Flüchtlinge: Sagt mal einfach „Hallo und Willkommen“

Bei uns landen derzeit täglich Anfragen, wie man den Flüchtlingen helfen kann, die es aus den Bürgerkriegsländern heraus- und irgendwie bis nach Österreich geschafft haben. Unsere Seherinnen und Seher verfolgen, was in Syrien, dem Irak, der Ukraine geschieht und nehmen großen Anteil am Schicksal derer, die fliehen können. Auch wenn ein paar Gruppen versuchen, das Thema negativ zu besetzen – die Hilfsbereitschaft ist derzeit enorm. Der erste Reflex hilfsbereiter Menschen scheint zu sein, einen Sack mit Kleidern, Schuhen und Spielzeug zusammenzupacken: Das haben schon so viele schon getan, dass derzeit so gut wie alle Betreiber von Flüchtlingsunterkünften bitten, keine Kleider mehr vorbeizubringen. (Andere Sachspenden brauchen sie hingegen – Ute Bock zB Lebensmittel, Seife und Windeln. Vorher fragen ist eine gute Idee.)

Aber es gibt ohnehin Dinge, die ebenso wichtig sind wie eine warme Winterjacke. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass nach jedem Hochwasser und jedem Erdbeben sofort Psychologen-Teams ausrücken, um die traumatisierten Betroffenen zu unterstützen? Das ist Ergebnis wissenschaftlicher Erkenntnisse: Je schneller ein Trauma behandelt wird, umso weniger beeinträchtigt es das Leben der Betroffenen. Unbehandelte Traumata hingegen führen nicht nur bei denen, die die Katastrophe erlebt haben, zu Alpträumen, Depressionen und selbstzerstörerischem Verhalten –sondern wirken noch auf das Leben der Nachkommen.

Wenn uns also die Notwendigkeit psychologischer Hilfe bei Naturkatastrophen so klar ist – wie kann es dann sein, dass wir so wenig über die Traumatisierung von Kriegsflüchtlingen sprechen? Die Menschen, die es jetzt aus Syrien herausschaffen, haben alles verloren, viele haben den Krieg direkt erlebt und den Tod gesehen. Familien wurden auseinandergerissen, Kinder haben Elternteile oder Geschwister verloren und den Horror einer Flucht nach Europa hinter sich: Fußmärsche durch verminte Grenzgebiete, die Fahrt über das Mittelmeer auf überfüllten Booten. In Kriegen und auf der Flucht entstehen Traumata, die über viele Generationen wirken – und nicht selten die Wurzel für den nächsten Konflikt sind, auch hier in Österreich.

Nun sind die wenigsten von uns Trauma-Therapeuten. Doch das heißt nicht, dass man nichts tun kann. Der Wiener Verband der Psychotherapeuten hat das vor einigen Wochen in einer Aussendung so formuliert:

„Wir fühlen mit diesen Frauen, Männern und Kindern, die ihre Heimat, ihr Zuhause, ihre Existenz und oft auch Angehörige verloren haben und Schreckliches erleben mussten. Als PsychotherapeutInnen wissen wir, wie schmerzlich solche Erfahrungen des Verlustes und der Entwurzelung sind. Österreich bietet diesen Menschen nun Sicherheit und Überleben. Um Traumatisierungen zu überwinden, wieder Fuß zu fassen und neue Hoffnung zu schöpfen sind die Gefühle von Angenommen-Sein, Zugehörigkeit, Beheimatung mindestens genauso wichtig wie die materielle Versorgung.بكم أهلاً و سهلاًWillkommen in Wien!Ласкаво просимо!“

Gerade für Kinder und Jugendliche wird es lebenslang prägend sein, was sie nach der Flucht aus dem Krieg in diesen ersten Wochen in Sicherheit erleben. Wenn Sie also jemandem unter die Arme greifen wollen, der es nach Österreich geschafft hat - sagen Sie mal einfach „Hallo, wie schön, dass Sie es geschafft haben. Herzlich willkommen.“

ps Man kann auch professionelle Trauma-Therapie für Flüchtlinge unterstützen – etwa indem man an den Verein Hemayat spendet. www.hemayat.org

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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