Wenn man sich die gelebte Medienvielfalt in Österreich, Europa oder gar weltweit ansieht, scheint es nicht der Leitgedanke der meisten Medienmacher zu sein, auch die Wahrheit verbreiten zu wollen. Insofern bin ich äußerst dankbar dafür, dass fischundfleisch.at nicht nur Meinungen macht, sondern auch vom Mainstream abweichende Ideen & Gedanken zulässt.
Möglichkeiten der Unterdrückung investigativer (interessanterweise kennt mein Rechtschreibprogramm dieses Wort so nicht, welcher Amerikaner hat eigentlich dieses Programm erstellt?) Journalisten sind vielfältig: Androhung von Repressalien (Inhaftierung wegen „Verdacht auf Geheimnisverrat“, „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ oder Ähnlichem), Mundtotmachung (alle potenziellen Arbeitgeber/Kooperationspartner alarmieren), staatliche Leistungen zurückhalten (Pensionsvorsorge, Krankenversicherung, Arbeitslosengeld), Staatsbürgerschaft aberkennen, Vermögenswerte einfrieren (Verdacht auf Terrorismusfinanzierung: ein Journalist, der mit den regierungskritischen Vertretern spricht, unterstützt dadurch offenbar Terrorismus, die Gefahr von Anschlägen steigt), weitere schikanierende Maßnahmen wie Hausdurchsuchungen/Beschlagnahme von persönlichen Gegenständen.
Die Idee zu diesem Artikel kam mir bei der Lektüre von Udo Ulfkottes aktuellem Werk „Gekaufte Journalisten“ - aus diesem Buch sind auch die wesentlichen Gedanken entnommen. Ich werde in diesem Beitrag jedoch nur auf Korruption und Lobbyismus eingehen - immerhin zwei Kernbereiche journalistischer Arbeit. Ich bin in diesem Zusammenhang durchaus froh, dass uns an der Universität Wahlfächer zu Philosophie & Ethik offenstehen, hier können wir für uns selbst Richtlinien entwickeln, an denen wir uns in der beruflichen Praxis orientieren wollen. Will ich als Anwalt einen mutmaßlichen Mörder verteidigen? Will ich einem Tabakkonzern dabei helfen, seine Tätigkeiten als „verantwortungsbewusst“ darzustellen? Will ich die Wahrheit verschleiern? Will ich meinen Reichtum bzw. mein Wohlergehen auf dem Leid Anderer gründen? Oder bin ich auch bereit, Einbußen meines individuellen Lebensstandards hinzunehmen, um damit meinen Mitmenschen zu helfen?
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Lobbyismus ist 2014 ein einfach zu erklärender Begriff: ich verspreche jemandem Geld (oder Gefälligkeiten) dafür, dass er meine Interessen vertritt. Beispiele sind hinreichend bekannt, etwa der bereits rechtskräftig verurteilte Ex-Innenminister und Ex-EU-Parlamentarier Ernst Strasser, der sich damit gebrüstet hat, für gewissen Einfluss auf die Gesetzgebung sorgen zu können. Bei Journalisten ist das meist etwas schwieriger darzustellen - nehmen wir an, ein typisches Urlaubsland wie Ägypten (das hohe Einnahmen aus dem Tourismus erzielt) ist zum Krisengebiet erklärt worden. Urlauber reisen nicht gerne in Krisengebiete - zu austauschbar sind die Urlaubsziele geworden. Ägypten will aber nicht auf seine Einnahmen verzichten und bittet deswegen ein Reporterteam, eine Woche lang an einem ägyptischen Badestrand zu verbringen, dort mit Einheimischen Interviews zu machen und die Wellen beim Rauschen zu filmen. Zurück daheim, berichten die Reporter über die tollen Badewettertemperaturen, das friedliche Vogelgezwitscher und die netten Einheimischen, wo man ab und zu auch ein Getränk umsonst bekommt. Was sie zu erwähnen vergessen: die Reise war von A bis Z vom ägyptischen Tourismusministerium finanziert, die feschen Damen an der Cocktailbar waren Statistinnen, die Mitbringsel wurden am Zoll vorbeigeschleust. Doch das Ergebnis wird dasselbe sein: die Reisewarnung wird aufgehoben, die Touristen strömen wie eh und je nach Ägypten. Da haben doch alle was davon?
Korruption ist zugegebenermaßen ein relativ artverwandter Begriff, aber etwas schwieriger zu beschreiben. Nehmen wir an, ich möchte einen Journalisten (mit wohlerarbeitetem Ruf) korrumpieren. Dazu würde ich persönlich ihm nicht direkt 10.000 Euro zuschicken und bitten, das und das über mich zu schreiben. Ich würde ihm eher kleine Aufträge zuspielen, die anfangs harmlos sind - ihn etwa bitten, den örtlichen Bürgermeister bei der Eröffnung des neuen Kindergartens zu befragen. Dann schicke ich ihn zu einer Schottergrube, wo viele Arbeitsplätze durch den Parteifreund des Bürgermeisters geschaffen werden. Dann lasse ich ihn bei einer Preisverleihung an den Bürgermeister teilnehmen. Irgendwann ist er überzeugt davon, dass sich der Bürgermeister auch wirklich um seine Bevölkerung kümmert. Ab da kann er dann auch kontroverse Diskussionen gegen den Mehrheitswillen durchfechten, er wird der Parteilinie treu bleiben - weil er schon so viele positive Berichte gebracht hat. Er kann sich seinen Ruf nicht dadurch versauen, dass er sich wie ein Fähnchen im Wind um 180 Grad dreht (wer würde ihm dann noch Aufträge verschaffen) - und er wird vor allem gegenüber sich selbst nicht eingestehen wollen, dass er seit vielen Monaten getäuscht wurde und besser in die ihn fütternde Hand beißen sollte. Bei Ulfkotte gipfelte das in einem Auftrag, das Privatleben des verfeindeten Politikers auszuspionieren, um diesen absägen zu können - den dieser auch zum Schein angenommen hat, um die Machtelite aufdecken zu können.
Was mir durch die Lektüre noch klarer erscheint: die großen Politiker haben multimediale Konglomerate um sich herum, die eine lückenlos positive Berichterstattung ermöglichen - da wäre Silvio Berlusconi ein geeignetes Beispiel, ihm gehört die Fininvest Holding zu 63% - diese wiederum verwaltet AC Mailand, ein Verlagshaus, einen Fernseh-/Film-/Kino-Produzent und ein Drittel einer Bank mit Milliardenprämien. Ich behaupte, er war direkter oder indirekter Arbeitgeber für mehrere Millionen Leute, seit er 1961 sein Imperium aufgebaut hat (mit 7,8 Mrd. US-Dollar Privatvermögen gilt er als einer der reichsten Italiener). Oder Nicholas Sarkozy: dem wird Nähe zu Verantwortlichen bei Le Monde, Europe1 (Radiosender), Elle, Paris Match, Journal Du Dimanche, einem großen Mobilfunkanbieter und der weltgrößten Luxusgütergruppe LVMH (100.000 Mitarbeiter, 28 Mrd. Euro Jahresumsatz) nachgesagt. Wird er 2017 erneut zum französischen Präsidenten gewählt?
Sportler können Bestleistungen erzielen, Querdenker können gute Ideen haben, eine Firma kann Qualitätsprodukte herstellen - solange der Bürger/Konsument nicht davon erfährt, war alles umsonst. Ich glaube, dass die Machtstränge bei denjenigen Personen zusammenlaufen, die den besten Mix aus Kontakten zur Finanzelite, Geheimwissen (ausspionierte Informationen) und Massenmedien um sich herum haben. Das würde ein wenig den Wahlerfolg vom Team Stronach erklären - keiner kennt deren Philosophie, nicht mal der Parteigründer und Namensgeber weiß, wer in seiner Partei führende Funktionen ausübt, aber die sitzen dennoch bis 2018 (oder vorgezogenen Neuwahlen) im Parlament. Sorry Frank, ich weiß, dass du hier auf dieser Plattform aktiv bist - aber ich habe leider kein einschlägiges Angebot vorliegen, das deine Werte in den Vordergrund rückt ;)
Darf’s ein bisserl mehr sein? Facebook zählt über eine Milliarde registrierte Nutzer. Andere Social-Media-Kanäle haben ebenso viele Millionen Nutzer. Es wurden bereits Experimente bekannt, in denen die dem Nutzer zugespielten Informationen manipuliert worden waren - Wille und Möglichkeit zur Beeinflussung von Nachrichten sind leicht gegeben. Wie schon zuvor an anderer Stelle erwähnt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Botschaften zwar inhaltlich korrekt sind, aber genau gar nichts mit meinem Leben zu tun haben. Ist es wichtig zu wissen, dass Korean Air einen Nussskandal durchstehen muss? Ich trinke so gut wie nie Sekt – interessiert mich die Sektsteuer? Brauche ich Infos darüber, wer zur Miss Austria gewählt wurde? Durch die Überflutung mit sinnlosen Nachrichten wird vor allem eines erreicht: der Mensch verlernt die selektive Wahrnehmung. Was ist wichtig für mein Leben, und was ist überflüssig? Worauf kann ich verzichten? Leider werden wir zusätzlich mit Werbung bombardiert – sobald ich die gängigen Plattformen nutzen möchte, muss ich mich mit blinkenden Bannern, falschen Werbeversprechen („sie haben gewonnen …“), Pop-Ups und unwahren oder unnötigen Informationen auseinandersetzen. In letzter Zeit schaue und höre und lese ich Medien aller Art etwas kritischer als zuvor. Was mir auffällt: es gibt schon abweichende Meinungen - aber die muss man erst suchen & finden. Wer weiß, ob Putin (der mit den sibirischen Straflagern, der gerne der chinesischen Dame eine Jacke umhängt) wirklich so böse und Obama (der mit dem Friedensnobelpreis, der aber Guantanamo nicht schließt) wirklich so nett ist. Oder ob das nur mediale Inszenierung von CIA, NATO, BND und ähnlichen Gruppierungen ist, damit wir den zweiten kalten Krieg unterstützen (Abschottung Russlands vom kontinentaleuropäischen Bereich, wirtschaftliche und kulturelle Isolation). Ich persönlich würde gerne mal nach Russland reisen, einfach interessehalber. Wird aber schwierig, dazu braucht man Visum, die Reisefreiheit wird eingeschränkt - das entspricht nicht unbedingt meiner Vision vom friedlichen Miteinander.
In diesem Sinne möchte ich die Überschrift des Artikels rezitieren und auflösen: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, meinte Ingeborg Bachmann 1958 – dieser Spruch ist auch ihre Grabinschrift in Klagenfurt. Ich wünsche mir mehr Meinungen, mehr Wahrheit und mehr Freude in den mich erreichenden Medienkanälen!