Die Meldungen und Stimmen von "Insidern" in der SPÖ-Führungsriege werden lauter: Der unglückliche Kanzler Faymann wird es wohl schaffen, sich kurzfristig im Amt zu halten. Als Kompromiss wird eine Aufweichung der starren FPÖ-Ablehnung der SPÖ-Führung kommuniziert. Faymann hat damit für die nächsten 100 Jahre bewiesen, wie egal den Mächtigen in Österreich die von ihnen geleiteten Organisationen eigentlich sind. Es geht hier nicht darum, die mehr als angeschlagene Sozialdemokratie (wir erinnern uns noch an den Kanzler-Sager von "Ich habe die Botschaft verstanden" vom Bundespräsidenten-Wahlsonntag) zu reformieren und neu auszurichten. Es geht schlicht darum, an der Macht zu bleiben, den Posten zu behalten und einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen (damit ist die SPÖ-Regierungsriege nicht alleine. Auch von der ÖVP hört man seit dem "Relaunch"-Statement von Mitterlehner nichts mehr in Bezug auf Reform/Neuausrichtung).
Youtube Screenshot / ORF
Augenscheinlich hat in der Wiener Löwelstraße wohl noch niemand vom unglücklichen Schicksal des französischen Königs während der französischen Revolution gehört - auch dieser war sich bis zum Schluss keines Versäumnisses bewusst. Die Ereignisse vom 1. Mai, als einige Getreue mit peinlichen Faymann Solidaritätstaferln auf die Straße geschickt wurden, der Kanzler selbst aber während seiner Rede massiv ausgebuht wurde (man möge sich in diesem Kontext das Verhalten der Personen, die auf der Tribüne hinter dem Kanzler standen (z.B. Frau Brauner) näher betrachten - sehr aufschlussreich!). Man hat bei diesem Video aber auch bei der folgenden Schockstarre das Gefühl, Geschichte wieder zu erleben. So wie der Riege um Faymann ging es schon einigen Diktatoren/Despoten in den letzten Zügen ihrer Machtausübung - allein, abgeschottet von der Realität, in der Hoffnung auf allfällige Wunder/Zauber, die die Katastrophe noch abwenden werden.
Nun hat das Team rund um Kanzler Faymann also einmal mehr bewiesen, was es am Besten kann: Den verschiedenen Widerstandsproponenten ein bisschen Zugeständnisse versprechen, vielleicht im Hintergrund den einen oder anderen Personaldeal - und hier ist die Lösung für alle (SPÖ?)-Probleme: Bundeskanzler Faymann. Die Obszönität dieses Vorgehens des absoluten Ignorierens des Wählerwillens sprengt sogar für österreichische Verhältnisse jeden Rahmen.
Man kann davon ausgehen, dass die nun kolportierte Öffnung (die ja bereits im Burgenland vorexerziert wurde) der SPÖ weitere Glaubwürdigkeit kosten wird. Und es wird auch weiterhin so sein, daß die Wähler eine rechte SPÖ weniger goutieren, als eine FPÖ, die einfach konsequent das fordert, wofür sie im Wählergedächtnis schon seit Jahren steht. Bleibt also nur mehr auf die nächsten Wahlen zu warten, und die vorhersehbaren Ergebnisse einzufahren. Auch der gewaltige Wiener Bürgermeister Häupl stößt seit längerem an die Grenzen seiner "Sonnenkönig"-Politik (so wie auch sein St.Pöltner Kollege Pröll). Die Probleme rund um die Integration der im letzten Jahr nach Wien gezogenen Flüchtlingsgruppen wird diese Dynamik noch beschleunigen. Die Zeitenwende steht bevor, sie wird stattfinden. Und Werner Faymann wird seinen Platz in den Geschichtsbüchern finden: Als Totengräber einer schon schwer angeschlagenen Sozialdemokratie.