€ 15.891,88 verdient der Direktor der Arbeiterkammer Wien laut der AK-eigenen Website (https://wien.arbeiterkammer.at/ueberuns/gehaelter/Gehaelter_und_Funktionsgebuehren.html) – warum das wichtig ist? Nun, niemand ist dem aktuellen, aber auch den künftigen Funktionsinhabern ihre stolzen Dienstverträge neidig (obwohl man sich schon fragen muß, ob ein solches durchaus Konzern-übliches Gehalt bei einer Interessensvertretung mit Pflichtmitgliedschaft nicht ein bißchen fehl am Platz ist). Problematisch wird es allerdings, wenn man zwar im Jahr ca € 220.000,- verdient (siehe Link aus 2009 http://www.labournetaustria.at/AKOeGBSpitzengehaelter.pdf, und damit im Einkommen definitiv in den Bereich Top 5-7% österreichweit fällt), gleichzeitg aber meint, anderen hart arbeitenden Menschen die Einkünfte beschneiden zu können.
Was wir im Augenblick erleben, hat durchaus Platz in einem schlechten Kabarett - auf der einen Seite werden laufend Privilegien im Bereich der öffentlich Bediensteten erhoben/erweitert (diese Woche Reduktion des Selbstbehalts), und die abartig konstruierte Ruhestandssituation der Beamtenschaft seitens Politik und ArbeitnehmerInnen-Vertretung vehement verteidigt (keine andere Bevölkerungsgruppe kann bei voller Pension unbeschränkt hinzu verdienen). Auf der anderen Seite haben wir einen demnächst in den Ruhestand gleitenden AK-Präsidenten und Bundeskanzler-Berater, der mit einer gewissen Abgehobenheit seine Ansicht vertritt, er müsse seine weltanschaulichen Absonderlichkeiten für die steuerzahlenden Bürger in Gesetzesform pressen. Wie er meint, dass es für einen Selbstständigen keine Bestrafung sein soll, wenn dieser neben seiner hart erarbeiteten Ruhestandsbezüge (welche leider nicht ganz einer AK-Pension entsprechen) weiterhin beruflich tätig ist, und er hier lediglich einen "Freibetrag" in Höhe von € 800,-/Monat (was auch immer das in der Praxis heissen soll) zugestanden bekommen soll, andernfalls er eine Pensionskürzung zu vergegenwärtigen hätte, bleibt schleierhaft. Aber im Land von Milch und Honig, und speziell wenn es einen nicht selbst betrifft, lässt es sich schon große Würfe planen. Und natürlich, wie könnten wir es vergessen - wir befinden uns ja alle im Fron unserer Berufspolitiker/funktionäre, oder nicht?
Das ganze lässt sich auch nicht wirklich nur auf die Arbeiterkammer festmachen - wir erleben laufend, dass langjährige (denn zumeist haben sie ja keinen anderen Brotberuf, mit Ausnahme von bezahlten Aufsichtsratspositionen) Funktionäre in Interessensvertretungen, aber auch langgediente Landeshauptleute und Mitglieder ihrer Regierungsteams schlicht und einfach der Realität entgleiten. Vor dem Hintergrund ihrer über Jahre auf- und ausgebauten Machtpositionen wechselt man dann schon mal von der Funktion in das Majestäts-Plural. Und vor dem Hintergrund obszön abgehobener Dienstverträge mit entsprechenden Altersbezügen kann man dann schon sehr relaxed über das "Schicksal der Massen" entscheiden(egal welcher Partei die handelnden Personen auch zugehören) - das Bild des ZK der ehemaligen UdSSR steht auf einmal wieder vor einem, und auch jenes der Nomenklatur, jener heimlichen Elite des kommunistischen Reiches. Sie predigten ihren Landsleuten auch, wie diese ihre Leben zu führen hätten, und lebten selbst ein Leben in westlicher Dekadenz - jener Dekadenz, die sie beim Normalbürger streng bestrafen ließen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion, und auch vor der Tatsache, dass bestimmte Bereiche im österreichischen Machtapparat nicht wirklich etwas von im 21. Jahrhundert üblichen Standards im Bereich Transparenz bezüglich Bezüge und Sonderrechte halten, kann es nur eine Forderung geben: Gesetzliche Verpflichtung zur vollständigen Transparenz hinsichtlich Bezugshöhen, Nebentätigkeiten und Sondervereinbarungen für alle leitenden Angestellten im Bereich der Kammern und Interessensvertretungen. Und natürlich auch eine Besinnung auf Bescheidenheit im Umgang mit den Zwangsgebühren der Mitgliedern - denn wer möchte sich schon sagen lassen, dass er im Glashaus sitze und mit Steinen wirft?