Herr P. ist ein umtriebiger Mensch - für zumindestens acht Projekte im Bereich Aufbau islamischer Betreuungsstrukturen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat er von der zuständigen Wiener Magistratsabteilung ca € 2,3 Mio erhalten.
Wie sich nun herausstellt, war das ganze eine Luftnummer, das investierte Steuergeld ist vermutlich für immer verschwunden und eine von Herrn P. betriebe Schule wurde wegen "Gefahr in Verzug" geschlossen.
Die zuständige Magistratsabteilung beteuert(wie zu erwarten), man habe alles richtig gemacht und streng geprüft.
Die grundlegende Frage für mich lautet allerdings: Ist die Subventionierung des Aufbaus von in den meisten Fällen sehr kleinteiligen Betreuungsstrukturen der richtige Weg zur Integration gerade der jungen und jüngsten Mitglieder der islamischen Gemeinde? Augenscheinlich ist man in Wien der Ansicht, dass es optimal sei, wenn jede Glaubensgemeinschaft, jeder Verein seine eigene Kinderbetreuung aufzieht -wie die Qualitätssicherung Seitens Stadt Wien für diese Organisationseinheiten aussieht kann und will ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Streng genommen sollte man die Frage ja auch nicht auf islamische Kindergärten und Betreuungseinheiten reduzieren. Ich kenne private Kindergärten und Schulen diverser Religionen und Communities und habe mir immer schon die Frage gestellt: Will unsere Gesellschaft, dass man Menschen in der formbarsten Zeit ihres Lebens in bestimmte Richtungen hin indokriniert? Tun wir uns selbst etwas guten, wenn wir Kinder und Jugendliche dem staatlichen Bildungssystem entziehen(und bitte, die jährlichen Abschlussprüfungen an staatlichen Schulen sind für mich kein dramatisches Qualitätssicherungs-Tool), nur weil Eltern und Bezugspersonen dieser Kinder/Jugendlichen der Meinung sind, irgendetwas würde sie am staatlichen Bildungsangebot stören? Sei es ein zu offenes Weltbild, sei es der Umgang und die Akzeptanz anderer Menschen und ihrer Glaubensmeinungen - wir alle sind Teil dieser Gesellschaft, und haben grundsätzliche demokratische Basiswerte zu lernen und einzuhalten.
Dies ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Teil unserer Zukunftssicherung und muß auch entsprechend von politischer Seite forciert werden.
Es kann nicht unser Ziel sein, dass unsere Jugend(und damit meine ich alle jungen Menschen die in Österreich leben)in Hinterhöfen und Kellerlokalen von zum Teil sehr dubiosen Lehrenden in fragwürdigen Thesen und Weltbildern geschult werden.
Erfolg wird Integration nur haben, wenn wir es schaffen eine möglichst große Schnittmenge unserer Gesellschaft in die selben Schulen und Kindergärten zu bekommen. Gemeinsame Jugendjahre öffnen den Horizont und man nimmt das Verbindende stärker auf, als das Trennende. Religionsunterricht kann gerne an öffentlichen Institutionen stattfinden - aber nur durch vom Staat zertifizierte Lehrer, und im Rahmen eines akkordierten Lehrplans. Wie auch im österreichischen Schulsystem muß man den politisch Verantwortlichen langjähriges Versagen beim Aufbau eines einheitlichen österreichischen Qualitätsstandards für Kinder und Jugendbetreuungseinheiten vorwerfen.
Den Verantwortlichen der Stadt Wien sollte man mehr Verantwortungsgefühl für die Solidargemeinschaft in das Stammbuch schreiben - abgesehen von der Frage ob € 2,3 Mio Subventionen an eine Person und ihre dubiosen Projekte nicht doch auch hinterfragenswert gewesen wäre.