Vorab die Klarstellung - nein, ich arbeite noch gerne und bin auch von meinem Lebensalter her weit weg von einer Beendigung meiner Erwerbstätigkeit.
Warum ich mich trotzdem als "leider noch nicht"-Pensionisten bezeichne? Weil ich in jene unselige Gruppe der aktuell 40-45jährigen falle, welche das große Glück haben zwar in eine Pensionskasse einzahlen zu dürfen, allerdings keinerlei reale Perspektive darauf haben, was bei Eintritt ihres Pensionsantritts wohl für sie an monatlicher Pension rauskommen wird. Ja wird mir der eine oder andere Leser entgegenhalten, du hast ja die Erstauskunft deines Pensionskontos erhalten, oder?
Habe ich, und ich habe mir auch die Mühe gemacht und habe angerufen und gefragt wie man die dargestellten Werte wohl nach vorne bei angenommenen Einkommensverlauf fortschreiben kann und welches Ergebnis dann wohl am Ende des Tages unter dem Strich rauskommen wird. Die klare Antwort: Kann man nicht vorhersagen - hängt von den politischen Entscheidungen in Österreich ab.
Nun hat unser Finanzminister aufhorchen lassen - er meint, man müsse daran gehen, das österreichische Pensionssystem für unsere Kinder und Enkelkinder sicher zu machen. Natürlich ohne Eingriffe in die Bezüge der aktuellen Pensionisten(sind ja auch die treueste Wählerklientel der Parteien). Mir wird schlecht. Schon jetzt kann jeder einigermaßen Sehende die Schieflage unseres Gesamtsystems erkennen. Wir haben die Gruppe der Selbstständigen (und hier vor allem die ständig wachsende Gruppe der EPU´s) und der Angestellten, welche schon historisch nicht wirklich berauschende Durchschnittspensionen erhalten. Demgegenüber stehen die Ruhestandsbezüge der Landes- und Bundesbeamten, der teilprivatisierten/privatisierten Bundes- oder Landesgesellschaft, die ÖNB...
Alle hier tätige Personen haben das unbezahlbare Privileg, dass ihre Pensionen (und auch andere Regelungen der individuellen Entlohnung) zum Teil komplett von der österreichischen Realität losgelöst sind, und augenscheinlich nur dem Prinzip "maximaler Output" gehuldigt wird. Wird Seitens des Bundes oder Länder hier eingegriffen werden? Wohl kaum, zum Teil weil auch hier Partei-Klientel überstrapaziert würde, zum Teil weil es auch von den gesellschaftsrechtlichen Gestaltungen komplex wäre. Natürlich auch, weil diese geschützten Reservate auch sehr beliebte Beschäftigungsorte für Personen aus dem politiknahen Bereich sind.
Selbst aus einer Beamtenfamilie entstammend, habe ich in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis einige Beispiele von Personen, welche im Rahmen der Pensionierungswellen Mitte der 2000er Jahre zum Teil mit 55 Jahren bei voller Gesundheit in den Ruhestand geschickt wurden. Schön für sie - bei aktueller Lebenserwartung bleiben ihnen somit ca. 30 Jahre Ruhestand mit Pensionshöhen die in keinster Weise auch nur annähernd ihren eingezahlten Pensionsbeiträgen entsprechen.
Wo wird dann gespart werden? Natürlich dort, wo man Schwungmasse zusammenbekommt - in der breiten Masse. Wie auch schon bei den zuletzt eingeführten Steuern (Immobilienwertzuwachssteuer) kann das System dort am meisten generieren, wo die Masse der Staatsbürger getroffen wird. Was man sich erwarten darf? Höhere Pensionsantrittsalter (hier ist anzumerken, dass es die schon fast euphorisch mit dem 40. Geburtstag einsetzende Pensionsvorfreude meiner Elterngeneration zu überwinden gilt), natürlich niedrigere Pensionen, ...
Was man wahrscheinlich nicht zu erwarten braucht? Das eine berufliche Tätigkeit neben dem Bezug einer Pension steuerlich entlastet wird
Kein schöner Ausblick, meinen Sie? Dann versetzen Sie sich bitte einmal in die Generation unserer Kinder. Hohe Arbeitslosigkeit und schwieriger Zugang zu Dauerstellen (nein, nicht nur für die "Minderqualifizierten"), ein Bildungssystem, welches schon seit langem nicht mehr für die Praxis/Realität ausbildet, sondern nur dem Diktat der Gewerkschaften/Politik gehorcht, und ein Universitätssystem das chronisch unterfinanziert ist (und sich nur mehr durch die Option Studieneingangsprüfungen Studenten vom Leib hält). Dieser Generation werden kontinuierlich steigende Steuerquoten umgehängt, ihr wird auch abverlangt das Kippen der Alterspyramide zu finanzieren.
Es ist in meinen Augen bewundernswert, dass diese Generation dem vollständigen Stillstand der Politik in Bezug auf die Aufarbeitung von zum Teil seit Jahrzehnten bestehenden Schieflagen ohne Murren zusieht. Auch die Tatsache, dass wir auf der einen Seite eine Generation von Pensionisten in Ruhestand haben, die auf Basis der aktuellen Situation sehr lange Pensionszeiten, mit sehr guten Versorgungsleistungen, genießen können (kein Sarkasmus) und auf der anderen Seite zukunftsgerichtete Bereiche wie Bildung oder Universitäten erodieren ruft Brechreiz hervor (das wir mit dem Geld, welches in die Hypo Alpe Adria blasen Investitionen für die nächsten 10 Generationen finanzieren hätten können, braucht wohl nicht erwähnt zu werden).
Auch wenn man die politische Entscheidungsfindung betrachtet kann man nur den Kopf schütteln. Die von den Großparteien mutwillig losgebrochene Volksabstimmung über die Wehrpflicht wurde zur Wahl der Generation 60+, welche der Meinung waren, dass es "den Jungen" ja nicht schaden könne, wenn sie zum Bundesheer müssten (und natürlich auch den Angstparolen geschuldet, dass bei einem Nein zur Wehrpflicht keine Ambulanzen mehr fahren würden). Betrifft es die Generation 60+ noch, ob die heutige Jugend in einen sinnlosen (weil komplett unterfinanzierten) Präsenzdienst eingezogen wird? Nein, natürlich nicht, aber so sind wir halt in Österreich - jeder will halt ein bisschen mitreden...
Für all jene, welche sich noch in der Mitte ihrer Erwerbstätigkeit befinden ist in den nächsten Monaten auf jeden Fall Wachsamkeit angesagt. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass man den Eindruck nicht loswird, dass in Österreich Gesetze mittlerweile nur mehr mit dem Ziel durchgepeitscht werden Symptome zu lindern, ohne die dahinterliegenden Probleme anzugehen. Es geht hier nicht nur um eine Frage der Generationsgerechtigkeit (gilt das Stichwort "Vertrauensschutz" auch für Nicht-Beamte?), sondern um profanere Dinge, nämlich ob man sich bei Beendigung der Berufstätigkeit schlicht am Rande der Altersarmut befindet (nicht lachen, der Grat ist ein schmaler).
Aber zuerst werden ja eh die Gremien beraten, dann die Sozialpartner und dann...