..... tönte es neulich von einer mir wohlbekannten männlichen Stimme in mein Ohr. Hätte ich bloß jenes Telefonat nicht geführt! Oder doch? Vehement und bestimmt stemmte ich mich dagegen. "Na, Gott sei Dank, bin ich NICHT NORMAL!" zischte ich sarkastisch in die "Löcher" des mobilen Telefons.
Und, ich rechtfertigte mich – ob meiner "Nicht-Normalität": "Wenn es normal ist, dass man alles tut, was einem die anderen vorbeten und aufbereiten – dann bin ich gerne nicht normal. Wenn es normal ist, nicht individuell zu sein, dann bin ich gerne nicht normal. Wenn es normal ist, zu lügen und zu betrügen - dann bin ich ganz, ganz gerne: nicht normal. Gerne gestalte ich mir meine "Fahrpläne durchs Leben".
Es fing so an. Ich kam voriges Jahr einem wichtigen Termin nicht nach. Ich fühlte mich diesem nicht gewachsen. Dies sagte ich meinem männlichen - "äußerst im Leben stehenden" Telefonpartner. Das konnte er nun gar nicht verstehen. Vor allem, weil ich es "so" argumentierte: Sollte ich mich auf eine nicht vorhandene Erkrankung oder auf anderes ausreden? Sollte ich mich hinter Lügen verstecken?
Nein. Vor einiger Zeit hatte ich beschlossen, dass es auch - oft - Mut braucht, zur Wahrheit, zu seinen Handlungen, oder wie in diesem Fall zu jener Nichthandlung. Was ich also erntete? "Das ist nicht normal - Du bist nicht normal". - "Gut, dann bin ich eben nicht normal" konterte ich. Das Gefühl, welches mich "beschlich" - im selben Augenblick, war ein schlechtes. Man muss doch "normal" sein. Alles andere bedeutet: ausgelacht werden, nicht ernst genommen werden, keinen Respekt, keine Achtung zu ernten... Ich halte nun inne: Dies ist also das Ergebnis, wenn man zu sich steht.
Individualität ist also - nicht normal. Schwächen zuzugeben - ist auch nicht normal..... Was normal ist, das meint wohl jener langjährig Bekannter - wie gesagt "mitten im Leben stehend" - zu wissen. Ich begann zu reflektieren: er ist Mitte 60. Hat Krebs. Dennoch sitzt er tagtäglich im Büro. Weil es seine größte Leidenschaft ist: Geld zu scheffeln. Liegenschaften zu kaufen, wenn jemand wirtschaftlich "in die Knie geht". Um diese wieder mit satten Gewinnen zu veräußern. Er "schachert" tagtäglich wie ein Besessener - seine Erkrankung ignoriert er. Da ist dann noch seine um ca. 15 Jahre jüngere Frau. Sie musste nie wirklich arbeiten. Wenn sie dies versuchte, so war es aus Langeweile. Jener Zustand war es wohl auch, der sie bewog, ihn fortan eifrig und "fleißig" zu betrügen. Er war ja ständig am "hackeln". Die Villa, die vielen Reisen, die großen Geschenke - all das konnte ihre Langeweile nicht ausfüllen. Sich selbst "zu verwirklichen", nachdem die Kinder den Abnabelungsprozess einleiteten, schaffte sie nicht. Sie begann zu trinken, betrog ihn weiter. Stritt und raufte sich mit ihm. Eines Abends meinte sie, dass sie es nicht erwarten könne, bis er "verrecken" würde. In jener Lebensphase attackierte sie ihn auch körperlich und trat ihn - kurz nach seiner Krebsoperation.
Es kam der Zeitpunkt, wo sie auszog. Zu einem anderen Mann - und die Scheidung wollte. Und.... viel Geld wollte.... Logisch. Geld herzugeben, damit hatte er ein echtes Problem. Schlug er doch zuvor sämtliche "Hackerl" und die phantasievollsten "Pirouetten", dass sie nicht dahinter kommt, welche Beträge und welche Güter er angescheffelt hat. Nun. Der "Lover" ist wieder ad acta gelegt. Sie zog zurück in die Villa, und es könnte schon sein, dass sie sich denkt: "tja, der Alte ist eh krank und deutlich älter - ich werde warten...." Zwischenzeitlich wird sie wieder beschenkt und monatlich geht es eine Woche auf Reisen. Es wird "lieb" getan. Er sagt: "das ist alles im Plan - ich sorge dafür, dass sie kein Geld bekommt... daran arbeite ich...."
So. Und nun frage ich mich ernsthaft - ehrlich (!) - bin ich es tatsächlich, die, die nicht normal ist? Denn, all diese Lebensansichten verstehe ich ehrlich nicht. "Du kannst Dir das alles nicht mitnehmen, wenn Du stirbst - weißt Du das? Ist Dir das wirklich klar?" frage ich ihn immer wieder..... er sagt "ja" - und hortet wie ein Bessener weiter. Neulich hätte sie ihn wieder attackiert - weil sie besoffen war... es sei wieder so, wie früher..... erzählte er ..... und flog mit ihr ein paar Tage später weg.... in den nächsten Urlaub und das nächste Luxushotel..... Was, bitte ist eigentlich normal? Einer Norm entsprechend.... welche aufgestellt wurde, um das Zusammenleben der Menschen in den unterschiedlichen Lebenskategorien zu regeln. Hm.... Was für eine "Ent-wicklung"... Oder eher doch: "Ver-wicklung"?......