Es gibt Menschen, die beobachten Not und Elend, sie schreiben vielleicht in Artikeln oder Blogs darüber. Und es gibt Menschen, die angesichts humanitärer Katastrophen Entscheidungen treffen die ihr eigenes Leben von Grund auf verändern - um Menschen in Not zu helfen.
Rupert Neudeck gehörte letzterer Gruppe an. Promovierter Doktor in Philosophie, Journalist, Schreiber und Denker - bis dann im Jahr 1979 die damalige humanitäre Katastrophe der vietnamesischen "boat people" ausbrach, die Menschen damals noch vor dem Fernseher Bilder des Grauens geliefert bekamen, aus einer Not die Gott sei Dank sehr weit weg passierte.
Neudeck und der Schriftsteller Heinrich Böll gründeten "Ein Schiff für Vietnam", die Vororganisation zur 1982 gegründeten Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Notärzte eV - benannt nach dem Frachter Cap Anamur, mit dem Neudeck und seine Besatzung über 10.000 Vietnamesen rettete und nach Deutschland brachte. Der Frachter wurde auch bei späteren Hilfseinsätzen bekannt und zum Markenzeichen der Organisation.
Neudeck war kein in einfachen Schemen Denkender, in späteren Jahren übte er heftige Kritik an Israel für das Errichten von Siedlungen im Westjordanland. Sein sehr kritisches Israelbild passte nicht wirklich zu den Bemühungen der damaligen Bundesrepublik, beste Beziehungen zu Israel aufrechtzuerhalten.
Anlässlich des 30. Geburtstages seiner Organisation sprach er auch sein Credo, seine Motivation für sein Tun aus:
„Ich möchte nie mehr feige sein. Cap Anamur ist das schönste Ergebnis des deutschen Verlangens, niemals wieder feige, sondern immer mutig zu sein.“
Mit Rupert Neudeck ist ein unangepasster Macher, ein Helfer von uns gegangen. Einer, der in unserer Zeit der Flüchtlingsbewegungen und der aufgepeitschten Emotionen auch immer ein Mahner blieb.
Er wird in den Herzen der von seiner Organisation Geretteten lebendig bleiben.