Werden fälschungssicherere Banknoten absichtlich zurückgehalten?

Zugegeben, das Thema ist hochspekulativ – doch ich versuche im Folgenden zu beweisen, dass meine Vermutung nicht aus der Luft gegriffen ist. Darauf gebracht hat mich die von Horst Lüning geäußerte These[1], wonach es dem Staat (also konkret etwa der EZB oder der FED) letztendlich egal sein kann, wer die neuen Banknoten druckt – und daher absichtlich die Sicherheitsstandards niedrig hält, um Geldfälschern den „Marktzugang“ einfacher zu gestalten (die dann im Sinne von Outsourcing die neuen Banknoten drucken und wie eine gewöhnliche Firma auch Gewinne damit machen dürfen).

Ein Blick in die geschichtliche Entwicklung der Währung zeigt deutlich: es gab schon seit jeher Probleme mit Wechselkursen, Geldfälschern und der ausreichenden Verfügbarkeit von Währungseinheiten (zB. Münzen oder Banknoten). Da möchte ich einhaken: es muss zu jeder Zeit gewährleistet werden können, dass genügend Währungseinheiten im Umlauf sind – ansonsten kommt es rasch zur Panik („Massenabhebungen“ in Zypern[2], es gilt allerdings die Einlagensicherung bis zu Vermögen von € 100.000,-). Auch von den Griechen kam gerade eine Schlagzeile („Griechen heben massenweise Geld von ihren Konten ab“[3]), möglicherweise stehen die Vorgänge im direkten Zusammenhang mit den im Jänner anstehenden Parlamentswahlen. Die Bargeld-Verwaltungsstelle tut generell gut daran, genügend Reserven übrig zu haben, um alle Nachfragen rasch bedienen zu können.

Das führt uns direkt zu einem weiteren Punkt: auch die bloße „Vorratshaltung“ von Bargeld kostet den Staat ein hübsches Sümmchen. So müssen immer wieder alte Scheine vernichtet und neue Banknoten gedruckt werden, Sicherheitstransporte müssen für die Neuausgabe und Verteilung der jeweiligen Währung bereitgestellt werden, auch die Entwicklung neuer Standards kostet so einiges. Lüning meint, dies alles zusammen verbrauche etwa 1% des Geldes (leider weiß ich nicht, ob jährlich 1%).

Wir sind uns also jedenfalls darin einig, dass sich die EU (und zuletzt auch die USA[4]) regelmäßig neue Standards für Banknoten überlegt – so hat etwa die Schweizer Nanotechfirma Rolic bekanntgegeben[5], Banknoten mit einem besonderen (schwer nachmachbaren, nicht kopierbaren) Kippeffekt ausstatten zu können. Doch Hand auf’s Herz: so etwas wie eine 100%-ig fälschungssichere Währung hat bis jetzt noch keiner hinbekommen (und wird vermutlich auch nie gelingen). Das bringt mich zurück zur Ausgangsfrage: wenn es nicht möglich ist, überhaupt fälschungssichere (im Sinne von: niemand anderer außer der zentralen autorisierten Stelle kann jederzeit neue Münzen prägen oder Scheine drucken) Banknoten herzustellen, wie hoch hält man dann die Standards? Ich denke, die Währungshüter wägen da ab, wie kompliziert es für die autorisierten Drucker sein darf, um nicht komplett unrentabel zu werden (man stelle sich vor, der Druck eines 5-Euro-Scheins bräuchte Technologie, Zeit und Fachwissen im Gegenwert von € 20,-) im Vergleich zu Mindestanforderungen, damit nicht jeder auf die Idee kommt, mit einem simplen Schwarz-Weiß-Drucker selbst herumzuexperimentieren. Man toleriert also einen gewissen Anteil an Falschgeld, und hält die Bürger mit Meldungen à la „Prozess gegen Geldfälscher-Bande“[6] und Informationen zu neuen Kippeffekten[7] bei Laune. Es geht letztendlich bloß darum, eine vertrauenswürdige Währung zur Verfügung zu stellen. Das scheint der Europäischen Union im Großen und Ganzen gelungen zu sein, auch wenn man teils schwache Begründungen fand, um die neue Banknotenserie einzuführen (spezielle Beschichtung für längere Lebensdauer). Der Bürger verliert jedenfalls das Vertrauen in eine Währung, die alle drei Monate ausgetauscht werden muss, weil zu viele Fälschungen im Umlauf sind.

Ein weiterer zentraler Punkt jeder Währung ist die Akzeptanz im Ausland – in Euro habe ich bisher nur in Ungarn (Sopron) erfolgreich bezahlen können. Beliebter sind da sicherlich der US-Dollar (einer Studie zufolge befinden sich 2/3 der US-Dollar-Scheine nicht in den Vereinigten Staaten!) und Renminbi (chinesische Währung, es werden zusätzlich Auslandsinvestitionen erleichtert[8]), da diese Währungen rund um den Globus verteilt werden, etwa als Löhne für Mitarbeiter auf Offshore-Bohrtürmen. Wie viele Mitarbeiter beschäftigt die Europäische Union außerhalb der EU, die in Euro bezahlt werden und diese vor Ort für Nahrungsmittel und Wohnstellen ausgeben können? Es gelingt noch nicht einmal, sich für die gesamte Union („Einheit“) auf eine Währung zu einigen: Dänemark und Schweden mit Kronen, britische Pfund, ungarische Forint, tschechische … - wie soll man eine Währung bitte weltweit ernst nehmen, die noch nicht mal innerhalb des eigenen Territoriums überall gilt?

Seitdem die EU im Vorjahr beschlossen hat[9], dass jeder Bürger Zugang zum eigenen Girokonto haben soll, vermute ich generell eine Strategie im Hintergrund, die eigentlich darauf abzielt, dass wir künftig alle Transaktionen nur noch bargeldlos (elektronisch) durchführen. Damit könnte man endlich das individuelle Vermögen jedes Einzelnen stichtagsgenau erfassen (etwa für Vermögensbesteuerung), Drogenhandel und Korruption fielen damit auch gleich weg. Keiner kann sich der Spirale mehr entziehen, wenn Banken zunehmend in Richtung „wir schenken dir was, wenn du bargeldlos einkaufst“ werben und NFC-Standards[10] einführen. Ich wurde schon stutzig, als mich meine Bankberaterin darauf ansprach, ob ich noch anderswo Vermögenswerte hätte – und mich bat, diese umgehend zur Bank zu bringen, weil sie dort sicherer seien und ich lächerliche Zinsen dafür bekommen würde. Der Gesetzgeber bemüht sich auch stark, alternative Währungsmodelle wie Bitcoins, Litecoin, Dogecoin, Ripple, Primecoin (allesamt Kryptowährungen) oder regionale Tauschringe (mit regionalen Währungen wie dem Wald4tler, Sonnengutscheine vom Heini Staudinger) zu unterbinden, aus dem Markt zu drängen oder totzuschweigen.

Eine Anmerkung zu Bitcoins: ich habe selber vor kurzem testweise Bitcoins gekauft, weil ich die Faszination verstehen möchte (was ich mit diesen Bitcoins vorhabe, erfahrt ihr in einem meiner nächsten Beiträge) – und auch hier fällt mir deutlich auf: sobald das Vertrauen in die Missbrauchssicherheit (Fälschung und Diebstahl nahezu unmöglich) hoch genug ist und die Währung international anerkannt wird (etwa zur Ausbezahlung des Lohnes oder zum Einkaufen von Lebensmitteln), dann wird sich kaum mehr wer für Euro-Münzen oder -Scheine interessieren (schlichtweg, weil beim Wechsel von Euro in eine andere Währung ständig Wechselspesen anfallen und der Euro selbst nicht die ultimativ sicherste Währung darstellt). Wenn niemand an Bitcoins glaubt, so werden diese bald wieder vom Markt verschwinden. Die EU verlangt von Bitcoin-Börsen auch, dass sich diese mit dem Hinweis „Vorsicht, diese Währung ist hochspekulativ!“ selbst schwächen (da ist kein Staat dahinter, der im Falle des Bitcoin-Crashs eingreift) und sehen ihre zentrale Geldschöpfungsmacht untergraben. Lüning meint, die Entwicklung der Bitcoins kann gar nicht so falsch sein, denn wenn sich offizielle Vertreter bemühen, Bitcoins klein zu halten, dann zeigt das, dass an der richtigen Stelle gearbeitet wurde.

Mein Fazit: es werden im Hintergrund ständig neue Standards entwickelt, aber nicht eingeführt – aus verschiedenen Gründen. Einerseits dürfen diese neuen Technologien nicht besonders kosten- oder zeitintensiv sein, um die Neuherstellung von Banknoten rentabel zu halten. Andererseits kann man nicht einfach die Banknoten alle drei Monate austauschen, wenn man die Bürger nicht verunsichern will. Folglich wird ein gewisser Anteil an Falschgeld akzeptiert, solange die Nutzer nicht generell das Vertrauen in die Währung verlieren. Dass die EZB aber das Herstellungsmonopol an Fälscher abgibt, weil das Drucken selbst zu aufwändig wäre – das halte ich für frei erfunden.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:57

fischundfleisch

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