Knapp 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist es nun offiziell: Die österreichische Justiz findet nichts daran, wenn einschlägige Magazine/Postillen, befreite KZ-Häftlinge als "Landplage", bzw. "Massenmörder" bezeichnen, unter denen die Restbevölkerung zu leiden hatte.
Wer nun glaubt, dass nach solch einer fatalen Fehleinschätzung das Justizministerium umgehend einschreitet, der irrt: Der Rechtsschutzbeauftragte des Justizministeriums, Hr. Dr. Strasser bescheinigte dem Gericht seine Ablehnungsgründe korrekt formuliert zu haben, und verwies weiters auf seine persönlichen(wie alt war er damals eigentlich? Wie relevant ist das eigentlich auch für die juristische Beurteilung)) Erfahrungen mit KZ-Überlebenden(seine Großmutter verteilte Suppen an ehemalige KZ-Häftlinge, hierbei wurde sein Großvater angeblich von einem Häftling bedroht). Trotz dieser sehr persönlichen Erfahrungen, die doch augenscheinlich sehr stark in seine Beurteilung des Sachverhalts eingeflossen sind, erklärte sich Dr. Strasser natürlich(wie könnte es auch anders sein?) in der Angelegenheit für "nicht befangen".
Es ist nun natürlich so, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs auch entsprechenden Wirren und Verstörungen für die Zivilbevölkerung mit sich brachten. Natürlich war auch das plötzlich Auftauchen einer Masse von zumeist stark von ihrer Gefangenschaft gezeichneten KZ-Häftlingen sicher traumatisch - doch gibt uns das das Recht, diese von einem wahnwitzigen System gequälten Menschen ungestraft mit Attributen wie "Massenmörder" oder "Landplage" zu belegen? Es muß allen Beteiligten im Justizsystem klar sein, dass diese Verfahrenseinstellung wieder ein Schritt mehr in Richtung Verharmlosung der Verbrechen des Dritten Reiches, bzw. in Richtung Sachverhaltsumkehr(die bösen KZ-Häftlinge, die haben ja Suppe gestohlen!!) darstellt.
In einer Zeit, in der die Justiz der Bundesrepublik Deutschland noch immer Täter aus dem KZ-System vor Gericht stellt, wird die Angelegenheit in Österreich von der anderen Seite her aufgezäumt. Die Frage, die sich wohl auch die Verantwortlichen Schreiber von "Aula" oder ähnlichen Publikationen stellen ist jene, "Wie weit können wir gehen?"
Es erscheint angebracht, dass unser Justizminister einschreitet, und hier Gerechtigkeit einfordert - Gerechtigkeit für jene Menschen, die in Konzentrationslager unter übelsten Bedingungen kaserniert und gequält wurden. Sie haben es nicht verdient, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den Schmutz gezogen zu werden.