David Camerone bot seinen potentiellen Wählern im Wahlkampf eine simple Möglichkeit: Würde er Premierminister werden, dann würden die Briten ein Referendum zum Verbleib Englands in der EU bekommen. Ein Referendum mit einer simplen Fragestellung - Verbleib Ja oder Nein.
Nun, David Camerone wird in nächster Zukunft Vergangenheit sein - heute Morgen erwacht Europa mit einem Ergebnis des Referendums, welches in der gesamten EU, aber auch im Vereinigten Königreich für einen massiven Kater sorgen wird – 51,9% der Briten haben für einen Ausstieg aus der EU gestimmt.
Dies, obwohl die Masse der Wirtschaftselite, aber auch Größen aus anderen Bevölkerungsschichten massiv für einen Verbleib optiert hatten. Auch vor dem Hintergrund, dass die City of London als Europas Zentrum der Finanzwirtschaft ein massiver Job- und Wachstumsmotor ist, besser gesagt wahrscheinlich demnächst war. Die kurzfristigen Reaktionen der Finanzmärkte (mit einem Pfund-Kursverlust, der noch nie dagewesen war) zeigen die Richtung, in die es kurzfristig gehen wird. Es wird sich wahrscheinlich auch erst in den nächsten Tagen/Wochen/Monaten zeigen, ob die UKIP-Repräsentanten wirklich die Vorteile des Ausstiegs bis zum Ende gedacht haben - oder ob dieser Ausstieg nicht vielleicht doch negativer in seinen Auswirkungen ausfallen wird, als allgemein bei den EU-Kritikern angenommen wurde.
Für das Vereinigte Königreich wird die Entscheidung eine neuerliche Zerreißprobe sein - Schottland ist ein potentieller Ausstiegskandidat, auch Nordirland könnte Tendenzen in diese Richtung entwickeln. Was nun kommen wird, das kann wahrscheinlich noch niemand exakt sagen. Fakt ist, dass die nächsten zwei Jahre damit verbracht werden, den Ausstieg der Briten zu verhandeln. Die EU selbst verliert trotz der ausverhandelten Briten-Rabatte einen Netto-Zahler, und vor allem auch ein Symbol.
Für die EU-Politik bedeutet das Referendum eine dramatische Mahnung: Schafft man es jetzt nicht kurzfristig diverse seit gefühlten Ewigkeiten liegengebliebene Reformen zu heben, dann wird sich der Briten-Virus auch in anderen Ländern ausbreiten.
Für die österreichischen Regierungsparteien sollte dieses Referendum mit seinem ungewünschten Ergebnis ein Menetekel sein: Hier hat man einerseits erlebt, was passieren kann, wenn man komplexe politische Themen auf dem Altar des Populismus opfert. Und auf der anderen Seite hat es auch den dramatischen Realtitätsverlust den die handelnde politische und wirtschaftliche Elite entwickelt hat, aufgezeigt - bis zuletzt war man seitens der Politik, aber auch der Wirtschaft in England, der Meinung, dass die Vernunft siegen wird und die Wähler einen knappen Pro-EU Entscheid treffen würden. Dem war nicht so - und diese Lektion sollten sich Deutschlands Merkel und Österreichs Kern sehr gut im Hinterkopf memorieren. Denn auch in Österreich wäre es wahrscheinlich, dass die Stimme der Wähler wohl anders ausfallen würde, als es unsere gewählten Volksvertreter gerne glauben machen.
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