Bei manchen Wortmeldungen österreichischer PolitikerInnen glaubt man, dass diese zum Zeitpunkt der Äußerung wohl auf einem anderen Planeten, aber zumindestens in einem anderen Land befindlich waren. So auch bei unserer Frau Bildungsministerin, welche angesichts der aktuellen Standardüberprüfung hinsichtlich Erreichung von Lernzielen in der Volksschule vom einem "Beweis des sehr guten Funktionierens des öffentlichen österreichischen Bildungssystems" sprach - was ich persönlich bei einem Ergebnis, wonach 4 von 10 österreichischen Schülern der vierten Schulstufe nicht sinnerfassend lesen können als grobe Themenverfehlung orte.
Seitens der Lehrerschaft kam ein "unter diesen Rahmenbedingungen leider kein besseres Ergebnis möglich" - und damit trifft man wohl auch den Nagel auf den Kopf. Das Bifie, welches die Untersuchung durchführt, kam überhaupt zu einem genialen Schluss: "Das Ergebnis ist weniger besorgniserregend, als es auf den ersten Blick scheint" (echt jetzt??), um allerdings in einem zweiten Satz festzuhalten "das Ergebnis ist bloß nicht das, was wir uns von der vierten Schulstufe erwartet hätten".
Ob dieser großartigen Kompetenz fühle ich mich berufen, eventuell zu hinterfragen, ob der österreichische Steuerzahler wirklich ein Institut wie das Bifie weiterhin finanzieren möchte - dessen Nichtexistenz würde vermutlich nicht wirklich auffallen. Denn nach wie vor werden große Teile des österreichischen Bildungssystems in gleichmässiger Aufteilung nach Repräsentanten der Regierungsparteien administriert und geführt. Die heute in den österreichischen Schulen befindlichen SchülerInnen sind Geiseln in ideologischen und regionalpolitischen Kämpfen von Polit-Apparatschniks, die mit dem Wohl der SchülerInnen aber auch rein gar nichts am Hut haben. Seit mittlerweile Jahrzehnten (schon zu meiner Schulzeit gab es diese Diskussion) werden Diskussions- und Expertenrunden gegründet, geführt, Schlussberichte verfasst, und annähernd Nichts passiert. Obwohl das Drohpotential immer größer wird: Bei einer Arbeitslosigkeit von annähernd 10% kann es uns nicht egal sein, was mit unseren SchülerInnen im Schulsystem passiert. Denn eines ist wohl jedem denkenden Bürger klar: Wer schon in der Volksschule derart große Mankos aufweist, dessen Karriere ist vorgezeichnet. Und das der Abschluss der Pflichtschule zwar in manchen regionalen Hotspots schon einen Erfolg darstellt, ist zwar Realität - Fakt ist aber auch, dass speziell im Bereich Lehrausbildung die Aufnahmekriterien in den letzten Jahren massiv hochgefahren wurden.
Augenscheinlich ist es aber den Verantwortlichen in unseren politischen Parteien wichtiger, das Binnen I in die österreichische Sprachlandschaft zu zwingen, als die ihnen anvertrauten SchülerInnen mit einer vollwertigen Ausbildung auszustatten, die ihnen ein Leben lang Chancen auf dem Arbeitsmarkt sichert. Wes Geistes Kind die Verantwortlichen sind zeigt eine freudig verkündete Neuerung im Jahre 2016(!): Demnach wird politische Bildung ein Teilbereich des Geschichte-Unterrichts der 6. Schulstufe - wohl auch längst fällig, nachdem unsere Jugendlichen zum Teil bereits mit 16 wählen dürfen.