirtag – sich zu verkleiden ist „in“. Zusammen mit anderen Kostümierten in einem Lokal, Bier-Zelt oder sonstigem Saal besoffen das Tanzbein zu schwingen, ist „mega-in“! Ist dann die Ballsaison mit der großen Ballrobe die Krönung der ganzen Maskerade? (Grübel..) Auch, wenn das Betrinken hier gediegen stattfindet, auf feinen Polstersesseln an vornehm gedeckten Tischen edlen Schampus kippend, das Endergebnis ist –losgelöst von Umgebung und Gesellschaft – eben immer dasselbe: man tanzt betrunken zu Musik (egal welche), ist dabei „verkleidet“ und hat irre viel Spaß.Verkleidet, kostümiert, maskiert, Motto-Partys: Sei es 70iger, schwarz-weiß, Prolo, Beachparty, Marlene Dietrich, zu Zeiten Cäsars, Hure & Zuhälter (schon erlebt!) oder irgendeine andere Idee, da wird Omas Dachboden durchstöbert, paar hässliche Fetzen angeschafft und nicht selten daheim etwas Peinlich-passendes geschneidert.
Was hat es aber auf sich, dass sich erwachsene Menschen vor allem des Nächtens gerne verkleiden – ab und zu sogar bis zur Unkenntlichkeit?
Ich könnte jetzt selbstverständlich problemlos (;)) eine psychologische Abhandlung aus dem Ärmel schütteln, dass hier unterdrückte Kindheitserlebnisse ans Tageslicht drängen oder dass in der analen Phase ein unüberwindbarer Mutter-Kind-Konflikt stattgefunden haben muss, der sich in der Verkleidung manifestiert oder dass aufgrund der frühen Trennung der Eltern….blablabla…. ein Funke Wahrheit oder kompletter Bullshit!? Ist doch piepegal!
Ich selbst habe mich in den letzten zwei Wochen in ein Dirndl g‘stopft und zu dümmlichen Liedern wie „Die Freche von der Alm“ getanzt, bei einer Geburtstagsfeier alle Gäste mit kleinen Hüten und Leuchtbändern ausgestattet (alle quietschten vor Begeisterung und grapschten in mein Sackerl was ich da drinnen noch so habe!) und bei der Foto-Box die Party-Brille und eine eigenwillige Hutkreation aufgesetzt und mich dumm und dämlich gelacht. Offensichtlich fühlen wir uns beim Verkleiden jeglicher Art wieder unbeschwert und frei, wie in Kindertagen, wo man glaubte mit dem Prinzessinnen-Fummel auch tatsächlich eine zu sein.Bei den Erwachsenen reicht der pure Glaube nicht mehr aus, daher muss das Hochprozentige die letzten Zweifel beseitigen, damit man endgültig frei und unbeschwert Batman, Darth Vader, ein Cowboy oder Krankenschwester sein kann. Am nächsten Morgen erwacht man wieder im eigenen Leben mit einer (lückenfreien?) Erinnerung an einen spaßigen, entspannten, gelösten, teils benebelten-klirrenden Abend mit Freunden und Kollegen – und den anderen, die auch da waren.
Hat das Kostümieren und Verkleiden tatsächlich etwas Befreiendes, macht es SO Spaß für einen Abend in eine andere Rolle zu schlüpfen? Vor kurzem beobachtet ein Haufen Wiener Wiesn-Besucher meets Polterrunde: Herrlich komisch, herrlich witzig! Da kann man diese Frage nur heftig nickend mit „Es scheint so!“ beantworten. Dann juhu: Bald ist Halloween!