Wenn der ORF bestimmt, über wen er im Wahlkampf berichtet.

Sechs Kandidaten stehen momentan nach Erfüllen der gesetzlichen Rahmenbedingungen im Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten – nicht alle werden allerdings in den TV-Diskussionen und "Elefantenrunden" zu sehen sein. War es schon bisher (seltsamer) Usus, dass nur Kandidaten von im Nationalrat vertretenen Parteien zu den Diskussionen geladen wurden (warum eigentlich?), so kommen wir beim diesjährigen Rennen um die Hofburg dem Endstudium "Dancing Stars" schon sehr nahe: Denn der (demnächst zur Wiederwahl stehende) Generaldirektor lässt zwei "Relevanzstudien" erstellen, die im Anschluss Basis für die Einladung zu den Groß-TV-Events bezüglich Wahlkampf sein werden.

Wie man am Küniglberg darauf kommt, dass man das Recht hätte, dem (verpflichtend) ORF-Gebühren zahlenden Bürger nur einen Ausschnitt der politischen Situation zuzumuten ist fraglich. Demokratiepolitisch ist es ohnehin schwer nachvollziehbar, wenn man als "neutraler" Kandidat(oder Kandidat einer noch nicht im Nationalrat vertretenen Partei) nicht genauso TV-Coverage erhält, wie die Vertreter der Parlamentsparteien. Auch die Frage, wie genau die Relevanz denn nun erhoben wird bleibt offen.

Vielleicht sollte man im ORF daran denken, Dieter Bohlen und zwei Freunde als Jury einzusetzen, die dann die hoffnungsvollen Kandidaten auf ihre Relevanz und Breitenwirkung hin checken könnten.

Das man (scheinbar auf Grund der Abhängigkeit von den Großparteien bezüglich Generaldirektor-Wiederwahl) im ORF ein ohnehin seltsames Verhältnis zu politischen Kandidaten die nicht aus den Regierungsparteien kommen pflegt, konnte man bei einem eher sehr peinlichen ZIB 2 Interview mit Richard Lugner beobachten. Vielleicht sollte man dem Herrn der da als Gastgeber agiert, einmal klarmachen was man unter "Anchorman" versteht - und das auch er aus unseren Rundfunk-Gebühren bezahlt wird. So besonders Pullitzerpreis-verdächtig sind seine Moderationen schon bis jetzt nicht gewesen - das, was da allerdings unter dem Deckmantel des "ich möchte Euch erleuchten" an Präpotenz geliefert wurde, zählt wohl zu den dunklesten Stunden der ORF-Informationsabteilung.

So kann man sich nur wünschen, dass man einst in einer besseren Zukunft entweder a) keine GIS-Gebühren mehr zahlen muß, oder b)ein neutraler weisungsfreier Experte an die Spitze des ORF gewählt wird.

Beides unwahrscheinlich? Na dann bleibt uns vorerst ja das Kasperltheater Bundespräsidentenwahl 2016.

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Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 02.04.2016 17:38:38

Andreas Dolezal

Andreas Dolezal bewertete diesen Eintrag 02.04.2016 17:36:32

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