"DER SCHWEBENDE HEILIGE"

"Gestern Abend sah ich bei einer Versammlung einen Yogi, der mehrere Fuß hoch über dem Boden schwebte..."

erzählte mir mein Freund Upendra mit wichtiger Miene. Ich lächelte, denn ich besuchte Bhaduri Mahasaya in der Oberen Ringstraße gerne. "Lass Mukunda kommen, so oft er will" sagte der Weise, dessen Augen funkelten. "Ich lebe nicht um meiner Ruhe willen so zurückgezogen, sondern um anderen ihre Ruhe zu gönnen. Weltliche Menschen finden wenig Geschmack an meinen offenen Worten, weil ich ihnen damit ihre Illusionen raube.Heilige sind nicht nur selten, sondern auch unbequem. Sogar durch ihre schriftlichen Werke bringen sie die Menschen oft in Verlegenheit."

"Maharishi ("Großer Weiser";), Ihr seid der erste Yogi, von dem ich weiß, dass er nie sein Haus verlässt." - "Gott lässt Seine Heiligen manchmal auf ungewöhnlichem Boden wachsen, damit wir nicht denken, dass Er irgendeinem Regelzwang unterliege." Mit diesen Worten setzte sich der Weise in die Lotosstellung. Sein Körper vibrierte vor Energie; obgleich er in den Siebzigern war, sah man ihm weder sein Alter noch seine sitzende Lebensweise an. Er hatte das Antlitz eines Rishis, so wie es in den altüberlieferten Texten beschrieben wird. Sein Haupt mit langem Barthaar war edel geformt, seine Gestalt aufrecht und kräftig und sein Blick fest in der Allgegenwart verankert.

Wir versanken beide in einen meditativen Zustand. "Du gehst oft in einen Zustand tiefen Schweigens ein; hast du aber schon Anubhava (tatsächliche Wahrnehmung Gottes) erlangt?" Mit diesen Worten wollte er mir andeuten, dass ich Gott mehr lieben solle, als die Meditation. "Verwechsle nie die Technik mit dem Ziel," fügte er hinzu.

Dann bot er mir einige Mangos an. Mit dem ihm eigentümlichen geistreichen Humor, der mich bei seinem sonst so ernsten Wesen entzückte, bemerkte er: "Die meisten Menschen fühlen sich mehr zum Jala-Yoga (Vereinigung mit der Nahrung) als zum Dhyana-Yoga (Vereinigung mit Gott) hingezogen."

Was die Rishis als wesentlich für die Erlösung der Menschehit erkannt haben, braucht für das Abendland nicht verwässert zu werden. Morgen- & Abendland sind sich innerlich zutiefst verwandt, wenn auch jedes äußerlich einen anderen Entwicklungsweg gegangen ist. Doch weder Ost noch West werden gedeihen können, wenn sie sich nicht in der einen oder anderen Form einer Disziplin unterwerfen, wie sie durch Yoga geboten wird."

Einige der Schüler legten Rupien in Bhaduris Pantoffeln, die neben ihm auf dem Boden standen, während er in der Yoga-Stellung saß. Dieser in Indien übliche, ehrfürchtige Brauch bedeutet, dass der Jünger dem Guru seine materiellen Güter zu Füßen legt. In Wirklichkeit aber ist es Gott selbst, der die Seinen durch dankbare Freunde versorgen lässt.

"Meister, Ihr seid wunderbar!" bemerkte einer der Schüler beim Abschied, indem er begeistert zu dem patriachalischen Weisen aufblickte. "Ihr habt Reichtum und Bequemlichkeit aufgegeben, um Gott zu suchen und uns Seine Weisheit zu vermitteln." Es war allgemein bekannt, dass Bhaduri Mahasaya in seiner Jugend auf eine beträchtliche Erbschaft verzichtet hatte, um sein Leben ganz dem Weg des Yoga zu weihen.

"Der Fall ist genau umgekehrt", sagte der Heilige mit sanftem Vorwurf. "Ich habe ein paar armselige Rupien und billige Vergnügungen gegen das Kosmische Reich ewig währender Glückseligkeit eingetauscht. Wie könnte ich mir dabei etwas versagt haben? Ich freue mich, wenn ich meinen Reichtum mit anderen teilen kann. Ist das etwa ein Opfer? Die eigentlichen Entsagenden sind die kurzsichtigen weltlichen Menschen, die um des armseligen irdischen Flitterwerks willen auf unvergleichliche göttliche Reichtümer verzichten."

Ich lachte still in mich hinein, als ich diese paradoxe Ansicht über den Begriff "Entsagung" hörte, die jeden heiligen Bettler in einen Krösus verwandelt und die stolzen Millionäre zu unbewussten Märtyrern macht.

"Das göttliche Gesetz sorgt weit besser für unsere Zukunft als alle Versicherungsgesellschaften."

Diese Schlussworte des Meisters brachten seinen praktischen, auf Erfahrungen beruhenden Glauben zu Ausdruck.

"Die Welt ist voll von ängstlichen Menschen, deren Stirn von Sorgen zerfurcht ist und die sich an äußere Sicherheiten klammern. Er jedoch, der uns vom ersten Atemzug an mit Luft und Milch versorgt hat, wird auch Mittel und Wege finden, um Seine Kinder am Leben zu erhalten."

nachfolgend eine Anmerkung zu diesem Kapitel aus dem Buch: "Autobiographie eines Yogi" von Paramahansa Yoganda (05.Jänner 1893 - 07.März 1952):

Von den "schwebenden Heiligen" der christlichen Welt ist u.a. der im 17.Jahrhundert lebende heilige Joseph von Cupertino bekannt geworden. Seine Wundertaten wurden von vielen Augenzeugen bestätigt. Die Geistesabwesenheit des hl. Joseph war in Wirklichkeit göttliche Sammlung. Seine Klosterbrüder ließen sich bei ihren täglichen Mahlzeiten nie von ihm bedienen, weil er oft mitsamt dem Geschirr zur Decke aufstieg. Der Heilige war also einzigartig ungeeignet für irgendein irdisches Amt, da er sich nie für längere Zeit auf der Erde halten konnte. Oft genügte der Anblick einer heiligen Statue, um den hl. Joseph aufwärtsschweben zu lassen. Dann konnte man die beiden Heiligen - den einen aus Stein und den anderen aus Fleisch - hoch in der Luft umeinander kreisen sehen.

Die hl. Theresia von Avila, deren Seele sich zu höchsten Höhen aufschwang,empfand das Emporschweben ihres Körpers als äußerst störend. Vergeblich suchte sie, die mit vielen organisatorischen Aufgaben betraut war, ihre "erhebenden" Erlebnisse zu verhindern. "Alle kleinen Vorsichtsmaßnahmen sind umsonst" schrieb sie, "wenn der Herr es anders haben will." "Der Körper der hl. Theresia, der in einer Kirche von Alba (Spanien) aufgebahrt liegt, ist bis heute - vier Jahrhunderte nach ihrem Tode - noch nicht verwest und sendet einen blumigen Duft aus. Zahllose Wunder haben sich an diesem Ort zugetragen.....

Wollen wir - jetzt - gemeinsam lächeln?

"Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich Eure Schulweisheit nichts träumen lässt."- Shakespeare aus: "Aphorismus"

Und im Wissen darum lächle ich Euch heute freundlich zu - auf dass mein Lächeln Euch erreichen möge, sich in Euch wiederfindet und ihr dieses weiterverschenken möget....

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Darpan

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fischundfleisch

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