Als Vater von zwei Teenagern, welche Schüler an berufsbildenden höheren Schulen sind konnte ich in den letzten Jahren eine verblüffende Entdeckung machen - die Stundentafeln bestimmter Unterrichtsgegenstände (Werkstätten, Fremdsprachen) wurden gekürzt, im Gegenzug wurden die Stundenzahlen für naturwissenschaftliche Gegenstände erhöht. Ziel dieses Projekts einer mittlerweile nicht mehr im Amt befindlichen Ministerin war es, die BHS an das naturwissenschaftliche Niveau der AHS heranzuführen, da ja laut Unterrichtsministerium die MINT (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Mathematik) die Zukunft im Bereich Jobangebote wären.
Man kann nun trefflich darüber diskutieren, ob ein Schüler der bewußt eine BHS mit Fremdsprachenschwerpunkt gewählt hat sehr glücklich wird, wenn man ihm die Fremdsprachenstunden kürzt und er/sie dafür mehr Biologie/Chemie unterrichtet bekommt. Es ist auch in Frage zu stellen, ob SchülerInnen einer gewerblichen Modeschule über ein vergleichbares naturwissenschaftliches Wissen wie AHS-Abgänger verfügen müssen.
Fakt ist aber, dass die aktuelle Entwicklung im schulischen Bereich komplett an der Realität der Schüler hinsichtlich ihres weiteren beruflichen Werdegangs vorbeigeht. Was unsere Söhne/Töchter aktuell brauchen sind verstärkte Bemühungen des Schulwesens sie auch im Bereich Unternehmertum fit zu machen.
In einer Zeit, wo permanent über das Unwesen von Ketten-Praktika, prekären Beschäftigungsverhältnissen und der Problematik der immer früher einsetzenden Schwervermittelbarkeit gejammert wird, gibt man unseren Kindern keine Werkzeuge in die Hand, um sich proaktiv als Unternehmer im Wirtschaftsleben versuchen zu können.
Was spricht dagegen, ähnlich dem ECDL ein Qualifikationslevel für potentielle spätere Unternehmertätigkeit zu entwickeln? Themen wie Business planning, Präsentationstrainings, Basiswissen zum Thema Unternehmensfinanzierung sollten in einem aktuellen Unterrichtsprogramm einer höheren Schule nicht das Ergebnis von besonders motivierten Einzelpersonen im Bereich der Lehrerschaft sein, sondern zum Standardangebot erhoben werden.
Ja, dies würde Aufwand bedeuten - man müsste vielleicht neuartige Unterrichtsmaterialien entwickeln, es wäre notwendig Theorie und Praxis kritisch abzugleichen. Aber was ist die Alternative?
Wenn wir unsere Kinder konkurrenz- und überlebensfähig halten wollen, werden wir diesen Weg gehen müssen. Wir werden die Tristesse des jahrzehntelangen Stillstands im Unterrichtswesen beenden und endlich auch Adaptionen vornehmen müssen, welche von den Betroffenen benötigt werden und nicht irgendeiner politischen Partei opportun erscheinen.
Lasst uns endlich in die Gänge kommen!