Was bisher geschah: im ersten[1] Teil meiner Serie über Drucker habe ich gezeigt, wie „tracking dots“ (fiese kleine Punkte) aufs Papier kommen, die Rückschlüsse auf den Druckzeitpunkt und das verwendete Gerät zulassen. Im zweiten[2] Beitrag habe ich erforscht, warum dein Drucker eine Festplatte integriert hat, und wie man mittels Steganographie Buchstaben, Worte und ganze Texte „geheim“ übermitteln kann. Im dritten Teil dieser Serie setze ich mich mit dem Toner-Refill-System auseinander, einige Hersteller bauen durchaus knifflige Hürden ein, da sie nicht möchten, dass man seine Druckerpatronen selbständig wiederbefüllt oder auf die günstigere Konkurrenz zurückgreift. Die wohl beliebteste Fehlermeldung mit dem Tintenschwamm werde ich auch sanft ausdrücken.
Unter den Suchergebnissen auf geizhals.at[3] finden sich viele moderne Alleskönner (Drucken, Kopieren, Scannen in einem Gerät) für weniger als 50 Euro, der billigste A4-Farblaserdrucker wird für 28,99 Euro angeboten. Das bestätigt zwar meine Vermutung, dass in Südostasien zusammengeklebte Plastikteile günstig erhältlich sind – es muss aber einen Haken geben. Siehe da: der Betrieb dieser Geräte ist vergleichsweise teuer (mal abgesehen vom Strom-, Papier- und Platzverbrauch)! Eine Tintenpatrone hat 4 Milliliter Inhalt (für die Schnapstrinker unter uns: 5 Tintenpatronenfüllungen passen in ein Stamperl hinein) und kostet durchschnittlich 16 Euro – also verlangt der Verkäufer einen Literpreis von 4000 Euro! Eine dichtbedruckte Farbseite kommt somit auf 50 Cent (50 Euro für die drei Farbpatronen, mehr als 100 Seiten wird so eine Patrone nicht bedrucken können).
Die Hersteller tricksen hierbei manchmal mit der Seitenreichweite einer Tintenpatrone – sie haben sich auf den ISO 19752-Standard für eine Musterseite geeinigt, der geht von 5% Deckung aus (das ergibt ein nahezu leeres Blatt, realistisch sind wohl eher 10-20% Deckung). Und statt Tipps zum Tonersparen gibt’s die unterschwellige Kaufaufforderung „jetzt bestellen“. Es wird also dem Kunden vorgegaukelt, dass die verkaufte Patrone leistungsfähiger bzw. langlebiger sei, als sie tatsächlich ist! Beim Auto sind wir es doch auch gewöhnt, eine Vielzahl von Informationen (Sitze, Länge, Zusatzausstattungen, Kofferraumgröße, Hubraum, Verbrauch) ablesen zu können – auf den Drucker umgelegt wäre das etwa der Milliliterverbrauch pro Seite oder der Patronenpreis pro Liter (dann könnte der Konsument die Hersteller miteinander vergleichen und seine Wahl/Entscheidung rational begründen).
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Welche Alternativen zu den teuren Hersteller-Patronen gibt es denn? Einerseits gibt’s zahlreiche Wiederbefüllungs-Stationen (die passenderweise mit dem Spruch „das Auto wirfst du ja auch nicht weg, wenn der Tank leer ist“ werben), andererseits besteht die Möglichkeit, Nachbaupatronen[4] einzusetzen. Bloßes Auffüllen der leeren Patrone reicht meistens nicht aus, da die viele Drucker einen Chip eingebaut haben, der ihnen meldet, dass die Patrone eigentlich leer sein müsste („Epson verbaut auf einigen seiner Tintenpatronen den so genannten Intellidge-Chip. Dieser misst nicht den aktuellen Verbrauch der Tintenpatrone, sondern schätzt diesen lediglich aufgrund der gedruckten Seitenanzahl. Aus diesen Daten wird der Zeitpunkt berechnet, zu dem die Patrone leer sein sollte. Ist dieser erreicht, verweigert der Epson-Drucker jeden weiteren Ausdruck.“
Es findet sich sogar eine Anleitung, wie man diesen Intellidge-Chip austricksen kann – mit dem SSC Service Utility Tool[5]). Die Alternative dazu wäre ein optischer Sensor, der die Patrone überprüft, wie voll sie ist – diese Möglichkeit verschwindet zunehmend, da sie den Hersteller um ihren Profit bringt/brachte. Eine leere Tintenpatrone könnte zu einem echten Problem werden: der Druckkopf wird auf 400 Grad Celsius erhitzt und durch die Tintenpatronenflüssigkeit gekühlt, die auf das Blatt aufgetragen wird (könnte man wohl auch gescheiter konstruieren!). Also, wie überwinden wir die lästige Füllstandsanzeige? Für das „Zurücksetzen“ der Tintenpatronen gibt’s eigene Reset-Geräte (die mit Batterie, USB, oder Netzteilanschluss betrieben werden)[6], die Kosten dafür liegen im Bereich einer Tintenpatrone (13-23 Euro je nach Modell bei Canon). Problem hierbei: die Füllstandsanzeige wird dabei bloß auf Null zurückgesetzt und beginnt nicht mehr hochzuzählen – der Anwender muss sich also selbst darum kümmern, dass immer genügend Flüssigkeit in der Tintenpatrone drinnen ist, damit sein Druckkopf nicht durchschmort (Tipp: nachgemachte Patronenflüssigkeit in einer größeren Flasche kaufen und alle 70 Seiten sicherheitshalber einmal auffüllen, auch dazu gibt es Anleitungen im Internet).
Und wie läuft das mit den Nachbaupatronen? An sich problemlos, aber manche Hersteller bauen hier Hürden ein, damit der Kunde glaubt, dass die nachgemachte Tintenpatronenflüssigkeit automatisch minderwertiger sei (auch hier gibt es zahlreiche unabhängige Tests, die zu verschiedenen Ergebnissen kommen – von: „kein Unterschied bemerkbar“ bis „Markenqualität siegt, der Preisunterschied von bis zu 90% ist aber nicht gerechtfertigt“). Eine Anekdote dazu aus dem Mobilfunkbereich: Apple hat bei einigen Produkten eine Funktion integriert, die bei Nicht-Apple-Akkus keine Energiesparmaßnahmen setzte bzw. schneller als notwendig die Energie aus dem Akku entzog, sodass eine häufigere Aufladung nötig wurde – vermutlich, damit der Kunde glaubt, dass Nachbauakkus automatisch minderer Qualität wären. Der Hersteller „sichert“ sich seine Umsätze also damit, dass er inkompatible Steck-, Schraub- oder Füllsysteme aus dem Markt drängt, anstatt dem Kunden eine Verwendung günstigerer Nachbauprodukte zu ermöglichen. Eine Frechheit, sowas!
Manche Drucker laden automatisch Treiber vom Hersteller herunter, nach dem Update werden dann die Nachbauten bzw. nachgefüllten Patronen nicht mehr erkannt – Tipp: dem Drucker-Treiber den Internetzugang untersagen.[7]
Eine weitere Frage beschäftigt mich schon seit längerem: kann der Hersteller wirksam die Gewährleistungspflicht (2 Jahre auf bewegliche Sachen wie Drucker oder Mobiltelefone) ausschließen, wenn man selbst Änderungen am Gerät vornimmt oder das Markengerät mit Nachbauprodukten (Tintenpatrone, Akku) zusammen verwendet? HP schreibt dazu in seiner Garantieerklärung: „... Im Support nicht enthalten ist die Behebung von Schäden oder Ausfällen, die verursacht wurden durch die Verwendung von Medien, Zubehör und sonstigen Produkten, die nicht von HP stammen, oder …“ Canon schließt die Garantie aus für: „Defekte, die unmittelbar auf die Verwendung von nicht mit dem Produkt kompatiblen Ersatzteilen, Software oder Verbrauchsmaterial (z.B. Tinte, Papier, Toner oder Batterien) zurückzuführen sind.“ Die meisten Kunden resignieren bei solchen Zeilen – nicht so der gelernte Jurist, der meint: Garantie kann der Hersteller gewähren oder ausschließen wann er möchte, denn damit garantiert der Hersteller meist über die gesetzliche Gewährleistungspflicht hinaus die Funktionstüchtigkeit seines Produkts (zB. Autowerbung: „Garantie für 7 Jahre oder 100.000 Kilometer Fahrleistung“). Fazit: die bloße Verwendung von Nicht-Original-Teilen führt nicht automatisch zum Verlust der 2jährigen Gewährleistung auf Drucker (daneben gibt es auch noch das Produkthaftungsgesetz, das grundsätzlich eine Schadenersatzpflicht sowohl für den Hersteller als auch den Verkäufer festlegt, wenn „durch den Fehler eines Produkts ein Mensch getötet, am Körper verletzt oder an der Gesundheit geschädigt oder eine von dem Produkt verschiedene körperliche Sache beschädigt“ wird, so § 1 des PHG). Der Reparaturservice-Mitarbeiter kann aber problemlos feststellen, ob das Nachbauprodukt den beanstandeten Schaden verursacht hat (Beispiel: man versucht, mit grober Gewalt eine Konkurrenz-Tintenpatrone einzusetzen und beschädigt dabei das Markengerät) und kann dann sogar die Gewährleistung ablehnen (mit dem Verweis, dass er nur für bereits bei der Übergabe vorhandene Mängel Gewähr leisten muss). Die Stiftung Warentest meint in diesem Zusammenhang: „Druckertinte ist teuer. Ob Canon, Epson oder HP: Die Markenanbieter verkaufen ihre Drucker für wenig Geld und machen mit den Patronen ordentlich Kasse. Billigpatronen von Drittanbietern mögen sie nicht. Mancher Kunde glaubt sogar, dass er die Gerätegarantie verliert, wenn er günstige Tintenpatronen von Drittanbietern nutzt. Das stimmt nicht. Gesetzliche Gewährleistung und Herstellergarantie hängen nicht von der verwendeten Druckertinte ab.“[8] Alles andere wäre wohl sittenwidrig (§ 879 Absatz 1 ABGB) oder vom UWG (Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb) umfasst.
Es ist denkbar, dass Markenhersteller den Nachbauern den Verkauf untersagen (Einschüchterungstaktik), weil sie ihre jeweiligen Formen bzw. Zusammensetzungen urheberrechtlich (Patent- und Musterschutz) haben schützen lassen – dazu meine ich wiederum: es ist eine ausgesprochene Sauerei, dass die Hersteller ihre Profite auf diese Weise absichern wollen, denn: gäbe es vernünftige Markenproduzenten, hätten wir diesen Zirkus um Nachbaupatronen und Wiederbefüllung gar nicht.
So, und nun zum „Resttintenbehälter“[9]: so wird der Tintenschwamm genannt. Bei jedem Aufwärmvorgang werden ein paar Tröpfchen Tinte im Gerät verteilt, die werden unten vom Tintenschwamm wieder aufgefangen. Der Hersteller baut ein Zählwerk ein, um zu „verhindern“, dass die Patronenflüssigkeit ausläuft und sich im Raum verteilt – nach einer gewissen Zahl an Druckvorgängen zeigt dann der Drucker an, dass er ab hier keinen Schritt mehr tut. Mein Tipp dazu: Zählwerk des Druckers zurücksetzen (Software dazu ist unter einschlägigen Suchbegriffen rasch auffindbar, Gerätetyp/-nummer sollte man halt wissen), Rest auf eigenes Risiko (weiterdrucken wie bisher, Hersteller warnt davor, dass die Lebensdauer zu Ende ist und die Tinte alles vollsauen könnte -> Gerät auf abwaschbare Unterlage stellen und selten rütteln bzw. sorgsam reinigen).
Im vierten Teil der Drucker-Serie werde ich mich mit dem 3D-Print-Verfahren auseinandersetzen, welche Einsatzgebiete denkbar sind und wo gerade die größten Probleme zu bewältigen sind.