Vom Fremdschämen - Armin Sippel zeigt uns, wie man social media nicht für politische Zwecke nutzen sollte

Er kommt ohne Umschweife gleich zur Sache und wendet sich mit persönlicher Ansprache an die Adressaten seines Videos: "Sehr geehrte Herren Asylanten!" - der Zweck des Videos ist es nach seinen Aussagen "da ja jetzt die Freibadsaison beginnt, und die Frauen in unserem Kulturkreis ja etwas freizügiger angezogen sein dürfen" den angesprochenen Herrn Asylanten ein paar Verhaltensregel mit auf dem Weg zu geben.

Zu diesem Zweck benutzt er als Illustrationsobjekt eine blonde(!)(ob blauäugig ist auf dem Video nicht zu erkennen)Schaufensterpuppe. Wir lernen in den nächsten Videosequenzen, dass man "bei uns Frauen nicht provokant nachschaut, oder nachpfeift oder ihnen in sonstiger Weise nachstellt" - da sollte man den Adressatenkreis dann vielleicht auch auf "Liebe männliche Dorfjugend!" erweitern.

Mit vollem Körpereinsatz demonstriert er uns dann noch, dass man schon gar nicht Frauen bedrängen soll, oder ihnen gar auf den Po oder Busen grapschen soll - all das von ihm an seiner blonden Schaufensterpuppe demonstriert.

An die "Herrn Asylanten" wird dann noch eine klare Drohung gerichtet - wer jetzt erwartet, dass etwa auf einschlägige gesetzliche Rahmenbedingungen und Einschreiten der Exekutive verwiesen wird, der hat sich aber getäuscht:

Nein, Polizei und Justiz brauchen wir in Österreich ja nicht, um etwaige Vergehen zu verfolgen - denn es gibt ja die FPÖ die dafür sorgen wird, dass Asylbewerber, die sich schlecht benehmen wieder dorthin gebracht werden wo sie hingehören. Ein etwas seltsames demokratisches Verständnis für eine Repräsentanten der österreichischen Politik.

Zum Schluss noch ein "Call to Action": Hände weg von unseren Frauen!

Würde es sich beim Sprecher und Produzenten dieses seltsam obskuren Machwerks um irgendeinen Mitbürger mit Ausländer-Phobien handeln, dann würde man dieses Facebook-Posting wahrscheinlich mit einem bedauernden Schulterzucken in den digitalen Orkus schicken, und vielleicht noch ein Kommentar über eine gewisse Beschränktheit des Posters anfügen.

Es handelt sich jedoch um einen Grazer Gemeinderat der FPÖ("soziale Heimatpartei";), Hrn. Armin Sippel, der uns(da ja die meisten Adressaten seines Videos der deutschen Sprache noch nicht genügend mächtig sein werden, bzw. wahrscheinlich diese nicht den Facebookkanal von Hrn Sippel/FPÖ abonniert haben werden) hier erleuchten will.

Hr. Sippel hat dann wohl auch kurzfristig mehr Aufmerksamkeit(sogar SPIEGEL online berichtete!) und Spott für dieses seltsame social media Produkt erhalten als ihm lieb war, und hat es nach einem Tag offline genommen.

Wieder einmal fragt man sich als Staatsbürger, ob Personen die in unserem politischen System als Kandidaten/Repräsentanten/Funktionsträger unterwegs sind überhaupt keiner Qualitätssicherung unterliegen. Kann es wirklich sein, dass man unter der Flagge der politischen Meinungsfreiheit wirklich jeden Schrott publizieren kann/darf?

In Hinblick darauf, dass eventuell noch Mittel aus der Parteienförderung in dieses unsinnige Video geflossen sind kann man Hrn. Sippel nur nachrufen:

"Hände weg von unserem Steuergeld - finanzieren Sie ihr nächstes seltsames Video selbst!"

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Livia

Livia bewertete diesen Eintrag 03.06.2016 13:26:31

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