Griechenland und die drohende Zahlungsunfähigkeit - eine endlose Geschichte

Die Vertreter der Geldgeber sind nun augenscheinlich in den (verdienten?) Osterurlaub gereist. Nicht ohne zuvor durchsickern zu lassen, dass es (wenig überraschend) gravierende Differenzen in den Gesprächen mit der griechischen Regierung zu den Themenkreisen Steuerreform, Privatisierungen und Pensionskürzungen gegeben habe.

Das alles sei kein Problem, wird da nach außen kommuniziert - aktuell hätten die Griechen einen ausreichenden Liquditätspuffer. Dieser wird allerdings(und auch das wird offensiv kommuniziert) im Sommer 2016 aufgebraucht sein.

Griechenland ist auf die Zahlungen aus dem im Sommer 2015 vereinbarten Hilfsprogramm in Höhe von € 86 Milliarden angewiesen - die von den Geldgeber eingeforderten drastischen Schritte wurden zwar beim kleinen Bürger schon zumeist umgesetzt(und sind in der breiten Masse auch schmerzlich angekommen). Die großen Brocken der Themenkreise Besteuerung der Bestverdiener, Privatisierung von Staatsunternehmen drehen sich allerdings schon seit geraumer Zeit im Kreis.

Und das jetzt seit gestern in Kraft getretene Abkommen der EU-Länder mit der Türkei macht die Situation nicht einfacher, eher im Gegenteil.

Denn es bedingt einen massiven initalen Einsatz der griechischen Behörden, um die eigentlich nur aberwitzig zu nennende Zeitlinie(wer hat eigentlich gesagt, dass man dieses Abkommmen innerhalb von fünf/sechs Tagen in Gang bringen muss, nachdem man zuvor monatelang nicht gehandelt hat?) zu erfüllen. Die Frage wie die griechischen Behörden das ressourcenmässig und finanziell stemmen sollen, wurde bis jetzt nicht dargestellt.

Es erfordert in Konsequenz die intensive vorbehaltslose Zusammenarbeit von griechischen und türkischen Behörden - wobei diese doch diametral unterschiedliche Ziele in der Umsetzung verfolgen werden.

Und es setzt voraus, dass auch die EU-Länder die zugesagten Ressourcen kurzfristig in Richtung Griechenland verbringen werden - und das die Zusammenarbeit mit den griechischen Veranwortlichen dann kurzfristig reibungslos klappt.

Die Frage, welche der 28 EU-Länder denn die dann von der Türkei zu übernehmenden legal eingereisten Syrien-Flüchtlinge aufnehmen werden, ist auch noch offen - eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte.

Wir können uns also darauf einstellen, dass alles beim Stand von letztem Frühjahr ist: Griechenland wird ohne massive finanzielle Hilfe von aussen Zahlungsunfähigkeit drohen.

Die EU wiederum ist in ihrer ohnehin geschwächten Situation massiv auf die Mitwirkung Griechenlands angewiesen.

Eine unangenehme Position der wechselseitigen Abhängigkeiten mit Potential zu unerquicklichen Entwicklungen.

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