So nicht, ihr rote Brut! Eure Tage sind gezählt. Und Leute wie Sie, Frau Bischofsberger, und ein Herr Pándy werden die nächsten Jahre die Rechnung dafür präsentiert bekommen. Darauf können Sie sich verlassen. Der Countdown läuft. Das schreibt mir heute eine gewisse Margot, der mein Interview mit dem Vizekanzler, nachzulesen in der „Krone“ und als Langfassung auf krone.at - übrigens meistgeklickt mit weitem Abstand vor dem skurrilen „Dating-Fritzl“ - nicht gefallen hat. Meine Fragen seien unverschämt, ich hätte bewiesen, im Ranking der „schäbigsten Schmierfinken“ ganz oben zu rangieren.
Selten hat ein Thema so stark polarisiert wie der ZiB 2-Auftritt von Reinhold Mitterlehner bei Tarek Leitner am vergangenen Mittwoch. Man wird es noch lange als Lehrstück dafür verwenden können, wie Interviews durch simple Fehler einfach schiefgehen.
Wobei gerade das natürlich den Unterhaltungswert ausmacht. Hätte sich der ÖVP-Chef nicht dazu hinreißen lassen, dem ORF vor laufender Kamera die Meinung zu sagen, dann …. Hätte mein Kollege Claus Pándi seinen Kommentar, den ich übrigens ziemlich brutal fand, nicht schreiben können. Dann wäre Mitterlehner nicht „Mann der Woche“ und somit Idealkandidat für mein Sonntagsinterview gewesen. Und Frau Margot schließlich hätte sich zwei andere Opfer suchen müssen, um ihre Wut gegen den „Propagandasender der SPÖ“ und gegen „die rote Parteipresse Krone“ auszulassen. Aber ich beschwere mich nicht über solche Mails, sie sind das Salz in der Suppe meines Redaktionsalltags.
Reinhold Mitterlehner hat aber auch ernstzunehmende Unterstützer, man braucht nur die Postings unter Claus Pándis Kommentar „Mitterlehner nach TV-Blamage vor dem politischen Ende“ zu lesen. Die Tatsache, dass der ORF für SPÖ-Kanzler Faymann ein ganzes Format ausräumt, findet nicht nur Mitterlehner selbst (der ruhig eine Spur souveräner sein könnte) skandalös. Auch viele Leser sehen keinen Grund, warum Faymann nicht in die Pressestunde – oder eben in die ZiB – eingeladen wird, um die Wende in der Flüchtlingspolitik zu erklären. „Werner Faymann ist nicht Angela Merkel“, sagt Reinhold MItterlehner in Anspielung auf Merkel bei Anne Will im „Krone“-Interview, „deshalb bleibe ich dabei: Es sieht nach Bestellung aus.“
Mit diesen Vorwürfen endete am Mittwoch die ZiB2, die schon unglücklich begonnen hatte. Tarek Leitner begrüßte Reinhold Mitterlehner sinngemäß so: Er hätte zwar lieber den Chef des deutschen Bundeskanzleramtes Peter Altmaier im Studio gehabt, aber vielleicht habe er, Mitterlehner, ja auch was zu sagen. Bumm, das saß.
Mitterlehners Stirnfalten, die sich je nach Laune vertikal oder horizontal bewegen, verdoppelten sich auf einen Schlag, man konnte richtig beobachten, wie er sich insgeheim ärgerte. Diesen „Rucksack“ schleppten die beiden Profis bis ans Ende des Gesprächs mit. Bewusst und wohl auch ein bisschen trotzig zog Mitterlehner dieses genüsslich wie einen Strudelteig hinaus. Als Leitner unter Zeitdruck geriet und sich dies in seiner Mimik bemerkbar machte, brach es aus Mitterlehner heraus. Der Kanzler bekommt eine Stunde exklusive Redezeit, und mir wird hier signalisiert, ich solle mich gefälligst beeilen. So nicht!
Hut ab, dass sich der ÖVP-Chef zum „Krone“-Interview bereiterklärt hat. Was ich beim ORF-Interview von seiner Stirn ablesen konnte, bestätigte mir Mitterlehner. Er habe schon die Einleitung als „Foul“ empfunden, aber es habe keinen Einfluss auf das Gespräch gehabt. Das glaube ich nicht. Ohne diese Einleitung wäre es nicht zum Eklat am Schluss gekommen.
Unser Interview dauerte übrigens nur 28 Minuten (ich liebe knappe, präzise Gespräche) und ich wage zu behaupten, dass es von gegenseitigem Respekt getragen war. Jede Begegnung soll doch in zwei Grundgedanken verankert sein. Du darfst dich von der Sympathie oder Antipathie für dein Gegenüber nicht davontragen lassen. Und: Du sollst jedem Interviewpartner auch DANACH noch in die Augen schauen können.
Ich werde mit Reinhold Mitterlehner übrigens sogar Bier trinken. Er hat eine Kiste Zipfer mit mir gewettet, dass Andreas Khol es in die Stichwahl schafft. Vielleicht kocht Claus Pándi ja ein nicht so scharfes Gulasch dazu.
Krone/Gerhard Bartel