„FESCH ! EIN BÜRGERLICHER UNTER DEN GRÜNEN“

Georg Willi

Freundlich, gutaussehend und flott kommt er mir entgegen – „der Bürgerliche“ in den Reihen der Grünen.

„Ich bin eher bürgerlich“ sagt er.

Und rasch merke ich: Das sagt er nicht nur so – das ist er! Ein Innsbrucker Politiker und Nationalratsabgeordneter.

„Frau Grimus?“ – er. Ich: „Herr Willi?“ Er: „Gehen wir in den grünen Salon?“ Ich – ganz auf geistige Flexibilität bedacht: „Wir können auch an einen anders farbigen Ort gehen!“

„Passt, dann gehen wir ins Kaffeehaus“ meint Herr Willi. „Aha“ denke ich. Dieser Mann agiert „raumübergreifend“.

Während des kurzen Weges zum Kaffeehaus erzählt er mir von seinem schönen Tirol. Von der Natur, der hohen Lebensqualität und der verkehrstechnisch zentralen Lage. „Wir sind im Herzen Europas!“ höre ich und erfahre, wie schnell man von Innsbruck aus in Berlin, Rom oder Paris ist.

„Das heilige Land“ sag` ich und er? „Na, das mit dem Heilig-Sein is nimma.“

Ist er doch nicht so traditionsbewusst? Der „grüne Tiroler“?

Wir beginnen mit meiner Frage zu Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Harter Tobak – ich gestehe es. Ich mache Herrn Willi auf das eben in Vorarlberg abgedrehte Musikvideo „Brich Dein Schweigen“ aufmerksam und frage: „Die Kindheit ist unser aller Basis, was möchten sie zu diesem Thema sagen?“ Ich merke, er ist über die Fragenauswahl etwas geschockt oder zumindest überrascht.

Herr Willi: „Eine Gesellschaft funktioniert auf Dauer nur, wenn es Respekt gibt. Es geht um gegenseitigen Respekt! Schlagen oder niedermachen lehne ich ab!“

„Herr Willi, was ist es, das Menschen so sein lässt?“

Herr Willi: „Es ist fehlende Bildung.“

Worauf ich kontere: „Aber Misshandlung und Perversion kommt in gebildeten Gesellschaftsschichten ebenso vor …“

Er: „Ja. Ich meine aber Herzensbildung!“

Wir sind uns einig. Wer selbst misshandelt oder missbraucht wurde und diesen Schmerz nicht aufarbeitet, läuft Gefahr diese Qual weiterzugeben.

„Wo Misshandlung und Missbrauch vorkommen, muss man einschreiten. Wenn ein Gespräch, wenn der Hinweis, sich rasch therapeutische Hilfe zu holen nichts nützt, muss jeder von uns den Mut haben, das auch anzuzeigen, gerade wenn Gefahr in Verzug ist.“

„Es geht um Machtmissbrauch von unfertigen, unreifen Menschen – um fehlende Herzensbildung und fehlendes Mitgefühl“ so ergänzt Willi.

„Und Gott? Brauchen wir Menschen einen Glauben an eine höher geordnete Macht, versus eine Art höhere Energiezentrale, welche über dem Irdischen steht?“

Willi: „Ich persönlich brauche den Glauben! Denn die Welt kann viele Fragen nicht erklären. Religionen bieten hier Antworten. Ich bin Christ und leite sogar einen Chor, der viel Kirchenmusik macht.“

„Und die Sache mit den Kreuzen in den Klassenzimmern, Herr Willi?“

„Das soll die Entscheidung der Klasse sein. Ein Religionslehrer in meinem Freundeskreis macht das so, dass er zu Schulbeginn diese Thematik mit den Kindern bespricht. Herausgekommen ist ein von den Kindern selbst gestaltetes Kreuz, bei dem jedes Kind seinen persönlichen Zugang findet. Für mich sind Religionen bereichernd – trotz aller Verfehlungen, die es ‚im Namen Gottes‘ gab und gibt.“

„Nun, Herr Willi – und die Politik? Viele Menschen meinen, die Politiker sind nur noch Marionetten der Banken und der Wirtschaft!“

Willi: „Das Wort Marionetten ist sicher zu hart! Ich würde Handlanger sagen. Sie gehen jenen zur Hand! Bestes Beispiel ist die Bankenkrise, die in kürzester Zeit abgehandelt wurde. Primär sind es ÖVP und FPÖ, die den verlängerten Arm spielen. Ich hoffe, nein, ich glaube aber daran, dass seitens der Politiker in Österreich keine Gelder von Banken und Lobbys angenommen werden.“

„Herr Willi, glauben Sie, dass die Polizei allein das Problem in der städtischen Kriminalität lösen kann?“ I

Ich erhalte ein klares und festes „Nein!“ Denn Aufgabe der Polizei sei es vor allem, für die Sicherheit von Leib und Leben und den Schutz des Eigentums zu sorgen. „Vieles, was der Kriminalität zugeordnet wird, kann aber besser mit Sozialarbeit, mit Hilfe, Wohnung und Arbeit zu finden, gelöst werden. Daher brauchen wir hier einen viel breiteren Ansatz.“

„Herr Willi, ein Österreicher gab mir auch diese Frage weiter: Können sich Politiker noch schämen?“

„Ja schon.“ Meinte er.

„Privat schäme ich mich immer wieder. Und als Politiker schämte ich mich drei Mal. Weil ich „Topfenentscheidungen“ (Fehlentscheidungen) traf. Ich hatte zu schlecht recherchiert.“

Herr Willi erzählte weiter. Doch ich denke, dass ich Ihnen hiermit sagen kann: „Dieser Mensch und Politiker kann sich gewiss noch schämen!“

Glückliches Innsbruck – sollte nebst dem Goldenen Dachl dieser Mensch eventuell Bürgermeister, Euer Bürgermeister werden!

Meine Damen und - auch - Herren! Dieser Herr Willi ist nicht nur fesch – sein Herzerl ist noch dort, wo es hingehört.

Ein Mann mit Herz und Verstand – „a Mensch“ eben – „a echta Mensch!“

https://www.gruene.at2017-nrw/wahlprogramm-2017

Georg Willi

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