Nein, nicht der den man am Finger trägt sondern jener der sich um die Wiener Innenstadt windet! Die breite Boulevardstraße ist etwas über 5 km lang und hat in 2015 ihren 150. Geburtstag gefeiert. Entlang des Rings – oder der Ringstraße – findet man einige der grandiosesten Gebäude Wiens wie etwa das Parlament, das berühmte Rathaus, die Universität Wien, das Burgtheater, das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum, und natürlich auch die Staatsoper von dessen Außenmauer sich Tom Cruise in einem seiner Mission Impossible Filme abseilte.

Verstreut zwischen diesen monumentalen Gebäuden finden sich die berühmtesten Hotels der Stadt. Männer in Zylindern öffnen Türen. Königinnen und Könige, internationale Politiker, sowie Popstars steigen hier auf ihren Wienbesuchen ab. Obwohl ich selbst nie in einem dieser Hotels übernachten würde (oder eher könnte), faszinieren sie mich und es gibt doch einen Weg wie man als Normalo die Atmosphäre dieser Häuser auch beschnuppern kann: das Hotel Cafe!

Es ist generell des Wieners liebster Zeitvertreib die Nachmittage im Kaffeehaus bei Melange, Cappuccino oder Latte mit einem Stück köstlichen, kaloriegeladenen Kuchen zu verbringen. Um meine Neugierde über diese Hotels und gleichzeitig meine Abhängigkeit von Kaffee und Kuchen zu befriedigen, nahm ich mir vor den Cafes der Ringstraßenhotels einen Besuch abzustatten.

Das Grand Ferdinand

Von diesem Hotel habe ich erst kürzlich erfahren. Es ist nicht eines der wirklich berühmten Häuser und genau deshalb wollte ich es zuerst besuchen! Das Gebäude an sich ist recht unspektakulär neben den anderen grandiosen Bauwerken des Boulevards. Das Cafe war sehr klein – maximal 10 Tische fanden wir vor – und die Atmosphäre war nicht sonderlich speziell. Mehrere Kuchen waren in einer Vitrine ausgestellt und uns lief das Wasser im Mund zusammen. Obwohl das Set-Up nichts Besonderes war, war der Service umso freundlicher und Kuchen und Kaffee waren fantastisch. Ich hatte einen Zwetschgenkuchen – etwas typisch Österreichisches – und er war luftig und saftig. Es ist ein einfaches Dessert und manchmal ist das Einfache das Beste. Auch mein Cappuccino mit Sojamilch war überdurchschnittlich gut!

Kaffee: 5 von 5 Sternen

Kuchen: 5 von 5 Sternen

Wiener Flair: 2 von 5 Sternen

Zwei Stück Kuchen und zwei Kaffee: €17.40

Hotel Bristol

Obwohl die Lobby sehr klein war, reflektierte sie doch den typischen Altwiener Charme. Es gab schöne Blumengestecke, einen eleganten Flügel und einen Herren im Zylinder beim Eingang. Die Kellner trugen die klassische Wiener Kaffeehausuniform, ein Frack, und waren bereit die Berühmtheiten der Welt jederzeit zu empfangen. Wir wurden im ruhigen, etwas abseitsgelegenen Wintergarten des Cafes platziert. Unser Kellner war lustig drauf und daher sehr unterhaltsam. Ebenso wie das Hotel Sacher und das Hotel Imperial hat auch das Bristol seine eigene Haustorte: die Bristol Schnitte! Die Schnitte ist ein schöner mit dunkler Schokolade überzogener Marzipan Würfel mit weißer Schokolade serviert mit Schlagsahne. Er war ausgiebig wie eine volle Mahlzeit und muss einen Wahnsinnskaloriengehalt haben. Trotz der ‚Schwere’ war der Würfel köstlich und elegant präsentiert – jedes Geschirrstück zeigt das Wappen des Hotels. Als Tourist würde ich genau auf diese Art von Wien-Erfahrung hoffen.

Kaffee: 3 von 5 Sternen

Kuchen: 4 von 5 Sternen

Wiener Flair: 5 von 5 Sternen

Zwei Stück Kuchen und zwei Kaffee: €19.80

Das Grand Hotel

Der Eingang und die Lobby strömen das Gefühl der ehemaligen Wiener Kaiserzeit aus. Ich war allerdings etwas enttäuscht, dass uns niemand am Eingang begrüßte. Das Cafe ist am Ende der Lobby situiert und hat überraschenderweise sehr verraucht gerochen. Das Cafe scheint abends als Bar zu fungieren und ich habe mich gefragt, ob dann geraucht werden darf. Der Service war schnell und freundlich. Die Auswahl der Desserts ist auch hier in einer Vitrine ausgestellt, aber die Präsentation war nicht sonderlich ansprechend. Zum Glück war der Gugelhupf trotz leichter Trockenheit sehr gut. Der Apfelstrudel war einer der besten die ich je probiert habe. Leider war der Cappuccino nur Durchschnitt. Generell war die Atmosphäre eher verstaubt statt glamourös – mit Zigarettengeruch als Beilage.

Kaffee: 3 von 5 Sternen

Kuchen: 4 von 5 Sternen

Wiener Flair: 3 von 5 Sternen

Zwei Stück Kuchen und zwei Kaffee: €16.70

Das Hotel Imperial

Als ich auf den Eingang des Cafes im Hotel Imperial zuging wurde mir bewusst, dass ich schon einmal hier war. Vor einiger Zeit sah ich eine Dokumentation über die Hotels auf der Ringstraße und wollte das Hotel Imperial besuchen. Der erste Besuch blieb positiv in Erinnerung und daher fragte ich mich plötzlich, ob das Cafe den hohen Standard vom ersten Mal wiederholen würde. Wir wurden nicht enttäuscht! Und obwohl die Einrichtung nicht so traditionell wienerisch ist wie man es von einem Traditionshaus wie dem Imperial erwartet, war die Atmosphäre doch voller Charme und sehr einladend. Zu meiner Freude spielte dann auch noch ein Klavierspieler verzaubernde Musik. Die Angestellten waren sehr freundlich und hilfsbereit und auch sehr geduldig mit unserer Unentschlossenheit wo wir uns hinsetzen wollen.

Da ich die Haustorte, die Imperial Torte, schon beim ersten Besuch hatte, entschied ich mich diesmal für die österreichische Version des Cheesecakes – die Topfentorte oder der Frischkäsekuchen. Mein Mann probierte das Himbeer-Schokoladenmousse-Törtchen. Beide waren spektakulär und auch der Kaffee war sehr gut. Allerdings hatte alles auch seinen Preis. Ich muss zugeben, das Cafe hatte etwas Besonderes. Es war nicht annähernd so voll wie die anderen Cafes, die Auswahl war reichlich und die Qualität war top! Und aus irgendeinem Grund war ich total fasziniert vom Luster an der Decke, der zwar nicht dem ‚alten Wien’ entsprach, aber doch irgendwie zur Einrichtung passte.

Kaffee: 5 von 5 Sternen

Kuchen: 5 von 5 Sternen

Wiener Flair: 4 von 5 Sternen

Zwei Stück Kuchen und zwei Kaffee: €22

Die Recherche wird noch weitergehen, aber erstmal muss ich ins Fitnessstudio...