Unser Verteidigungsminister ist also der Meinung, dass das österreichische Bundesheer mit einem "robusten Mandat" versehen schon an einem internationalen Einsatz in Syrien teilnehmen könnte. Der Aufbau einer Zeltstadt, oder Sicherungsaufgaben, das wär doch etwas für die Soldaten in rot-weiß-rot.
Wie das alles mit der aktuellen Ressourcen funktionieren soll, das erklärt uns der Herr Bundesminister nicht - die aktuelle Flüchtlingskrise hat uns klar die Grenzen unserer militärischen Versorgungs- und Verteidigungsmöglichkeiten aufgezeigt - Fahrzeuge gibt es (fast) nicht mehr, die jetzt dringend benötigten Spitalszelte oder Feldküchen haben wir zu zum Teil grotesken Schrottpreisen verkauft. Was an moderner Ausrüstung(und hier auch nur in Kleinstmengen) zugekauft wird, ist zumeist für den Auslandseinsatz oder spezielle Truppenteile vorgesehen. Da wir den Betrieb unserer Streitkräfte "betriebswirtschaftlich optimieren"(sollte zum Unwort des Jahres erklärt werden) kann sich das Bundesheer hinsichtlich Verpflegung und Transportwesen also schlicht nicht mehr selbst versorgen.
Die truppenmässige Ausstattung des Einsatzes an der burgenländischen und steirischen Grenze hat unsere "Armee" schon nach relativ kurzer Zeit an die Grenzen der personalmässigen Belastung gebracht. Was der Sinn ihres Einsatzes an der Grenze betrifft, ist schon die Sinnfrage zu stellen, wenn von oberster Stelle die Parole vom "man kann Grenzen nicht dicht machen" kommt.
Da Herr K. sich augenscheinlich auch nicht mit seinem Generalstabschef versteht, hat er sich halt kurzerhand eine Parallelstruktur aufgebaut - ist zwar nicht effizient und im Sinne des Erfinders, stört aber Berufspolitiker in heikler Mission nicht. Das sich der offizielle nicht mit dem inoffiziellen Generalstab versteht ist wohl logisch, aber in der Sache eher katastrophal.
Aber dafür sind wir stark in Ankündigungen - in einer Zeit, wo man Wehrpflichtige im österreichischen Bundesheer zum Teil nicht einmal mehr angelobt werden(kein Scherz!) sind wir für alles zu haben, was exotisch und cool klingt. Mali, Syrien, Afghanistan - gibt ja auch jedes Mal schönes Bildmaterial vom ernst blickenden Minister und seinen Chargen. Der Rest ist Ankündigungspolitik: Attraktivierung des Grundwehrdienstes - selten so gelacht. Auch im 21. Jahrhundert werden Österreichs Wehrpflichtige für so sinnvolle Einsätze wie das Frühstück liefern für das Kaderpersonal missbraucht.
Aktuell kann man auf der Bundesheer-Website das Video zu einer Geiselbefreiungsübung auf der Donau betrachten. Martialisch ausgestattete und grimmig dreinblickende Jagdkommando-Soldaten stürmen die "Admiral Tegetthoff" - die dabei verwendeten Schnellboote zum Antransport der Soldaten gehören nicht etwa dem Bundesheer, nein sie wurden von der Firma Spider Rock (http://www.spider-rock.at/) gestellt, die das auch stolz auf ihrer Website präsentiert. Kein Witz, aber auch kein Wort auf der Bundesheer-Website zum Thema "sich mit fremden Federn schmücken".
Wir haben in den letzten 20 Jahren zugelassen, dass die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Bundesheeres dramatisch(und zum Teil ohne ausreichende Kommunikation nach aussen) reduziert wurden. Die verantwortlichen Minister wurden augenscheinlich zum Teil nach dem Prinzip des größtmöglich zu erreichenden Schadens ausgewählt. Würde ein Vorstandsmitglied einer Kapitalgesellschaft so mit betriebsnotwendigen Mitteln umgehen wie die Verantwortlichen im Verteidigungsressort, so würde sich dieser Vorstand sehr schnell in einer Mandatshaftung wiederfinden - da haben die zuständigen Politiker ja wirklich Glück gehabt, die gibt es für sie nämlich in Österreich nicht.
Für alle unternehmerisch denkenden Menschen allerdings stellt die Situation eine tolle Gelegenheit dar: Einfach militärisches Gerät kaufen, und dann dem Bundesheer vermieten - vielleicht ist das ja das Geschäftsmodell des 21. Jahrhunderts. Im nächsten Schritt könnten wir uns ja auch einfach eine Armee zukaufen - Gespräche mit Luxemburg, Liechtenstein oder San Marino sind sicher erfolgsversprechend.