2014 war ein herrliches Jahr für uns Journalisten, Blogger und Nachdenker – zumindest ob der einzigartigen Begriffsneuschöpfungen! Hier meine Top 5-Shortlist der feinsten Begriffe.
#5: bildungsneutral. „... bezeichnet alles, was von Menschen unabhängig von ihrer eigenen Bildung verstanden werden kann. Zynischerweise nennt man so auch Menschen, bei denen man absolut nichts voraussetzen kann“, so eine Definition. Dieser Begriff wurde gerne verwendet, um das Wahlprogramm einer österreichischen Randpartei zu beschreiben, die zwar schon vehement gegen Leute mit ohne Deutschkenntnissen sind, aber wie Stefan Schett es kürzlich auf den Punkt brachte – dann eben doch Milieuangehörige ansprechen wollen, die wählen dürfen und sollen.
#4: Töchterallergie. Andreas Gabalier – unser Volksrock’N’Roller. Der halt manchmal seine feminine Seite unterdrückt. Oder lieber über seine „Buama und Madalein“ spricht, die fleißig zu seinen Veranstaltungen kommen. Der Philosoph Franzobel ließ sich zu einer tollen Wortneuerbastelung hinreißen und sprach schließlich von einer Töchterallergie. Weil halt doch ganz schön fesche und gscheite Töchter dabei sind, die erwähnt gehören ;)
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#3: freiwillige Erkenntnisisolation. Dieser Begriff stammt zugegebenermaßen von einer (deutschen) Ausschussvorsitzenden beim NSU-Prozess, der in München stattfand, aber er beschreibt treffend die manchmal einseitig betriebene Ermittlungsarbeit und –verwertung in Prozessen. Bei uns würde man das bloß freie Beweiswürdigung nennen, der Richter sieht die Fakten zwar, will sie aber nicht wirklich gerne gesehen haben.
#2: situationselastisch. Am 18. Februar habe ich diesen Begriff als heißen Anwärter auf das Unwort des Jahres vorgeschlagen, letztlich war ich fast ein wenig enttäuscht, dass Verteidigungsminister Gerald Klug dann doch das Rennen zum positiv konnotierten Wort des Jahres gemacht hat. „Aufgrund dieser Mehrdeutigkeit und begrifflichen Vielfältigkeit hat sich das Wort zwischenzeitlich von einem potenziellen Unwort zu einem geflügelten Wort entwickelt, was es zu einem würdigen Wort des Jahres macht“, so die Jury. Aber was soll man schon groß machen, wenn einem Andreas Mölzer mit seinem „Negerkonglomerat“ dazwischenfunkt?
#1: Komplexitätsnutznießer. Dr. Peter Resetarits, danke für diesen Moment der Wahrheit. Das Wort muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, in die einzelnen Silben zerlegen und den Klang genießen. In seinen beiden Shows „Schauplatz Gericht“ und „Bürgeranwalt“ skizziert er laufend unglaubliche Zusammenhänge, hier sprach er von Milliardären und Bildungsbürgern, die von der überhandnehmenden Komplexität des Rechts profitieren – weil sie sich im Gegensatz zu allen anderen Bürgern noch a) selbst einen Durchblick verschaffen können oder b) das nötige Kleingeld für fundierte Rechtsberatung haben. Aber wozu brauchen wir überhaupt so schwer durchschaubare Rechtsgrundlagen? „KISS“ (keep it short and simple) wäre ein passenderes Motto für unseren Gesetzgeber!
Ich erhoffe mir ein mindestens ebenso spannendes Jahr 2015 mit euch gemeinsam, auf dass unsere Träume in Erfüllung gehen mögen!