Grundsätzlich nicht überraschend, in der Aussage im Detail aber doch erschreckend sind die aktuell publizierten Zahlen zu Wohnraumkosten in Österreich.

Es ergibt sich daraus nämlich das Bild, wonach man in Österreich kaufkraftbereinigt wesentlich mehr und länger sparen/finanzieren muß, um sich vergleichbaren Wohnraum zu deutschen Metropolen(welche an sich schon Hochpreis-Immobilienlagen sind) leisten zu können.

Ausgehend von der Frage, wieviele m² Wohnraum man sich für ein Durchschnitts-Jahresgehalt kaufen kann, schnitt Wien mit erschreckend niedrigen 5,5m² ab. Im Vergleich kann man in Berlin 9,1m² erwerben, sogar München liegt mit 6,2m² besser.

Gleichzeitig kann man aus einer neuen Statistik Austria Erhebung ablesen, dass die Mietkosten in Österreich seit 2010 im Schnitt um 15% gestiegen sind - blickt man lediglich auf den privaten Mietmarkt dann betrug die Steigerung sogar rund 18%/20,1%.

Die Betrachtung der Statistik Austria, wonach bei langfristigen Mietverträgen mit mehr als 20 Jahren Mietdauer private Mietwohnungen sogar billiger wären als Gemeindewohnungen kann die Betroffenen wohl wenig trösten - denn wer hat schon einen mehr als 20 Jahre laufenden Mietvertrag, bzw. wer bekommt heute noch einen solchen. Und wie einfach ist es schon ohne politische Kontakte eine passende Gemeindewohnung zu erhalten? (Interessant wäre es wirklich, einmal herauszufinden wieviele Politiker in Wiener Gemeindewohnungen wohnhaft sind und wo)

Die Entwicklung ist vor allem für die Generation der 20-30jährigen Österreicher ein absolutes Problem. Die Kosten des Wohnraums fressen immer höhere Anteile des Einkommens - und dies in Zeiten, wo un- bzw. schlechtbezahlte Praktika, Zeitverträge und andere Unwägbarkeiten des Arbeitsmarktes ohnehin den Planungshorizont verdüstern. Nicht umsonst ist in Österreich eine dem europäischen Entwicklungen gegenläufige Tendenz erkennbar. Anders als in den anderen EU-Ländern sind bei uns Bewohner des ländlichen Raums nicht in höherem Maße armutsgefährdet als Stadtbewohner, sondern umgekehrt: In Österreich ist die Gefahr in Armut zu geraten in Großstädten besonders groß.

Die Gewinner der Situation sind wohl die wenigen Prozent der österreichischen Bevölkerung, welche über die Majorität des Immobilienbesitzes verfügen - hier wird die unsichtbare Schere zwischen Vermögenden und weniger Vermögenden immer größer - und augenscheinlich ist die österreichische Politik auch nicht in der Lage oder gewillt, Lösungen oder Alternativen für diesen Problemkreis zu entwickeln.

Das Immobilien aber ertragreiche Geschäftsobjekte sind, das haben die österreichischen Politiker schon verstanden.

Man möge als Beispiel nur jene Wiener Gemeinderätin verwenden, die neben ihrer Tätigkeit im Gemeinderat der Stadt Wien(Vergütung als Landtagsabgeordnete € 6.600,-/Monat) noch rund € 15.000,-/Monat als Mitglied der Geschäftsführung/Obfrau eines gemeinnützigen Bauträgers verdient(der allerdings zwischen 2012 und 2014 nur 57 Wohnungen errichtet hat). Sie wird sicher nicht die Einzige sein, die dieses lukrative Feld bespielt....

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