China hat mit Russland noch eine Rechnung offen.
China musste 1860 große Gebiete der Mandschurai an Russland abtreten.
Nun scheint sich für China - bedingt durch den Ukrainekonflikt - eine gute Gelegenheit zu ergeben, das Rad der Zeit wieder ein wenig zurückzudrehen.
Dass Russland Interesse an arktischen Gebieten hat, ist nichts Neues. So hat es aufgrund eines fast 100 Jahre alten Vertrages vor einiger Zeit eine Polarstation auf dem norwegischen Spitzbergen errichtet. 1920 wurde Spitzbergen Norwegen mit der Maßgabe der Neutralität zugeschlagen. Um dem Vertrag internationales Durchsetzungsvermögen zu verschaffen, hat insbesondere Frankreich kräftig um Unterzeichnerstaaten geworben und im Gegenzug das Recht eingeräumt, Stationen darauf zu errichten. So sind neben vielen anderen auch Afghanistan, die Schweiz, Südafrika, der Kosovo, Montenegro und andere Nachfolgestatten Jugoslawiens und und und berechtigt sich auf Spitzbergen niederzulassen.
China hat den Vertrag tatsächlich aus der Schublade gezogen und diesen Passus umgesetzt.
Nach Ende des Opiumkrieges 1860 wurde China zur Pekinger Konventions verpflichtet und musste u.a. die Gebiete von Wladiwostok bis hoch an die Grenze von Sachalin und die Region Amur an Russland abtreten. Es geht um 1,5 Millionen qkm, also die dreifache Fläche Frankreichs.
Rohstoffreiche und für Russland strategisch wichtige Gebiete, mit mehrheitlich ethnisch-chinesischer Bevölkerung, die nun China wieder ins Auge fasst.
Dies erklärt die fast neutralen Status der Chinesen, einerseits wollen sie den Russen beistehen, anderseits diese den Krieg in der Ukraine auch nicht gewinnen lassen. Die chinesische Strategie beruht auf der Schwächung Russland und der Entzauberung deren Militärs.
Chinas Taktik zur Erweiterung seines Einflusses liegt neben wirtschaftlicher und militärischer Erweiterung auch in der politischen Proklamation von "strittigen Gebieten". Entlang der chinesischen Außengrenzen hat China 38 Gebiete als "strittig" erklärt. Unabhängig davon, ob historische oder internationale Substanz hinter solchen Proklamationen steht
Russland stürzt sich in der Ukraine in einen Zermürbungskrieg und hofft auf die Kraft der schieren Masse an Soldaten und Material, die es in die Schlacht werfen kann. Hochwertige Rüstungsgüter kann es aufgrund der Sanktionen nicht nachproduzieren. Es wird der Tag kommen, an dem die russische Militärmaschinerie ausgeblutet ist. Es ist zu erwarten, dass sich auch die atomare Streitmacht als nicht mehr als ein Potemkinsches Dorf erweist.
Das ist der Tag, an dem der Kaukasus erneut aufsteht, an dem von Süden her die Islamisten nach Russland einsickern und an dem China Anspruch auf seine alten, abgenötigten Gebiete erhebt.
Schlichtungsversuche aus den 60er Jahren, in denen das damals militärisch schwachen China, seine Beziehungen zu Russland normalieren wollte, hat das moderen China in den vergangenen Jahren schon für nichtig erklärt.
Nun ersucht Russland bei China um Waffenlieferungen und China zögert. China zögert nicht etwa, weil der Westen sonst mit Konsequenzen droht, es zögert insbesondere weil es sich in der stärkeren Verhandlungsposition sieht. Russland steht nun vor dem Dilemma, China in Ostsibirien einen weitaus stärkeren Einfluß in die wirtschliche Nutzung des riesigen Gebietes einzuräumen. Wer von Knebelverträgen spricht, liegt nicht falsch. Oder es geht das Risiko ein, nach einer Niederlage in Ukraine zu zerfallen und sich in sechs bis acht Nachfolgestaaten aufzulösen von denen dann einige chinesisches Staatsgebiet werden bzw. unter chinesischem Einfluß stehen. Was Russland in der Ukraine, mit der Annektion von Krim und Cherson können will, das kann China schon lange.
China wird auf jeden Fall Gewinner sein, egal wie Putin sich entscheidet.